Romilia war, als würde sie jeden Moment hochgehen. Schon seit sie am Morgen des Tages, an dem sie zum Todesser werden sollte, die Augen aufschlug, kribbelte jeder Zentimeter ihrer Haut. Nur war es kein angenehmes Gefühl. Fast hatte sie das Gefühl ihr Körper wolle sich selbständig machen und davon rennen.
Beim Frühstück bekam sie keinen Bissen herunter. Ihr Appetit hatte in den letzten Tagen immer mehr nachgelassen. Evan war das wohl aufgefallen, da er nach einer Weile immer kleine Snacks mitbrachte und sie zwang etwas zu sich zu nehmen.
Auch ihrem Vater war aufgefallen, dass sie sich seltsam benahm. Beim Essen warf er ihr immer wieder besorgte Blicke zu und sie war sich fast sicher, dass er Remus davon erzählt hatte, da dieser ihr eine Packung Zuckerstangen zugeschickt hatte.
Außerdem wurde er immer misstrauischer was ihre Wald Spaziergänge anging und hatte sogar mehrmals angeboten sie zu begleiten. Auch wenn Romilia liebendgerne mehr Zeit mit ihrem Dad verbracht hatte, war ihr bewusst, dass das in diesem Fall nur zu Problemen führen würde.Romilia war fast froh, dass all dies bald vorbei wäre, doch ihr wurde schlecht bei dem Gedanken daran, was das bedeuten würde.
Am Abend schlüpfte sie leise aus dem Bett. Sie nahm ihre Schuhe, die an ihrer Zimmertür standen, in die Hand und tippelte leise die Treppe hinunter. Die Schuhe würde sie erst draußen anziehen, im Haus machten sie zu viel Lärm und sie wollte nur ungern ihren Vater auf ihren Nacht Spaziergang aufmerksam machen.
Als sie unten im Flur angelangt war hielt sie kurz inne und lauschte. Doch Romilia hörte nichts, was darauf hindeutete, dass irgendwer noch wach war. Langsam ging sie weiter und hielt erst dann wieder inne, als sie ans Zimmer ihres Vaters gelangte. Er hatte einen sehr leichten Schlaf und schlief zu allem Überfluss auch noch mit offener Tür. Sie hielt die Luft an und versuchte mit zusammengekniffenen Augen zu erkennen wie der Boden aussah, damit sie nirgendwo gegen lief.
Sie atmete erst wieder als sie die Garderobe erreicht hatte, die direkt an der Haustür stand. Kurz spielte Romilia mit dem Gedanken sich eine Jacke überzuziehen, da es sicher kalt draußen war, ließ es dann aber doch bleiben. Vielleicht würde das Geräusch des Reißverschlusses ihren Vater wecken. Egal wie unwahrscheinlich es war, dieses Risiko wollte sie nun wirklich nicht eingehen.Gerade als sie sich vorbeugte um die Tür aufzuschieben, stieß sie gegen einen Gummistiefen, der zum trocknen neben der Tür abgestellt worden war. Dieser kippte zur Seite. Sein Aufprall schallte im ganzen Flur wieder.
Romilias Herz klopfte jetzt so laut, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls im ganzen Flur zu hören war.Jetzt oder nie, dachte sie.
Sie wusste, sie musste das Haus jetzt verlassen. Sollte ihr Dad entscheiden nachzusehen, was umgefallen war, dann war es besser wenn er sie nicht sah. Es war nun sowieso deutlich zu spät um noch einen Rückzieher bei der ganzen Sache zu machen. Romilia atmete tief durch, öffnete die Tür und trat nach Draußen. Fast sofort bildete sich Gänsehaut auf ihren Armen und sie wünschte sie hätte sich zumindestens einen Pullover über ihr dünnes Oberteil gezogen.
Es war ihr einziges Oberteil, was einigermaßen akzeptabel für eine Veranstaltung aussah und nicht direkt zu festlich wirkte.Sie stapfte mit den Socken ein kleines Stück durch den Schnee, bis sie hinter einem großen Blumentopf in Deckung gehen konnten, für den Fall der Fälle, dass ihr Dad einen Blick aus der Haustür werfen sollte. Ihre Füße krummen sich als Schnee in Form von Wasser durch den Stoff ihrer Socken sickerte. Romilia verzog das Gesicht, doch schleppte sich weiter hinter den Blumemtopf.
Dort schlüpfte sie, mit ihren bereits zu Eis gefrorenen Füßen, in ihre Schuhe.Sie lief durch die ruhigen und dunklen Straßen ihres Heimatdorfes. Die sonst so belebten Straßen waren in völlige Stille gehüllt.
Sie schlang ihre Arme um sich. Der Wind schien immer kälter zu werden und schnitt ihr ins Gesicht.Sie musste bloß noch ein kleines Stück laufen, da sie sich mit Evan am Rande der Stadt traf. An dem kleinen Ortsschild was definitiv schon bessere Tage gesehen hatte.
Der Pfad dorthin war gefroren und sie musste ihre Füße beim laufen vorsichtig aufsetzen, damit die nicht auf den eisigen Überresten des Regens vom Vortag ausrutschte.
Schließlich gelangte sie ans Schild, welches schief in der Erde steckte. Als Kind hatte Romilia geglaubt, das Schild wäre von einem zu starken Windstoß erfasst worden.Evan Rosier stand schon da, die Arme vor der Brust verschränkt und eingehüllt in einen dicken braunen Wintermatel. Auf seinen blonden Locken saß die selbe Mütze die er damals in Hogsmead getragen hatte.
"Ist dir nicht kalt?"fragte er leicht belustigt. Der warme Atem den er beim sprechen ausstieß verwandelte sich in der kalten Luft in weißen Nebel.
"Ja schon."gab sie zu und trat näher an ihn heran. Der gefrorene Boden knackte unter ihren Füßen,"Ich hatte keine Chance mir eine Jacke mitzunehmen, aber ich werde schon nicht draufgehen."Evan schien garnicht amüsiert von ihrem Witz.
"Tut mir leid,"murmelte sie,"ich weiß es ist nicht gerade der beste Zeitpunkt um Witze zu machen, es ist nur- ich bin nervös. Und zwar so richtig nervös!"
Ihr wollte einfach nicht einfallen, wie sie ihre Gefühle besser beschreiben sollte. So als hätte die Kälte jeden ihrer Denkprozesse eingefroren.Doch Evan schien zu verstehen was sie meinte, denn er ging ebenfalls einen Schritt auf sie zu, auf seinem Gesicht ein Ausdruck, den Romilia nur mit Verständnis beschreiben konnte. Und schon machte sich in Romilias Kopf ein Bild breit. Ein Bild von Evan, als er selbst zum Todesser gemacht wurde. Hatte er sich etwa genauso gefühlt? Nein, dachte Romilia, er hat sich vermutlich noch schlechter gefühlt.
Schließlich hatte auf Evan noch der Druck geruht seinen Vater stolz zu machen. Aber vermutlich hatte ihn auch ein Gefühl von Hilflosigkeit umgeben, da er anders als sie selbst nicht die Wahl gehabt hatte nein zu sagen.Evan seufzte als wüsste er genau an was sie gerade gedacht hatte.
"Mach dir keine Sorgen um mich, du solltest dich lieber um dich selbst sorgen,"meinte er sanft, hob eine Hand und schob ihr einige Haarsträhnen hinters Ohr.
"Es beruhigt mich aber irgendwie ein wenig. An dich zu denken meine ich."Ihre Stimme war so zart, dass sie sich nicht sicher war, ob er sie überhaupt gehört hatte. Aber das musste wohl der Fall sein, da sich ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht ausgebreitet hatte. Es war so leicht, dass andere es vielleicht nicht erblickt hätten, doch Romilia sah es in diesem Moment klar vor sich und war sich sicher, dass sie es auch noch sehen würde wenn sie die Augen schließen würde."Wir sollten wohl besser aufbrechen,"sagte Evan, das Lächeln war wieder von seinem Gesicht gewischt und Romilia fühlte die Kälte des Windes stärker als zuvor.
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Diese Geschichte hat tatsächlich über 100 reads! Ich danke euch so sehr😊
-Shara
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𝚁𝚘𝚖𝚒𝚕𝚒𝚊 𝙻𝚞𝚙𝚒𝚗'𝚜 𝒕𝒓𝒊𝒂𝒍
Fanfiction"ι мιѕѕ тнє тαѕтє σƒ α ѕωєєтєя ℓιƒє" Der Zaubererkrieg 1979 spitzte sich immer mehr zu. Romilia Lupin, die Schwester von Remus, versucht unterdessen Informationen über Lord Voldemort aus den Todessern rauszubekommen, die noch mit ihr nach Hogwarts...