LITTLE WOLF

Logan

Ich setzte mich von den anderen ab, um alleine zu sein. Die Geschichte mit Selina und Brendan beschäftigte mich sehr.

Ich stand in meinem Büro vor dem Regal und nahm ein eingerahmtes Bild in die Hand. Traurig schaute ich es mir an, wie ich es jeden Tag tat.

Ich erinnerte mich an den Tag, als es gemacht wurde, als wäre es gestern gewesen. Wir waren glücklich.
Das Bild zeigte Mum, Dad, mich und meine sieben Jahre jüngere Schwester Lilly.

Ich musste lächeln, als ich mich daran erinnerte, als sie in meinem Arm lag und ich ihr das Fläschchen geben durfte. Ich liebte sie über alles. Ich war ihr großer Bruder und meine Aufgabe war, auf sie aufzupassen.

Doch es kam alles anders.

Mir kamen die Tränen. Ich sah es immer noch vor mir, wie meine Eltern panisch durch das Haus und den Garten rannten. Lillys Dreirad lag im Vorgarten. Aber sie war nicht mehr da. Sie war verschwunden!

Es kamen viele aus dem Rudel um suchen zu helfen. Die schlechte Nachricht verbreitete sich sehr schnell.

DIE DREIJÄHRIGE TOCHTER DES ALPHAS IST VERSCHWUNDEN!!!!

Auch die benachbarten Rudel, die zur Hilfe gerufen wurden halfen mit.
Sie wurde nie gefunden. Es gab auch keine Spuren von ihr. Nichts!!! Als ich älter wurde, sah ich mir die Berichte an und ging nochmal alle Hinweise durch. Ich startete nochmals eine Untersuchung und setzte die Besten der Besten aus dem Rudel auf den Fall an. Ohne Ergebnis. Lilly ist bis heute nicht wieder aufgetaucht.

Meine Mum hatte es damals schwer getroffen. Tagelang schloss sie sich im Schlafzimmer ein und wollte auch nichts mehr essen. Dad war am verzweifeln. Sie hatten die Suche lange nicht aufgegeben.

Nach drei Monaten starb Mum. Die Ärzte sagten, sie wäre am gebrochenen Herzen gestorben. Sie und ihr Wolf trauerten so sehr um ihren Welpen, das sie einfach aufgaben.

Dad ging es nicht gut. Es war schwer für ihn. Er wollte stark sein! Für mich! Aber auch für sein Rudel. Sie hatten ihre Luna verloren! Wir alle waren in der schweren Zeit für einander da.

Dad ging es nach langer Trauerzeit wieder gut. Er hatte eine neue Frau gefunden.
Sie kam damals mit ihrem Sohn zu uns und bat Dad um Asly. Ihr Gefährte wurde damals bei einem Rouge Angriff getötet. Sie wollte nicht mehr dort im Rudel bleiben, denn alles erinnerte sie dort an ihren Gefährten. Dad und Caroline teilten das gleiche Schicksal. Es verband sie und irgendwann kamen sie sich dann näher. Ich hatte kein Problem damit. Ich sah wie glücklich Dad war und ich wusste das er Mum niemals vergessen würde.
Mum hätte auch gewollt, das er wieder glücklich wird. Ich vermisste sie noch immer.

Wie gerne hätte ich sie am meiner Seite gehabt. Bei meinem Abschluss oder bei meiner Ernennung zum Alpha.
Caroline brachte damals ihren Sohn Nathan mit ins Rudel. Er war so alt wie ich und wir wuchsen zusammen auf. Er war eher ein Einzelgänger. Wie verstanden uns eigentlich ganz gut, aber er war meistens alleine unterwegs.
Dad und Caroline sind nach meiner Ernennung zum Alpha auf Weltreise gegangen. Sie wollten von der Welt was sehen. Nathan hatte sie anfangs begleitet. Wo er jetzt war, keiner wusste es so genau. Ab und zu rief er mich an. Oder meldete sich bei seiner Mutter.

Ich stellte das Bild wieder ins Regal und sah mir die anderen an. Auf dem einen waren Ash und ich zu sehen. Als es gemacht wurde, waren wir noch jünger.
Ich liebte Ash wie ein Bruder und erinnerte mich an unser erstes Treffen.
Ash war damals mit seinen Eltern in unser Rudel gekommen. Seine Mum war ursprünglich aus unserem Rudel und ist ihrem Gefährten gefolgt.
Doch damals kamen sie zurück um hier zu leben. Seine Großeltern hatten eine große Firma, die seine Mum dann von ihnen übernahm.

An dem Tag als wir uns kennen lernten, ging es in der Schule um Familie. Wir sollten aufschreiben was wir uns wünschten und alles mit unserer Familie in den Schulferien erleben wollten.
Mir kamen damals die Tränen und ich konnte nicht aufhören zu weinen. Es kam alles wieder hoch. Meine Schwester und meine Mum, waren beide nicht mehr da.

Die anderen machten sich über mich lustig, aber Ash, der neu in unserer Klasse war, nahm mich einfach in den Arm und hielt mich fest. Er ahnte was mit mir los war und versuchte mich zu trösten.

Seit damals waren wir beste Freunde und machten alles zusammen.

Ich seufzte und ließ mich in meinen Sessel fallen.

Ich nagte an meiner Unterlippe und überlegte fieberhaft.

" Ash! Kommst du bitte ins Büro!": sprach ich über den Mindlink.

Es dauerte nicht lange und es klopfte an der Tür. Ash steckte seinen Kopf durch den Spalt. Ich ging davon aus das er erst mal die Lage checken wollte. Er stiefelte zu mir und ließ sich gegenüber von mir in den Sessel fallen.

"Was gibt es?": fragte er mich.

Ich sah ihn einen Moment an.

"Ich will Brendan und Selina einen Platz im Rudel anbieten! Ich möchte das sie hierbleiben. Ich denke es ist auch in deinem Sinne!" sagte ich grinsend zu ihm und wartete auf eine Reaktion.

Er bekam große Augen und nickte bestimmend mit dem Kopf. Noch schneller und er hätte ein Schleudertrauma bekommen.

Mein Wolf summte zustimmend. Er fühlte sich für Selina verantwortlich und wollte das sie blieb. Irgendwas war mit ihm passiert, seit sie bei uns war. Ich hatte immer so ein seltsames Gefühl, ignorierte es aber immer wieder.

"Ich hoffe Brendan stimmt zu. Ich möchte das sie bleiben. Er scheint ein guter Kerl zu sein, auch wenn ich nicht einschätzen kann, wie er zu ihr wirklich steht!": sagte er und fuhr sich stöhnend durch die Haare.

"Gut! Dann werde ich später mit ihm sprechen. Er wird jetzt erst mal nicht so schnell von ihrer Seite weichen. Jasper wird die Krise kriegen, wenn er die ganze Zeit auf der Krankenstation herumlungert!": sagte ich zu Ash und musste lachen.

Er stimmte mit ein. Es tat mal gut wieder zu lachen.

Wir gingen gemeinsam in die Küche um mit dem Chefkoch das Abendessen zu besprechen.