56. Ezra

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Was der Wölfin passiert war, schockierte mich zutiefst. Mein Wolf jaulte und konnte nicht verstehen, warum man einem Weibchen so etwas antun konnte. Überhaupt einem anderen Lebewesen so etwas anzutun, war schrecklich. 

Die Erzählungen von Selina ließen mich noch wütender werden.  Man konnte deutlich die Parallelen zwischen ihnen sehen. Was mich allerdings stutzig machte, war die Tatsache, dass es der Mate von Selina getan hatte. 

Pures Unverständnis. 

Ich hatte meine Mate noch nicht gefunden und wenn ich sie finde, würde ich sie auf Händen tragen.
Ich würde alles für sie tun. 

Sogar sterben. 

Logan und ich redeten noch eine Weile über das Thema. Der größte Punkt war, wie man noch schneller reagieren könnte. Die anderen hatten sich schon vor einer Weile verabschiedet und wir beschlossen zur Krankenstation zu gehen, um nochmal nach der Wölfin zu sehen. Jasper hat uns mitgeteilt, dass sie sich zurückverwandelt hatte. Ich begleitete ihn, um das arme Wesen zu sehen, was mein Bruder im Wald gerettet hatte. 

Wäre er einen Moment später gekommen, wäre sie vermutlich tot gewesen. Christian hatte ihn vermutlich dabei gestört, als er sie mit dem Stein erschlagen wollte.

Bei der Mondgöttin. Ich würde ihm das Herz herausreißen und ihn essen lassen. So wütend war ich. Logan öffnete die Tür zur Station. Ein wohlriechender Duft stieg mir in die Nase und ich erstarrte. Ein feiner Duft von Pflaumen und eine Prise Zimt.

"Gefährtin"

Ich knurrte, was Logan einen Moment erstarren ließ und er zur Seite trat. Ich rannte zu dem Bett und nahm die Hand meiner Gefährtin. Sanft strich ich ihr die Haare aus dem Gesicht, die vor Schweiß daran klebten. Ich drehte mich um, als Jasper zu uns kam.

< Hast du eine Schale Wasser und ein Tuch für mich? Ich würde gerne den Schweiß aus dem Gesicht meiner Gefährtin entfernen. > sagte ich und lächelte ihn an. Er war überrascht und nickte, um mir das Gewünschte zu bringen.

< Glückwunsch Ezra. Wer hätte gedacht, dass ihr beide eure Gefährtin findet. Ich hoffe, sie wacht bald auf. Wir konnten bisher nicht klären, woher sie kam oder zu welchem Rudel sie gehört. Dylan und Leon wissen Bescheid, aber sie vermissen keine Wölfin. Also muss sie von außerhalb kommen. > sagte Logan und legte mir die Hand auf die Schulter. Das war ein emotionaler Moment für mich, deshalb drehte ich mich um und er nahm mich in eine Umarmung. Er hielt mich fest, bis ich mich von ihm löste und mir die Tränen aus den Augen wischte. 

< Danke. Tut mir leid. Es war heute etwas viel und ich kann immer noch nicht glauben, was passiert ist. Ich hätte sie fast verloren, obwohl ich sie noch nicht mal gefunden hatte. Ich hoffe so sehr, dass sie aufwacht. Woher sie kommt, ist mir egal. Sie gehört zu mir und ich werde sie glücklich machen. > sprach ich und sah zu ihr. Sie sah wunderschön aus und ich malte mir aus, wie unsere Welpen aussehen werden. Jasper räusperte sich und machte mir damit bewusst, dass er noch im selben Raum war. 
Ich schniefte und ging wieder an ihr Bett.

< Ich bin gespannt, wie ihre Wölfin aussieht. > sagte ich und strich ihr wieder durch die hellblonden Haare. 
Meine Haare sind kurz und schwarz, wie bei unserem Vater.

Christian hat dafür die dunkelblonden Haare von unserer Mutter geerbt. Die Augen sind bei uns beiden blau. Im Gegensatz zu unserer Schwester Grün.

Ich sah kurz zu Logan der mich beobachtete. Ich grinste ihn an und widmete mich wieder der Wölfin vor mir. 

Sie sah gepflegt aus, also ist sie kein Rouge. Sie roch auch nicht nach Rouge, aber manchmal kam der strenge Geruch erst mit der Zeit. Ich werde ihr ein wunderschönes Zuhause bieten und ihr jeden Wunsch erfüllen, solange sie mich auch akzeptiert. Das nahm ich mir fest vor.

Mein Wolf jaulte zustimmend und war voller Vorfreude. Er wollte unbedingt mit ihrer Wölfin spielen, doch ich musste ihn bremsen und beruhigen, dass es noch eine Weile dauern würde. 
Sie musste erst einmal aufwachen und wieder zu Kräften kommen.

< Ich nehme an, du wirst hier bleiben. Dann lasse ich dir einen bequemen Sessel bringen. > hörte ich Logan sagen und er musste lachen, als Jasper seufzte. Fragend sah ich ihn an. 

Jasper zuckte nur mit den Schultern und verschwand in seinem Büro. Ich meinte ein "macht doch, was ihr wollt" zu hören und lachte mit Logan über diese Aussage. 

Er musste irgend ein Trauma durchlebt haben. Denn anders konnte ich mir diese Reaktion nicht erklären.
Logan verschwand mit einem Lächeln, doch ich machte mir nicht mal die Mühe auf den Sessel zu warten, sondern zog die Schuhe aus, um zu ihr ins Bett zu krabbeln. 
Vorsichtig zog ich sie näher zu mir und roch an ihren Haaren. Ich war glücklich und hoffte auf diesen Moment, um ihr das erste Mal in die Augen zu sehen. Mit diesem Gedanken schlief ich glücklich ein.

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