1. André - Klippe

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Ich stöhnte, war kurz davor die Welt, um mich herum zu vergessen. Konzentrierte mich auf seine Zunge, die sich langsam zwischen meinen Schulterblättern hinauf schlängelte. Stöhnte erneut und ließ es zu, dass die Lust mich durchströmte. Nicht mehr lange, ich konnte es schon spüren, dieses Kribbeln, dass sich bald in einer Explosion entladen würde. Seine forsche Zunge, die in meinem Nacken angekommen war, mich liebkoste, sich festsaugte.

Er spielt mit mir. Wusste, wie kurz davor ich stand den Halt zu verlieren und ließ mich dennoch zappeln. Irgendwo in meinem vernebelten Zustand ahnte ich, was jetzt kommen würde, und doch war ich überrascht, als sich seine Zähne in meiner Schulter vergruben, während sein Schwanz sich gleichzeitig erbarmungslos in mir versenkte. Schmerz und Lust zugleich. Was für ein Rausch.

Ich keuchte, krallte mich an die Wand, an der ich lehnte, um nicht in die Knie zu gehen. Stand an der Klippe. Wankte. Nur noch ein kleiner Augenblick, ein kleiner Stoß, dann endlich konnte ich fallen. Wieder fliegen. Mit ihm. Aber auch das wusste er, denn ich hörte sein tiefes, raues Lachen heiß an meinem Ohr. Gänsehaut überzog meine Haut. Ließ meine Kehle trocken werden. Er genoss jeden Moment meiner Qual in vollen Zügen. Und ich, ich auch.

Bebend wusste ich nicht, ob ich mir wünschen sollte, dass es endlich vorbei wäre, oder doch lieber nie enden würde. Seine Hand, nun an meiner Kehle, presste mich fester an ihn. Raubte mir den Atem, den Verstand, bevor sie schon fast zärtlich meinen Oberkörper hinabglitt, nur um kurz vor meinem pochenden und tropfenden Schwanz innezuhalten.

„Mach schon ..." knurrte ich ihm ungehalten zu. Wir wussten beide, dass ich nicht betteln würde. Er antwortet nicht, tat er nie. Dennoch wurden seine Stöße härter. Seine Hand fand endlich meinen harten Schwanz, fuhr ihn im gleichen Rhythmus auf und ab, wie er mich fickte. Spätestens dann konnte ich nicht mehr. Breitete meine Arme aus und stürzte kopfüber über die Klippe. Spürte, wie auch er fiel. Mich dabei an sich presste, meinen Nacken küsste, die Zeit für einen Moment zum Stillstand brachte. Und dann war es vorbei.

Kaum, dass ich in der Realität gelandet war, hörte ich schon das Schließen seines Reißverschlusses. Keine Minute später vernahm man nur noch seine schweren Schritte, die sich eilig von mir entfernten. Und ich, ich blieb allein zurück.

Immer noch schwer atmend, berauscht vom Adrenalin, bückte ich mich nach meiner Jeans und zog sie hoch. Auf Unterwäsche verzichtete ich auf meinen Streifzügen durch die Clubs gänzlich. Sie hielt nur unnötig auf. Angelte anschließend nach dem Shirt, welches er mir binnen Sekunden vom Leib gerissen hatte, und folgte ihm, in dem Wissen, dass er längst verschwunden war. Und obwohl es jedes Mal genauso zwischen uns beiden ablief, störte es mich von Mal zu Mal mehr. Ich fühlte mich benutzt, billig, wie ein Stricher, der nach dem Akt abgelegt wurde. Fehlte grade noch, dass er mir einen Schein in mein nicht vorhandenes Höschen steckte.

Mürrisch strich ich mir durchs blonde Haar und seufzte. War ich nicht grade eben noch zufrieden gewesen? Was war nur los mit mir in letzter Zeit? Bis jetzt lief mein Leben doch immer genauso ab und ich hatte wirklich keine Probleme damit, genaugenommen wollte ich es sogar genau so. Jedes Wochenende Spaß, keine Verpflichtungen. Die absolute Freiheit! Und er wie mir schien auch.

„Wie immer, André?", wurde ich etwas unsanft aus meinen Gedanken gerissen und stellte fest, dass ich mich bereits bei der Bar befand.

„Sandro!", stieß ich überrascht hervor. „Welch seltener Anblick!", fügte ich scherzhaft hinzu, schließlich gehörte ihm der Club, in dem wir uns gerade befanden. Aber seit er von der Krankheit, im Volksmund auch Liebe genannt, befallen wurde, traf man ihn nicht mehr allzu oft, so spät des abends, noch selbst hinter dem Tresen.

„Kann ich von dir nicht behaupten!", zog er mich ebenfalls auf. Es stimmte, ich war oft hier. Wobei, eigentlich entsprach das nicht mehr ganz der Wahrheit. Früher war ich hier tatsächlich Dauergast gewesen, aber seit Wochen kam ich nur noch samstags. Nur noch, wenn er da war.

Mr. Unnahbar (Mr. 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt