𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟸𝟶

14 2 0
                                    

"Das war garnicht mal übel!"sagte Evan.
Romilia ließ sich auf einen Baumstumpf fallen. Sie war erleichtert, dass sie endlich Fortschritte machten. Zwar war sie bereits in der Lage ihre Gedanken abzuschirmen, aber gegen jemanden wie Du weißt schon wen wäre selbst das vermutlich wenig hilfreich.

Doch Evan war noch nicht fertig:"Es ist gut, dass du mich nach nur drei Sekunden aus deinen Gedanken geworfen hast, allerdings gibt es noch etwas an dem wir arbeiten sollten, bevor es morgen Abend los geht."

Er zog eine Wasserflasche aus seinem Rucksack hervor, der an einem Baum lehnte, und reichte sie Romilia.
Sie trank einige Schlucke, jemanden aus seinen Gedanken zu werfen war anstrengender als sie geglaubt hatte, und fragte:"Und was wäre das?"

"Bevor du mich aus deinen Gedanken wirfst sehe ich immer genau an welche Erinnerungen du gerade denkst. In deinem jetzigen Zustand ist das eine Schwäche. Aber du kannst es auch zu deiner Stärke werden lassen. Du musst an etwas anderes denken, während ich, oder der dunkle Lord, versuchen in deine Gedanken einzudringen. An etwas unwichtiges oder etwas was sein Interesse an dir schwächen könnte statt es zu stärken, weil es so 'unbedeutend' ist. Zumindest für ihn."erklärte Evan. Er drehte seinen Zauberstab zwischen seinen Fingern und seufzte.

Dieses Verhalten hatte Romilia in den letzten Tagen schon häufiger gesehen.
"Evan?"Sie war sich nicht sicher, warum sie ausgerechnet jetzt danach fragen wollte. Vermutlich weil es der letzte Tag ihres Trainings war und sie sich möglicherweise nie mehr auf eine solche Art und Weise näher kommen würden wie in diesem verlassenden Waldstück, mit den raschelnen Blättern und dem Geruch von Erde, der sie umgab wie eine riesige Decke.

Er sah auf und hörte sogleich auf seinen Zauberstab umherzudrehen.
Er schien zu wissen, was sie hatte sagen wollen, denn er sagte mit leiser Stimme:"Es gefällt mir nicht, ständig in deine Gedanken einzudringen. Gedanken, Erinnerungen und Gefühle sind etwas privates und sollten es auch bleiben. Zumindestens solange man sie nicht freiwillig teilt."

Vom Wind wurde ihm eine Locke seines Haares in die Augen geweht.
"Evan-"
"Ich weiß, dass es wichtig ist, dass du all das lernst, doch es fühlt sich dennoch nicht richtig an, so deine Privatsphäre zu verletzen. Besonders weil-"
Doch da brach er ab. Auch wenn Romilia zu gern gewusst hätte was er hatte sagen wollen, war ihr bewusst, dass er nicht darüber sprechen wollte.

"Evan,"sagte sie erneut, ihre Stimme zarter als sie selbst es jemals vermutet hätte,"ich würde mich niemals unwohl fühlen wenn du in meinen Gedanken, Erinnerungen, Gefühlen wühlst. Eben weil ich weiß, dass du es bist."

Evans Augen suchten ihre und fanden sie schließlich auch. Sein Blick war sanft und seine Augen schienen nach der Wahrheit in ihren Worten zu suchen. Schließlich lächelte er und ließ den Blick wieder umherschweifen.
"Sollen wir es nochmal versuchen, Milia?"fragte er. Romilia erhob sich und stellte sich in einiger Entfernung vor ihn.

Er hob den Zauberstab und nickte ihr zu. Sie nickte zurück und er sprach den Zauberspruch:"Legiliments!"

Romilia konzentrierte sich. Noch war er nicht vollständig in ihren Gedanken. Eine Erinnerung. Schnell!
Und da war sie auch schon. Eine Erinnerung, die auf den ersten Blick unscheinbar wirkte, doch Romilia, wenn sie so darüber nachdachte, eine Menge bedeutete. Eine Erinnerung mit der sie Annie und Eloise gerne aufzogen:

Am Ende ihres dritten Schuljahres schritt Romilia Lupin gemeinsam mit Eloise Potter den Hügel hinunter, der sie zum Bahnhof von Hogsmead brachte. Annie hatte noch etwas mit Professor McGonagall besprechen müssen und war daher zurück geblieben.

Der Bahnsteig war überwiegend noch leer. Nur einige ältere Schüler waren schon da und verstauten gerade ihr Gepäck.
Romilia horchte gerade Eloise Erklärung über die Quidditch Aufstellung des englischen Teams, der sie schon seit einigen Minuten nicht mehr richtig folgen konnte, als sie jemanden rufen hörte:"MILIA!"

Sie wusste wer es war bevor sie sich umdrehte. Niemand außer Evan Rosier nannte sie Milia. Alle anderen sagte Romilia oder Milie.
Evan kam auf sie zugestürmt und kam erst eine Milimeter vor ihr zum stillstand. Seine Atmung ging schnell und seine hellen Wangen waren vor Angstrengung gerötet.

"Ich muss dir was wichtiges sagen!"sagte er und streckte sein Kinn in die Höhe.
Romilia nickte schnell, interessiert was das sein könnte.
"Du bist zwar kein Reinblut, aber du bist viel besser als die Reinblütigen Mädchen die ich kenne. Meine Familie hatte also unrecht!"sagte Evan, wobei seine Augen geradezu strahlten. Romilia hatte ihn selten so gesprächig gesehen,"Von daher wollte ich fragen, ob du mich heiraten willst! Selbstverständlich erst wenn wir älter sind!"

Romilia starrte ihn an, denn sie fühlte sich nicht in der Lage etwas anderes zu tun.
"Wenn du darauf noch keine Antwort hast ist das völlig okay." Dann grinste er und musterte sie,"ich bring dich noch dazu dass du 'ja' sagst. Versprochen!"

Dann drehte er sich um und war so schnell verschwunden wie er gekommen war.
Romilia stand noch einige Minuten mit geöffnetem Mund da und starrte auf die Stelle auf der Evan bis vor einer Minute noch gestanden hatte.

"Na, da muss er sich wohl ins Zeug legen,"lachte Eloise und legte einen Arm um Romilia.

"Ihr seht vielleicht geschockt aus,"Annie war endlich aus dem Schloss herumtergekommen,"was ist denn passiert."
"Das,"sagte Eloise mit breitem Grinsen und legte ihren anderen Arm um Annie,"wirst du mir niemals glauben!"

Romilia wurde aus ihrer Erinnerung gerissen und stolperte rückwärts. Sie konnte sich noch eben an einem Baum festhalten, sonst wäre sie Kopfüber in einen Laubberg gestolpert.

"Das war Grandios! Ich wusste du kannst das schaffen!"Evan stand in einiger Entfernung, seine Hände auf die Knie gestützt,"Aber es würde mich schon interessieren warum du ausgerechnet diese Erinnerung gewählt hast?"

Romilia spürte wie ihr die Hitze in die Wangen stieg und konnte sehen wie Evans Gesicht ein Lächeln hervorbrachte.

"War das erste was mir eingefallen ist."sagte sie einfach. Es war besser als nichts zu sagen.

Evan nickte und richtete sich wieder auf."Okay, nochmal?"
"Klar,"sie nickte und machte sich bereit. Evan hob den Zauberstab, doch ließ ihn gleich wieder sinken.

"Weißt du, Milia,"sagte er, ihrem Blick begegnent,"ich hätte die selbe Erinnerung gewählt."

𝚁𝚘𝚖𝚒𝚕𝚒𝚊 𝙻𝚞𝚙𝚒𝚗'𝚜 𝒕𝒓𝒊𝒂𝒍Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt