Kapitel 29: Am Boden angekommen und doch hoch oben

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Liz

Mittlerweile taumle ich leicht benommen durch die Strassen. Der Wodka hat meine Gedanken und meine Gefühle betäubt, aber leider auch meine Sinne. Ich weiss nicht mal genau, wo ich bin, obwohl mir alles sehr bekannt vorkommt. Ich glaube, ich bin mittlerweile im Luxusquartier Londons... ganz in der Nähe von Jasons Appartementkomplex... hm... hat man von dort oben nicht eine wunderschöne Aussicht über London?

Jason

Heute macht mir das Partymachen im Club noch viel weniger Spass wie sonst schon. Ich habe die ganze Zeit so ein Gefühl, dass etwas ganz und gar nicht stimmt und dass ich dringend nach Hause müsste... ich weiss nicht wieso.

Jedenfalls ist das der Grund dafür, dass ich bereits um 22.30 wieder auf dem Weg nach Hause bin, obwohl wir gerade mal eine halbe Stunde unterwegs waren.

In meinem Apartment angekommen fällt mir als erstes auf, dass das Licht an ist, was sehr ungewöhnlich ist, denn ich habe es garantiert nicht angelassen.

Einen Moment lang kommt mir die Idee, dass Liz vielleicht hier sein könnte, doch dann verwerfe ich den Gedanken, das kann gar nicht sein. Nicht nach unserem letzten Aufeinandertreffen.

Es wird wirklich höchste Zeit, dass ich über sie hinweggekommen.

Plötzlich höre ich jemanden schräg etwas singen... die Stimme kommt mir sehr bekannt vor, auch wenn sie extrem abgehakt, heiser und betrunken klingt. Ich bemerke, dass die Tür zu meiner Dachterrasse offen ist und erblicke dann schliesslich auch eine Frau auf meiner Dachterrasse, welche sich extrem übers Geländer runterbeugt, herumschreit und singt.

Mein Verdacht bestätigt sich beim Näherkommen sehr schnell, auch wenn ich ihm zuerst nicht erlauben wollte wahr zu sein: Das ist Liz.

„Daas Leeeben ist scheisse... haha... hörst du mich Leben... du... bis scheisseee!"

Sie will sich am Geländer hochziehen, ist aber zu schwach dafür.

Was macht sie da bloss verdammt noch mal? Ich gehe näher hin.

„Liz? Was soll das Liz? Komm da lieber weg!"

Sie scheint mich nicht zu hören, sie schreit einfach weiter und flucht mittlerweile, weil sie zu schwach ist, um sich aufs Geländer zu ziehen.

Ich beschleunige meine Schritte und bin nun fast bei ihr, da schafft sie es doch sich aufs Geländer hochzuziehen und sich hinzusetzen. Sie taumelt extrem und ich bekomme einen kleinen Herzinfarkt nach dem andern. Sie könnte runterstürzen! Ich muss sie sofort da runter holen!

Ich habe gewusst, dass das Geländer zu wenig hoch gewählt war... scheisse Mann, wie bekomme ich sie jetzt da runter, ohne sie in so einen Schock zu versetzen, dass sie sich am Ende noch vor meinen Augen fallen lässt?!

Liz

Mein Hirn ist immer noch durch Watte betäubt, alles schwankt um mich herum... ich halte mich an diesem Eisengeländer auf dem ich sitze und verliere immer wieder fast das Gleichgewicht. In mir ist das Bedürfnis diese scheiss Eisenstange einfach loszulassen. Es wäre alles so einfach. Ich würde endlich erfahren, wie sich Fliegen anfühlt, könnte in diesem tollen betäubten Zustand bleiben und müsste mich nie wieder mit meinen Problemen herumschlagen.

Man könnte sich einbilden, man könnte schweben. Es würde mich befreien.

Dieses Eisengeländer kommt mir auf einmal wie ein Gefängnis vor, auch wenn es mich gar nicht einschliesst, so sorgt es doch dafür, das sich auf einer Stelle festgehalten werde. Ich sollt es einfach loslassen, dann könnte ich mich befreien von all der Scheisse und bräuchte nicht mal mehr den Wodka.

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