24. Johannes - rudolph the red-nosed reindeer

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Endlich hielt er die Klappe! Gott, diese Lippen! Ob je die Zeit kommen würde, an dem ich mich an ihnen satt geküsst hätte? Irgendwie fiel es mir schwer, dran zu glauben. Mit André war alles so anders. Auch wenn ich stets versuchte, auf dem Boden zu bleiben, er riss mich einfach mit. Sein Lachen, seine gute Laune, einfach alles an ihm ließ die Welt in bunten Farben erstrahlen, wo sie zuvor noch trist und eintönig war. Ich war verliebt! Aber sowas von und an dieser Tatsache hatte ich in manch einer Stunde, wenn ich wirklich dazu kam einmal durchzuatmen, doch noch zu knabbern.

Ich war schon mal verliebt, hatte beim letzten Mal schon das Gefühl, er wäre der Richtige gewesen. Aber dem war wohl nicht so, denn während ich meine Medizinbücher gewälzt hatte, wälzte er sich durch fremde Betten. Und vorzugsweise sogar in meinem eigenen, was ich leider Gottes mit eigenen Augen sehen durfte. Nachdem ich ihn rigoros aus meinem Bett und anschließend aus meinem Leben geworfen hatte, stürzte ich mich in mein Studium und anschließend in meine Arbeit. Das lenkte mich ab und ließ keinen Platz mehr für irgendwelche Kerle, die zum Frühstück bleiben wollten. Und es war gut! Ich hatte in dieser Zeit nichts vermisst.

Ich hatte einen tollen Job, ein tolles Haus und seit ich André im Club angetroffen hatte, sogar ein erfühltes Sexleben. Aber nein, dieser Mistkerl musste sich ja so heimtückisch in mein Herz und in mein Leben schleichen.

„Jo ...", stöhnte er gegen meine Lippen und meine Knie wurden weich. Am liebsten hätte ich ihn gepackt und hinter mir her ins Schlafzimmer geschleppt. Ach, was sagte ich da, zur Not würde auch der Dielenboden oder die Wand im Gang genügen. Scheiße! Nein, das konnte ich echt nicht bringen. Das war nicht das Fest, dass ich ihm bieten wollte. Nicht nach dem ich 4 Wochen lang mit ansehen musste, wie mein sonst so lebensfroher Freund immer mehr zum Miesepeter mutierte. Immerhin war das immer noch mein Job in dieser Beziehung.

Zuerst hatte ich mich wirklich gegen jede seiner Vorschläge gewehrt, sie rigoros abgelehnt und André ließ wirklich nicht locker. Immer wieder fiel ihm was Neues ein. Doch mit der Zeit wurden die Vorschläge weniger und André immer ruhiger, obwohl ich ihm ansah, dass er jedem Adventskranz und jedem Christbaum sehnsüchtig nach sah. Ich mein, mit einem Kerl konnte man ja noch konkurrieren, aber wie konkurriert man mit einem Baum voll Kugeln? Spätestens da reifte in mir der Entschluss, seine Augen an heilig Abend wieder zum Leuchten zu bringen.

Das mit dem Urlaub war kein Problem. Dann konnte mein neuer Schatten, wie ich insgeheim meinen neuen Kollegen nannte und der sich wirklich zu einer Klette herauskristallisiert hatte, in der Arbeit zeigen was er so drauf hatte, wenn er einmal ohne mich klar kommen musste. Und Urlaubstage? Die hatte ich wie Sand am Meer. Also stand meinem Vorhaben nichts mehr im Wege. André weiterhin vorzuspielen, dass ich nicht frei bekommen würde, fiel mir auch nicht allzu schwer. Zumal er auch einfach aufgab und nicht mehr nachfrage, ob ich mir den nicht wenigstens einen Tag frei nehmen könnte.

Vorsichtig löste ich mich von seinen Lippen und trat einen Schritt zurück. Ich war schließlich auch nicht aus Stein und jede Sekunde länger, in der sich sein warmer Körper an mich schmiegte, war eine Sekunde näher dran, alles Platzen zu lassen.

„Lass uns rein gehen. Hier erfrieren wir noch.", hauchte ich etwas atemlos, obwohl mir gerade eher heiß, als kalt zu Mute war. Aber ich riss mich zusammen, holte den Schlüssel aus meiner Manteltasche und schloss die Tür auf. Galant, wie ich nun mal war, hielt ich die Tür auf und ließ ihm den Vortritt. Sehr skeptisch dreinschauend schlich André an mir vorbei ins Innere. Wortlos, aber mit einem Grinsen auf den Lippen half ich ihm aus dem Mantel und seinem Schal, um mich anschließend in aller Seelenruhe selbst auszuziehen. Während mein Freund neben mir unruhig herumzappelte.

„Johannes!", ertönte mein Name hinter mir. „Was ist hier los? Wieso bist du nicht in der Arbeit?" Langsam klang mein Hübscher doch recht ungehalten. Ließ mich aber kalt, ein bisschen zappeln lassen war noch drin.

„Oh ... ich hätte jetzt richtig Lust auf eine große Tasse heißen Kaffee, du nicht auch?", überging ich ihn mit diesen Worten und marschierte einfach an ihm vorbei Richtung Wohnzimmer. Der Klang seiner Schritte auf dem Fußboden, verriet mir, dass André mir scheinbar bereitwillig folgte.

Mit einem schiefen Grinsen öffnete ich die Tür und trat mir nichts anmerkend lassend wie immer durch den Raum Richtung Küche. Hinter mir wurde es still, bevor mein Liebster plötzlich scharf die Luft einsog. Gut so! Ich hatte schließlich drei Stunden gebraucht, um mein Wohnzimmer in eine funkelnde Weihnachtshölle zu verwandeln. Mal davon abgesehen, was dieser ganze Scheiß an Geld kostete ... Aber um Geld musste ich mir ja Gott sei Dank keine Gedanken machen.

Sein fassungslos Ertöntes: „Oooohhhh ... mein Gott!", entlockte mir ein Lachen.

„Wie möchtest du deinen Kaffee ... Schatz", riss ich ihn aus seinem Staunen heraus, nach dem ich mich selbst wieder gefangen hatte, und verschwand ohne eine Antwort abzuwarten in der Küche. Ich wusste, wie er seinen Kaffee trank ... und eigentlich gab es ja auch keinen Kaffee, sondern heißen Glühwein, somit spielte seine Antwort überhaupt keine Rolle.

Vor mich hin summend, nein kein Weihnachtssong, tief im Herzen blieb ich doch ein Grinch, holte ich die zwei neuen Tassen, natürlich mit Rentieren drauf, aus der Spüle und war gerade dabei einzuschenken, als André in die Küche rauschte.

„Da steht ein nackter Baum in unserem Wohnzimmer!!!", brüllte mein Freund mich an und kam immer näher. „Passiert ...", wiegelte ich kühl und schulterzuckend ab. „Glühwein?" Wandt ich mich um und hielt ihm die Tasse entgegen.

Sein Blick ließ mich nicht los, ganz langsam trat er auf mich zu. Wär ich nicht mal wieder von seinem Anblick geflasht gewesen, hätte ich bestimmt das Kissen, übrigens auch eins mit Rentieren, den die nette Dame aus dem Geschäft das ich geplündert hatte, meinte, ich kann nicht Rentierbecher kaufen und dazu Weihnachtsmann Kissen, das hätte keinen Still! Emm ... ich schweifte ab. Ja, dann hätte ich gewiss das Kissen in seiner Hand entdeckt. Ich schaffte es gerade so, noch die Becher bei Seite zu stellen, da machte André brüllend einen Satz nach vorne.

„Duuuhhh Arsch!" Und prügelte mit besagtem Kissen auf mich ein. „Du hast mich ...", entkam es ihm atemlos, er war ja auch vollen Tatendrang dabei auf mich einzudreschen. „... mich in dem Glauben gelassen, Weihnachten alleine zu verbringen! Du ... du ..." Lachend versuchte ich mich einigermaßen von seinen Attacken zu schützen. „... du treulose Tomate ..." Das war gänzlich zu viel! Lauthals lachend riss ich ihm das Kissen aus der Hand und zog ihn fest an mich ran.

„Ich weiß ..."

Mr. Unnahbar (Mr. 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt