15.Selina

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Es war viel, viel zu verdauen! Ich wachte in einer mir unbekannten Umgebung auf und konnte mich an nichts erinnern. Logan und die anderen wussten wer ich war. Zumindest hatte es den Anschein. Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte. Mein Kopf war leer. Ich fühlte nichts. Wie auch! Ich konnte mich an nichts mehr erinnern.

Der braunhaarige mit den Rehaugen stand immer noch bei uns.

" Du kannst dich nicht an mich erinnern! Oder?": fragte er mich traurig.

Ich schüttelte den Kopf. Er tat mir leid, denn er schien mich gut zu kennen.

" Bin ich deine Freundin?": fragte ich ich und sah auf meine Hände. Ich
konnte ihm nicht ins Gesicht schauen.

Er kam noch einen Schritt näher und nahm meine Hände in seine. Sie fühlten sich etwas kühl an und ich sah zu ihm auf. Er hatte so schöne Augen und ich spürte, das ich ihm vertrauen konnte.

Er lächelte mich an.

"Ja. Du bist meine Freundin. Wir sind seit längerer Zeit zusammen unterwegs und haben uns verloren! Das Rudel hier hat dich gefunden und gesund gepflegt!": sagte er und streichelte meine Hand.

Ich war müde und mein Kopf war kurz vorm platzen. Ich sah zu dem Arzt, der die ganze Zeit schweigend neben uns gestanden hatte.

"Ok. Das reicht jetzt! Das war etwas viel für sie!": sagte er zu ihm.
Er nickte und küsste mir die Hand.

"Ich komme wieder! Schlaf gut!": sagte er und ging.

Der Arzt gab mir noch eine Tablette für die Schmerzen, die ich gleich schluckte. Ich legte mich auf das Bett und zog die Decke hoch. Kaum das ich lag, schlief ich ein und träumte von wunderschönen blauen Augen.

Als ich aufwachte, war es draußen immer noch dunkel. Ich lag einfach da. Alleine. Dachte über all das nach was ich heute erlebt hatte. Es beschäftigte mich.

Zu einem war da der blonde mit den blauen Augen. Ich weiß nicht ob es ihnen aufgefallen war, keiner außer Logan nannte mir seinen Namen.

Der blonde, er sah gut aus. Seine blauen Augen strahlten wie der blaue Himmel, wie ein wunderschöner Ozean. Er strahlte Ruhe aus und ich hatte das Gefühl ihn zu kennen, doch woher?

Seine Augen folgten jeder meiner Bewegungen. Er ließ mich keine Sekunde aus den Augen.

Dann Logan. Seine Berührungen waren besonders. Ich spürte Sicherheit, endlose Ruhe und viel Gefühl. Es war als hätte seine Aura mich geküsst und gleichzeitig umarmt. Die Wärme die ich dabei empfand war unglaublich.

Ich hätte die Hand am liebsten nie wieder losgelassen.

Das Rehauge. Er beobachtete mich, folgte, wie der blonde jeder meiner Bewegungen. Ich war mit ihm zusammen unterwegs? Aber warum? Gehörten wir nicht zu Logan und seinem Rudel, wie er es nannte?
Fragen, immer mehr Fragen formten sich in meinen Kopf.

War ich nur eine Freundin oder DIE Freundin? Das hatte er mir nicht ganz konkret beantwortet. Auf jeden Fall hatte er gehofft, das ich ihn erkenne. Ich muss ihm einiges bedeuten.

Ich spürte meine Blase. Der Arzt meinte ich brauche keine Infusionen mehr. Ich konnte trinken, also war es nicht mehr von Nöten und war von dem nervenden Schlauch befreit.

Ich setzte mich auf. Langsam ließ ich meine Füße aus dem Bett auf den Boden gleiten.

Als ich stand, drehte sich alles. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Doch bevor ich aufschlug, spürte ich die starken Arme, die meinen Sturz verhinderten.

"Nicht so schnell! Wo wolltest du denn hin?": fragte mich eine angenehme Stimme.

Ich sah in das Gesicht, dem die Stimme gehörte. Blaue Augen sahen mir besorgt entgegen.

"Ich muss mal wohin!": sagte ich verlegen. Und sah ihm wieder in die Augen. Sie strahlten mich an, als er lächelte. Er hielt mich immer noch im Arm. Es machte mir nichts aus, denn seltsamerweise fühlte ich mich wohl in seiner Umarmung.

Sein Körper war warm und fühlte sich großartig an. Durch sein Shirt konnte ich die Muskeln sehen und auch fühlen. Da wo ich ihn berührte, hatte ich das Gefühl als würden an diesen Stellen meine Haut prickeln.

Er trug mich an das andere Ende des Zimmers und öffnete mit einer Hand die Tür. Ich war erstaunt. Er hielt mich mit einem Arm fest, als würde ich nichts wiegen.

Ich ertappte mich dabei, das ich ihn anstarrte und sah beschämt weg. Er lachte und ich spürte seinen Körper vibrieren. Er hatte so ein schönes unbeschwertes Lachen.

Vorsichtig setzte er mich auf den Boden und half mir in den Raum hinein. Er schloss von außen die Tür und ich konnte mich erleichtern. Als ich meine Hände trocknete, öffnete er die Tür und sah durch den Spalt hinein.

Er sah so süß aus. Galant öffnete er die Tür und hob mich wieder hoch.

Vorsichtig trug er mich zurück zu meinem Bett. Es war mir etwas peinlich, da ich nur ein Krankenhaushemd anhatte.
Er setzte mich auf die Matratze und wollte gerade etwas sagen, als jemand durch die Tür kam.

Der blonde drehte sich um.

"Tyler!": donnerte er.

"Wie kannst du sie alleine lassen! Hast du sie noch alle! Verdammte Scheisse! Sie ist fast auf den Boden geknallt, hätte ich sie nicht aufgefangen!": brüllte er ihn an.

"Es tut mir leid, Ash! Ich habe ihr und mir was zum essen und trinken geholt! Falls sie aufgewacht wäre und Hunger gehabt hätte, wollte ich vorbereitet sein!": sagte er geknickt.

Tyler tat mir leid! Ich wollte nicht das er meinetwegen so angebrüllt wurde.

"Ash!": sagte ich leise.

Er drehte sich zu mir um. Ich erschrak und schlug mir die Hand vor den Mund! Seine Augen waren pechschwarz.
Er zitterte vor Wut.
Instinktiv legte ich meine Hand an seine Brust! Genau da wo sein Herz schlug.

Es schlug schnell! Viel zu schnell.

Ich deutete Tyler an weg zu gehen, was er auch augenblicklich tat. Wir waren alleine.

Ich legte meinen Kopf an seine Brust und legte nun beide Hände an diese.
Ich schloss die Augen und stieß einen langen Seufzer aus.
Ich fühlte mich so gut bei ihm.

"Ash! Warum fühle ich mich so gut bei deinen Berührungen?": fragte ich ihn

Er sah zu mir runter und lächelte.
Ich beobachtete fasziniert, wie seine Augen wieder zu blau wechselten.

"Weißt du Selina! Ich bin mir nicht sicher! Wahrscheinlich gibt mir Luna eine zweite Chance. Meine Mate wurde bei einem Rougeangriff getötet. Ich hatte sie sehr geliebt. Ich liebe sie auch immer noch und werde sie niemals vergessen!": antwortete er mir traurig und strich mir mit der Hand über meinen Rücken.

Dieses Gefühl, das diese Geste in mir auslöste, kam mir bekannt vor.

Er!
Er war das Licht in meiner Dunkelheit.
Er war immer bei mir gewesen.

Ich drückte mein Gesicht in sein Shirt. Meine Tränen liefen, ich konnte nichts dagegen tun.

Ash drückte mich an sich und seine Nase streifte meinen Nacken. Er gab mir einen leichten Kuss darauf und ich fühlte mich, als hätte ich Schmetterlinge im Bauch. Mein Herz schlug wild. Ich wollte ihn spüren und zog mich noch näher an ihn ran.

Ein stechenden Schmerz durchfuhr mich. Ich konnte es kaum aushalten und schrie ihn herraus, bis mich die Dunkelheit erneut umarmte.

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