Es war die zweite Woche nach den Ferien, als Romilia das Sweatshirt von Evan zusammenfaltete um es ihm zurückzugeben. Sie hatte vorher noch sichergestellt, dass es gewaschen wurde, da sie mehr als einmal darin geschlafen hatte.
Damit sie niemand darauf ansprach, warum sie ein Sweatshirt durchs Schloss trug, packte sie es in eine große graue Umhängetasche.
Sie hing sich die Tasche über die Schulter und verließ den Schlafsaal.Auf dem Weg zu ihrem und Evans Treffpunkt versank sie wie so oft in Gedanken.
Ob Evan überhaupt kommen würde? Vielleicht hatte er ja endgültig genug von ihr. Das würde sie beim besten Willen nicht wundern. Der ganze Stress den er seit Anfang des Schuljahres hatte war größtenteils auf ihr Handeln zurückzuführen.Romilia biss sich auf die Lippe. Sie durfte jetzt bloß nicht so negativ denken. Wenn sie ganz verheult zum Treffpunkt käme wurde sie das auch nicht sehr viel weiter bringen.
Aber wenn er nun überhaupt nicht erschien? Schließlich hatte er nie auf die kleine Notiz geantwortet, die sie ihm per Eulenpost zugesendet hatte. Und sie hatte gesehen wie er sie empfangen hatte. Den ganzen Morgen über hatte Romilia ihn am Slytherintisch beobachtet und darauf gewartet dass er den kleinen Zettel auseinander faltete. Doch er hatte nichteinmal in Richtung Hufflepufftisch geschielt.
Sie ließ einen frustrierten Seufzer hören. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als abzuwarten.Doch abwarten war garnicht so einfach. Als er bereits eine halben Minute zu spät war, drehte Romilia förmlich durch. Dabei fand sie ihre Reaktion selbst völlig übertrieben.
Sie fing an unter dem Baum, unter dem sie sich treffen wollten, auf und ab zu schreiten. Was wenn er wirklich nicht kam? Was wenn-
"Milia! Geht's dir gut? Du bist ganz blass!"hörte sie Evan rufen, der mit großen Schritten auf sie zugeeilt kam.
"Evan!"Romilia fiel ein Stein vom Herzen. Ein riesiger, großer Stein, der sie förmlich erdrückt hatte.Plötzlich spürte sie wie ihre Wangen feucht würden. Hatte sie etwa angefangen zu weinen. Sie stand einfach nur da, unfähig etwas zu unternehmen, als Evan seine großen Hände ausstreckte und sie ihr auf die Wangen legte. Mit seinen Daumen wischte er ihre Tränen weg.
"Hey,"seine Stimme war sanft,"was ist denn passiert?"
"Ich- ich weiß nicht, warum- warum ich so üb- überreagiere!"schluchzte sie verzweifelt,"ich bin einfach nur froh, dass du aufgetaucht bist. Das- das ist alles!"Evan schlang langsam die Arme um sie und drückte sie sanft an sich.
Sie vergrub das Gesicht in seinem Umhang, der,wie sein Sweatshirt auch, von seinem Geruch durchdrungen war.
Sanft strich er ihr mit einer Hand übers Haar, während er sagte:"Warum hätte ich denn nicht kommen sollen?""Weil ich dir in den letzten Wochen nur Ärger be- bereitet habe und ich davon ausging, du hättest endgültig gen- genug von meinem Egoismus."stotterte sie weiter.
"Ach Unsinn,"sagte Evan leise,"du hast keine Probleme gemacht. Ich hab dir immerzu geholfen, weil ich dich mag. Ich hab dir geholfen, weil ich es wollte. Dich trifft keinerlei Schuld."
"Aber ich denke ich weiß was los ist,"fuhr er nach einer Weile fort.
"Und was?"fragte Romilia, die ihre Tränen langsam in den Griff bekam.
"Du stehst unter zu viel Stress."erklärte er und löste die Umarmung um ihr ins Gesicht zu schauen während er sprach,"Wenn du versuchst mit deinem Stress alleine klarzukommen wird dich das nur noch mehr runterziehen. Glaub mir, ich kenn mich da aus."Romilia überlegte kurz. "Aber was soll ich deiner Meinung nach tun?"
"Vertrau es Menschen an die dir wichtig sind. Menschen, von denen du weißt, dass sie nie über dich lachen würden,"erklärte er."So wie Annie und Eloise?"
"Genau,"
"Aber-"Romilia zweifelte ob das so eine gute Idee war. Schließlich war Annie nochimmer eine Muggelgeborene und Eloise' Bruder arbeitete für den Orden so wie ihrer.Doch dann sagte Evan:"Hey, Milia. Du bist den Todessern nicht aus Überzeugung beigetreten, sondern um die Überzeugung der anderen Seite zu schützen. Das macht dich in meinen Augen wirklich unglaublich."
Romilia schaffte bei diesem Kompliment ein Lächeln.
"Danke,"sagte sie und umarmte ihn erneut.
Etwas verdutzt antwortete er:"Kein Problem. Für dich doch immer!"-
"Wir sind in der Eulerei,"stellte Eloise korrekt fest,"das bedeutet, du willst uns irgentwas erzählen was sonst keiner hören darf."
Romilia nickte. Sie wollte es schnell hinter sich bringen. In den letzten Wochen hatte sie gelernt, dass es nichts brachte das Unvermeidlich aufzuschieben. Und sie wusste auch, dass Annie und Eloise es so oder so herausfinden würden. Es machte also keinen wirklichen Unterschied.
Das Gespräch was sie früher am Tag mit Evan gehabt hatte, hatte sie endgültig davon überzeugt es ihnen zu sagen.
Romilia schaute nocheinmal die Treppe der Eulerei hinunter, bevor sie sagte:"Ich bin ein Spion bei den Todessern,"
Eloise nickte. Allerdings sehr energisch, versteckte ihr Gesicht in ihren Händen, so als würde sie verstecken, dass sie weinen musste.
Annie dagegen heulte ganz frei. Tränen liefen ihre Wangen hinunter und ihre Lippen zitterten, als sie hauchte:"Warum musst du nur immer so viel Verantwortung nur auf dich laden? Oh- oh Milie!"
Annie stürzte nach vorne und schlang ihre zittrigen Arme um sie."Wir werden dir dabei helfen, egal was passiert!"Eloise hatte ihre Stimme wieder gefunden und blickte über Annies Schulter direkt in Romilias Augen. Auf ihren Wangen konnte man die Reste von Tränen sehen, doch sie sah weniger traurig als entschlossen aus.
Romilia schaffte ein leichtes Lächeln. Sie konnte schon dankbar für ihre Freundinnen sein.
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𝚁𝚘𝚖𝚒𝚕𝚒𝚊 𝙻𝚞𝚙𝚒𝚗'𝚜 𝒕𝒓𝒊𝒂𝒍
Fanfiction"ι мιѕѕ тнє тαѕтє σƒ α ѕωєєтєя ℓιƒє" Der Zaubererkrieg 1979 spitzte sich immer mehr zu. Romilia Lupin, die Schwester von Remus, versucht unterdessen Informationen über Lord Voldemort aus den Todessern rauszubekommen, die noch mit ihr nach Hogwarts...