Teil 12

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Eine Woche war vergangen und in dieser Woche war Denara jeden Abend in Nevans Zimmer und genoss die Berührungen, die küsse und alles was darauf folgte. Doch es fiel ihr zunehmend schwerer sich nicht auch Tagsüber zu wünschen von ihm berührt zu werden oder ihm einen flüchtigen Kuss zu stehlen. Sie wollte mehr und doch zwang sie sich es herunterzuwürgen, denn das zwischen ihnen hatte auf Dauer keine Zukunft.
Das war auch der Grund dafür gewesen, weshalb sie sein Angebot ausgeschlagen hatte, die Insel mit ihm zu erkunden und stattdessen alleine losgezogen war. Es war merkwürdig nach Jahrhunderten in dieser Höhle zu beobachten, wie die Menschen hier lebten. Sandsteinhäuser zierten die brüchigen Straßen der Insel, während hier und da eine Palme aus dem Boden ragte und spärlich Schatten bot, weil die Häuser zu klein waren, um genug Schatten zu werfen.
Es war zu trocken hier und dennoch zog es Denara durch die Kleinstadt. Sie konnte nicht leugnen gefallen an den vielen Gerüchen zu finden und an dem fröhlichen Trubel, der sich ihr bot. Irgendwann blieb sie an einem kleinen Stand stehen und besah sich die vielen Schmuckstücke, bis ein Amulett ihre Aufmerksamkeit weckte. Sanft strich sie darüber und hob es schließlich hoch, um den Stein in die Sonne zu halten. Er funkelte und erinnerte sie an das Meer, wenn die Sonnenstrahlen die Oberfläche brachen. >>Zwei Goldmünzen und es gehört euch.<< hörte sie die junge Frau sagen, die lächelnd an ihren runden Bauch griff. Ohne groß zu überlegen, griff Denara in den kleinen Stoffbeutel, den ihr Nevan gegeben hatte und holte drei Goldmünzen daraus. Sie wartete das Danke der Frau nicht ab, sondern lief mit dem Amulett in ihrer Hand weiter. Sie verbrachte die restliche Stunde in der kleinen Stadt und als sie schließlich etliche Obstsorten probiert hatte und sie Nachmittagssonne begann unerträglich zu werden, beschloss sie zurück zum Schiff zu laufen. Dabei ertappte sie sich selbst dabei, wie sich Vorfreude in ihr sammelte bei dem Gedanken, Nevan gleich wieder zu sehen. Doch so schnell diese Freude auch kam, so schnell war diese auch weg, als etwas sie grob am Hinterkopf traf und zu Boden zwang. Das Meer war zu weit weg und dieser trockene Boden ihre Verdammung, als ein Hüne sich vor ihr aufbaute und mit einem Klick die Schlinge um ihren Hals befestigte. >>Du hast was du wolltest. Jetzt führ mich zu meiner Tochter.<< hörte Denara die vertraute Stimme des Mannes, den sie hätte umbringen sollen, als sie noch die Gelegenheit dazu hatte.
Denaras Kopf brummte von dem Schlag, während etwas nasses ihren Rücken herunter lief. Der Hüne beugte sich herab, doch ihr verschwommener Blick sorgte dafür, dass sie kaum etwas erkennen konnte. >>Bring sie lieber aufs Schiff, sonst stirbt sie dir noch weg.<< hörte sie Laiths Stimme abermals und wünschte sich Kontrolle über ihren Körper zu haben, doch sie war zu schwach und sah die Welt nur noch kippen, als sie in die Arme des Hünen fiel. >>Lass das mal meine Sorge sein.<<
>>Meine Tochter..<< setzte Laith abermals an und verstummte sogleich wieder. Denara spürte das Vibrieren der Stimme des Mannes, der sie auf seine Arme bettete. >>Sie ist nicht bei mir. Jetzt verschwinde, bevor ich deinen Kopf abschlage.<<
Denara wollte Genugtuung spüren, dass Laiths Plan nicht aufgegangen war, doch stattdessen verspürte sie nur Angst. Nicht davor, dass ihr was passieren könnte.
Nein. Denara hatte Angst, dass sie Nevan nie wieder sehen würde.

Herz aus LeidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt