Teil 4

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>>Ich will, dass du ihr aus dem Weg gehst.<<forderte Nevan von seinem Bruder, ohne seinen Kopf von den Papieren zu lösen, die auf seinem Schreibtisch lagen. >>Und warum denkst du, dass ich darauf hören werde? Ich habe sie gefunden.<< protestierte er. Nevan lachte auf, bevor er seinen Stift auf den Tisch legte und interessiert seinen Blick hob.
>>Sie ist kein Gegenstand Laith. Wäre die Schlinge nicht um ihren Hals, könnte sie uns alle binnen Sekunden umbringen. Also ja. Ich fordere von dir, verlange von dir, dass du dich von ihr fern hältst.<<
>>Seit wann bist du der ältere von uns Nevan? Es ist schon beschämend genug, dass mein jüngerer Bruder auf dem Posten sitzt, der einst mein war und jetzt gibst du mir auch noch Befehle?!<< warf Laith ihm mit bebender Stimme vor.
Nevan schlug mit seiner Faust auf den Tisch, bevor er aufstand und auf ihn zulief. >>Ich wäre nicht hier, wenn du in deinem gottverdammten Leben eine richtige Entscheidung getroffen hättest, also wag es nicht mir dein Versagen vorzuwerfen Bruder.<<
Laiths Nasenflügel bebten auf, als Nevan vor ihn trat, mit geballten Fäusten. >>Du weißt, dass es nie meine Absicht war und doch wirfst du es mir jedes mal vor. Ich dachte damals ich hätte das Richtige getan.<<presste er die Worte hervor, doch Nevan schien unberührt von ihnen. Stattdessen hob er nur seinen Kopf und schüttelte ihn missbilligend. >>Deinetwegen ist sie gestorben Laith. Wegen deiner Entscheidungen. Entscheidungen, die hätten vermieden werden können. Und nur deinetwegen muss ich eine unschuldige Frau mit hineinziehen und sie an diesen Psychopathen übergeben, damit ich deine Scheiße ausbügle.<<
Laith zuckte mit den Schultern. >>Sie hat lang genug gelebt. Sie wird auch den überleben.<<
Nun sah Nevan ihn doch schockiert an. >>Langsam verstehe ich den Hass, den diese Frau auf dich hegt. Verdammt, ich will nicht mal wissen, was du getan hast, damit du ihr Vertrauen erlangen konntest.<<
Nevan sah, wie Laiths Fassade nun bröckelte und der Mann zum Vorschein kam, den er am meisten in ihm verachtete. >>Ich hatte auf jedenfall meinen Spaß mit ihr.<<grinste er und Nevan wusste nicht wie, doch in einem Moment stand er ganz still und im nächsten Moment schlug er zu. Er sah nur die Frau vor seinen Augen, die einst sein gewesen war. Die Frau, die ihm sein eigener Bruder genommen hatte.
>>All die Zeit dachte ich, dass du Elea nur aus Liebe in den Ruin getrieben hast, doch mittlerweile...es macht dir spaß oder? Sie zu manipulieren und sie emotional zu zerstören?<<
Laith sah ihn schockiert an, während er seine Hand auf seine blutige Nase presste.
>>Doch sie hast du nicht brechen können. Die Wassergöttin, die in deinen Augen keinen Wert hat. Du konntest sie nicht brechen und hast stattdessen den Tod auf dich gehetzt.<< Nevan lachte, und warf ihm ein Taschentuch hin.
>>Bleib ihr fern, sonst werde ich dich nicht nur dafür vernichten.<<
Mit diesen Worten öffnete er die Tür und wartete bis sein Bruder sein Arbeitszimmer verließ.
Doch bevor er aus der Türschwelle trat, richtete er seinen Blick abermals auf Nevan. >>Ich habe Elea genauso geliebt wie du. Auch ich habe sie verloren.<<
Nevan umklammerte die Klinke, mit mahlendem Kiefer. >>Ich habe sie verloren Bruder. Doch du hast sie getötet.<< knurrte er Laith zu, bevor er die Tür vor seiner Nase zuschlug.
Er sank an der Tür herab, die Knie an seine Brust gepresst und seinen Kopf gegen die Tür angelehnt. Noch immer floss die Trauer und die unbändige Wut durch seine Adern, nahm ihn ein und hinterließ nichts als Schmerz.
Er hatte an jenem Tag nicht nur Elea verloren. Nein. Nevan hatte an jenem Tag auch seinen Bruder verloren. Denn der Mann zu dem er geworden war, war nichts als ein Abbild. Nichts als die ständige Hoffnung in seiner Brust, jenen Mann wiederzufinden in ihm, den er einst geliebt hatte. Jenen Mann, der vom selben Blut war wie er.
Er verharrte dort, trauernd um die Vergangenheit, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwand.

~~~

>>Hier. Frische Kleidung.<<
Nevan legte den Stapel an Stoff auf die Kommode und schielte zu der Frau hinüber, die ihm noch immer ihren Namen nicht verraten hatte. >>Wann wirst du mir deinen Namen verraten?<< versuchte er sein Glück und sah mit unterdrücktem staunen auf sie, wie sie dort saß, mit geradem Rücken und dem Blick zum Fenster. Ihn ignorierend, als wäre er nur eine lästige Fliege. Er blickte auf ihre vom Kerzenschein erleuchtete Silhouette und ihrem Haar, welches so lang war, dass es sich selbst beim sitzen über dem Bett verteilte.
>>Ich habe euch streiten gehört.<< sagte sie stattdessen und sah ihn noch immer nicht an.
>>Wer war sie?<< Nevan schwieg und verfluchte sich plötzlich selbst, dass er sie direkt neben seinem Arbeitszimmer einquartiert hatte.
>>Es muss schwer sein den Menschen anzusehen, der einem etwas wichtiges genommen hat.<<
Nun sah sie ihn doch an. >>Haltet euch da raus.<< verlangte er grob, doch dennoch lächelte sie.
>>Denara.<<
Sie holte tief Luft, bevor sie wieder aus dem Fenster sah. >>Mein Name ist Denara.<<
Nevan schwieg, sah sie noch einen langen Augenblick an, bevor er sich endlich dazu durchringen konnte das Zimmer zu verlassen. Denara. Ihr Name verfolgte ihn, bis in den Schlaf und selbst in seinen düstersten Träumen. Denara.

Herz aus LeidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt