Teil 15

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Es hatte gedauert, bis Aren endlich abgelenkt genug war, damit sie sich davon schleichen konnte. Sie musste Nevan finden. Sie musste ihn sprechen, damit sie ihn zur Rede stellen, ihn beschimpfen und in seine Augen sehen konnte. Sie musste ihn fragen, warum er nie nach ihr gesucht hatte, wenn er doch vor zwei Jahren noch so erpicht darauf gewesen war sie zu erobern. Sie musste es wissen.
Das schwarze Satinkleid richtend, lief sie an der betrunkenen und johlenden Menge vorbei. Suchte in all diesen Gesichtern ein bekanntes. Wich dabei den Bierkrügen aus und stolperte fast über einen Mann, der sich mitten auf einen anderen Übergab. Der Schlägerei ausweichend erhaschte sie einen Blick auf den Ausgang der schäbigen Gaststätte und flüchtete hinaus, entlang der kleinen Brücke, nur um im nächsten Moment am Handgelenk in eine Gasse gezogen zu werden.
>>Denara<< hörte sie ihn rau flüstern und obwohl sie den Drang verspürte ihre Lippen auf die seine zu drücken und sich ihrer Sehnsucht hinzugeben, stieß sie ihn von sich.
>>Warum?<< knurrte sie wütend und sah zu seinem schuldbewussten Gesicht hoch. >>Warum hast du mich nicht gefunden. Mich dort raus geholt. Warum musste ich zwei Jahre die Hoffnung aufrecht erhalten, nur um dann zu sehen, wie du sorglos dein Bier trinkst.<<
>>Ich dachte du hättest mich verlassen.<< hielt er dagegen.
Empört sog sie die Luft ein. >>Ich hatte dir versprochen zu helfen und das weißt du ganz genau Nevan!<<
Nun war er derjenige, der auf schnaubte, bevor er seine Fäuste ballte und diese gegen die Wand presste. Sie einkesselnd.
>>Du warst diejenige, die andauernd gesagt hat, dass du zurückkehren wirst. Du warst diejenige, die Abstand wollte und verdammt an jenem Tag wolltest du unbedingt alleine durch diese Stadt Denara. Wie hätte ich ahnen können, dass du nicht aus eigenem Willen gegangen bist.<<
Denara schluckte schwer und spürte, wie ihre Wut auf ihn zu verrauchen schien. Dabei wollte sie wütend auf ihn sein.
>>Dir hätte es auffallen müssen, als dein Bruder ebenfalls verschwunden ist.<< versuchte sie ihm abermals die Schuld zu geben, aber die Verwirrung in seinem Blick bewies ihr, dass er nicht wusste wovon sie sprach. >>Was hat mein Bruder damit zutun? Er war da an jenem Tag und ist es auch noch heute.<<
>>Du weißt es nicht?<< brach ihre Stimme, bevor sie sich vor beugte. Ihre Hände an seine Brust krallend und vor Wut zitternd, dass Laith so einfach davon gekommen war. >>Er war es, der mich ausgeliefert hat. Seinetwegen bin ich seit zwei Jahren nicht mehr als die Sklavin eines Piraten.<<
>>Du hast ihn viel zu lange beschützt Nevan. Sieh nun, was geschehen ist. Sieh mich an. Sieh hin, was dein Bruder zu verantworten hat.<<
Vorsichtig führte er seine rechte Hand zu ihrem Hals und strich zaghaft über die Schlinge. Seine Augen waren glasig, sein Gesicht ausdruckslos und dennoch sah sie die Emotionen hinter dieser dichten Fassade aus Kontrolle. >>Sie haben mich fest im Griff und benutzen meine Magie. Er...Ich komme hier nicht raus. Diese Schlinge ist anders Nevan. Er ist verbunden mit einem Blutschwur, der es mir nicht ermöglicht Aren zu Schaden. Deswegen sitze ich hier seit zwei Jahren fest und ich weiß nicht was ich tun soll...ich...es<< brach sie ab und ließ zu, dass Nevan sie fest in seine Arme zog. >>Ich hole dich da raus. Und wenn es bedeutet diesen ganzen Ort in die Luft jagen zu müssen, dann werde ich es tun. Ich besorge dir dieses Blut und dann verschwinden wir von hier.<< sagte er entschlossen in ihren Haarschopf und zog sie noch fester an seine Brust. Verloren krallte sie sich an ihm fest, sog seinen Duft und sein Versprechen in sich ein und als die nächsten Worte aus seinem Mund drangen, spürte sie, wie etwas nasses ihre Wangen herablief. >>Es tut mir Leid.<< flüsterte er immer wieder, als sie zu schluchzen begann, verwirrt darüber, dass sie überhaupt dazu fähig war zu weinen. Sie verstand nicht, was er an sich hatte, doch bei ihm war es, als wäre sie menschlich. Es war, als würde sie endlich fühlen können. >>Versprich es. Versprich es mir Pirat.<< schluchzte sie und sah mit verschwommenen Augen zu ihm auf. >>Ich verspreche es.<< hauchte er sanft.

Herz aus LeidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt