𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟷𝟿

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Es wurde zunehmend kälter. Auch in dem kleinen Ort in Wales, in dem Romilias Elternhaus lag war diese Tatsache nun deutlich spürbar. Die Blätter welkten und fielen von den Bäumen und kalte Regenschauer häuften sich.

Romilia stapfte mühsam durch die tiefen Schlammpfützen die der Regen im Waldstück hinter ihrem Zuhause verursacht hatte. Bei jedem Schritt gaben ihre Stiefel ein schmatzendes Geräusch von sich. Einer von beiden war sogar fast im Schlamm stecken geblieben.
Sie hasste es bei Regen in diesen Wald zu gehen, aber wenn sie unbemerkt einige Stunden verschwinden wollte, war ein 'Spaziergang' einfach die einzige Möglichkeit die sie hatte. Andernfalls würde ihr Vater sie überall suchen und bei ihrer Rückkehr mit unangenehmen Fragen löchern.

Und was sollte sie ihm dann sagen? Oh ich treffe mich mit Evan Rosier in einem abgelegenen Wald um meine Fähigkeiten in der Okkulumentik zu verbessern.
Das war keine Möglichkeit. Schon beim Namen Rosier würde ihr Vater vermutlich die Nase rümpfen. Von Reinblüter Familien, zumindestens von solchen wie den Rosiers und den Blacks, hielt ihr Vater nicht viel. Als sie ihm erzählte sie sei mit Evan Rosier befreundet, hatte ihr Vater bloß die Stirn gerunzelt und sie gefragt ob sie das für eine gute Idee hielt.
Also musste Romilia wohl oder übel den Matschboden wählen.

Am ersten Tag war sie von ihrem Zimmer aus appariert und hatte später erfahren, dass ihr Dad die gesamte Kleinstadt abgesucht hatte.
Seit Beginn des Krieges war er überfürsorglich geworden. Doch wenn Romilia ehrlich war, war sie sogar ein wenig froh darüber. Es fühlte sich an, als müsste sie selbst sich dann weniger Sorgen machen.

Die Sonne ging bereits hinter den fernen Hügeln unter und tauchte Romilias Haut in eine letzte laue Wärme. Das langsam schwindende Licht der Sonne erleuchtete alles in einem goldgelb, bevor es schließlich ganz hinter den Hügel verschwand.

Romilia schob die hölzerne Haustür auf, zog sich die nassen Schuhe von den Füßen und streifte den triefenden Mantel von ihren Schultern. Sie wollte sich gerade auf den Weg ins Badezimmer machen, um ihren Mantel zum trocknen über die Wanne zu hängen, als ihr Vater ihr entgegen eilte.

"Ich mach das schon,"meinte er und nahm ihr das nassen Ding aus der Hand,"wie war dein Spaziergang?"
"Nass,"sagte Romilia mit einem leichten Lächeln. Ihr Dad Lächelte sanft zurück."Scheint so,"

Romilia lehnte sich gegen die Wand im Flur und fragte ihren Dad, der sich nun weiter entfernt hatte, laut:"Wann kommt Rem nochmal?"

"Freitag Abend. Er bring Sirius und James mit. Er meinte sie hatten sich "selbst eingeladen","hörte sie ihn rufen.
Sie kicherte. Das klang ganz nach den zwei.

-

In der Nacht starrte Romilia an die Decke ihres Zimmers. Seit Hogsmead verfolgten sie ständige Albträume und in einigen Nächten, so wie dieser, bekam sie überhaupt kein Auge zu. Und das obwohl sie so unglaublich müde war.

Die Kerze auf ihrem Nachttisch flackerte und warf tanzende Lichteffekte an die Wände. Draußen peitschte der Wind gegen das Fenster und auf ihrem Schreibtisch erschien mit einem plopp ein Hauself-

WARTE! Schon war sie wieder hellwach. Romilia fuhr energisch hoch. Ein Hauself? Ihre Familie hatte keinen.

"Wer bist du?"keuchte Romilia und rückte in ihrem Bett bis ans Ende, um weiter vom Hauselfen entfernt zu sein. Viele Zauberer unterschätzten Hauselfen, doch seit Romilia sich Regulus' Vortrag über sie angehört hatte, war ihr klar wie mächtig sie eigentlich waren.

Der Hauself- nein die Hauselfe drehte ihren spitzen Kopf in ihre Richtung.
"Madam Lupin!"quiekte sie vergnügt. Bei dem Lauten Geräusch zuckte Romilia zusammen. Sie runzelte verwirrt ihre Stirn. Woher kannte die Elfe ihren Namen? Sie hüpfte von Romilias Schreibtisch und tapste zu ihr hinüber. Einige Meter vor ihr blieb sie stehen und senkte leicht den Kopf.

"Master Evan spricht von ihnen in den höchsten Tönen, Ma'am. Man könnte fast sagen er verehrt sie geradezu."sagte die Hauselfe mit einem freundlichen Gesicht. Ihre tellergroßen Augen leuchteten aufgeregt

Evan hatte sie also geschickt. Romilia entspannte sich etwas, schlüpfte aus dem Bett und setzte sich zu der Elfe auf den Boden.
Sie überlegte kurz. Sie hätte einfach alles fragen oder sagen können, doch ihr Mund schien sich selbstständig zu machen:"Ach tut er das?"fragte sie und presste ihre Lippen zusammen.

Die Elfe nickte eifrig. "Ja Ma'am. Er spricht ständig von ihrer selbstlosen Art und ihrer zarten Stimme und ihrem hübschen Gesicht."
Romilia zog die Brauen hoch und spürte wie sie knallrot wurde. Sie drückte sich ihre kühlen Handflächen gegen die Wangen, um sie etwas runterzukühlen."Das hat er gesagt?"
Die Hauselfe nickte.

Da ging Romilia auf, dass sie sie überhaupt noch nicht nach ihrem Namen gefragt hatte.
"Wie heißt du eigentlich?"
"Ich bin Kissy die Huaselfe Ma'am. Meine Vorfahren dienen schon ewig der Rosier Familie."erklärte sie aufgeregt, wobei sie auf und ab hüpfte.

"Master Evan schickt mich um nach ihnen zu sehen, Ma'am. Er meinte sie wirkten heute etwas abwesend."Dann schien Kissy in Panik zu verfallen,"Selbstverständlich hat er nicht schlecht von ihnen gesprochen, Ma'am. Nein, Master Evan hält sogar sehr viel von ihnen. Manchmal, wenn er traurig ist, ließt er all die Briefe die sie ihm
geschrieben haben. Jeden einzelnen. Er hat sie immernoch alle. Er bewahrt sie sorgfältig auf, sodass keiner jemals einen Knick bekommt."

Da ging Kissy offenbar auf, dass sie zu viel gesagt hatte. Ihre Wangen färbten sich rot und ihr Blick huschte unbehaglich durch den Raum.

"Ich werd ihm nichts sagen,"Romilia grinste und zwinkerte der Elfe zu. Kissys Gesicht hellte sich in Sekundenschnelle auf und sie quiekte:"Madam Lupin! Sie sind wirklich so großherzig wie Master Evan immer sagt!"

"D-danke,"sagte Romilia, die nun doch etwas verlegen wurde,"du kannst Evan sagen, dass alles in Ordnung ist."
Kissy nickte.

"Leben sie wohl,"sagte sie noch, bevor sie mit einem plopp verschwand.

Nach Kissys Besuch, hatte Romilia ein warmes Gefühl im Bauch, so wie sie es immer als Kind an Weihnachten gehabt hatte. Und so fand sie, mit einem Lächeln und geröteten Wangen, in dieser Nacht doch noch den Schlaf.

𝚁𝚘𝚖𝚒𝚕𝚒𝚊 𝙻𝚞𝚙𝚒𝚗'𝚜 𝒕𝒓𝒊𝒂𝒍Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt