Dylan

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Der Weg war an sich nicht weit, doch er zog sich wie Kaugummi. Layla rutschte unruhig auf ihrem Sitz hin und her.

" Wir sind bald da, einen Augenblick musst du dich noch gedulden!":sagte ich zu ihr und legte meine Hand auf ihren Oberschenkel und strich ihr sanft darüber, in der Hoffnung sie würde sich etwas beruhigen.

Sie sah mich mit ihren wunderschönen Augen an, lächelte und legte ihre Hand auf meine.

" Wo sie wohl herkommt?" ; fragte sie mit leiser Stimme.
Ich sah sie an und zuckte mit den Schultern.

" Ich weiß es nicht, mein Schatz. Ich habe in den Vermisstenmeldungen nachgesehen, da konnte ich nichts finden!" ; sagte ich und sah wieder auf die Straße.

Sie seufzte und blickte durch die Scheibe ins Grüne. Im Augenwinkel sah ich, wie sie mit ihrer Hand über ihren Bauch strich und musste lächeln. Unsere Welpen. Ich freute mich so sehr auf sie.

Die Wölfin hatte bestimmt auch Eltern, oder Geschwister, die sie Vermissten. Die Vorstellung nicht zu wissen wo meine Welpen sind, oder schlimmer noch, sie zu verlieren, bei dem Gedanken bekam ich eine Gänsehaut. Eine schreckliche Vorstellung. Niemand sollte so etwas durchmachen müssen.

Wir fuhren auf den Grenzposten zu. Der Wachmann sah mich an, neigte den Kopf um mir seinen Respekt zu erweisen und ließ uns passieren. Wir hielten vor dem Rudelhaus.

Ich sah einen grinsenden Ash die Treppe runterstiefeln. Er öffnete Laylas Tür und hielt ihr galant seine Hand hin, die sie nahm und aus dem Auto stieg. Er lächelte sie an und gab ihr einen Handkuss, den sie ihrerseits mit einem Lächeln quittierte.

Wäre es jemand anderes gewesen, dem hätte ich ohne zu zögern den Kopf abgerissen.
Ich schloss zu ihnen auf und umarmte ihn brüderlich. Wir kannten uns jetzt schon lange. Damals als unsere Rudel Verbündete wurden, lernten wir uns kennen. Wir waren jung und haben vieles erlebt. Das Highlight war, als sich herausstellte, das Stella, sie war aus meinem Rudel, die Gefährtin von Ash war. Sie hatten sich so geliebt. Das Bündnis zwischen unseren Rudeln wurde durch diese zwei Gefährten noch weiter verstärkt.
Umso schlimmer traf es uns, als die Tragödie passierte. Stella, sie wurde durch einen Rouge Angriff getötet. Ash war am Boden zerstört und es hatte lange gedauert bis er wieder zu sich fand. Es war für uns alle eine schwere Zeit.

" Schön ihr da seid!" ;sagte er und führte uns durch die Eingangshalle ins Wohnzimmer.

" Setzt euch, Logan kommt gleich!" ;sagte er lächelnd und deutete auf die große Couch.

In diesem Moment ging eine andere Tür auf und ein strahlender Logan kam ins Wohnzimmer.

Mit offenen Armen kam er auf uns zu.

" Schön, dass ihr gekommen seid. Ihr seid früher als erwartet da!" :schmunzelte er und umarmte meine Gefährtin und dann mich.

" Ja. Wir hatten die Ungewissheit nicht ausgehalten und ich wollte unbedingt die Wölfin sehen!": erwiderte Layla und nahm meine Hand in ihre.

Logan lachte. " Kein Problem, lasst uns zur Krankenstation gehen. Ash wird vorangehen!" : sprach er und nickte ihm zu.

Schweigend gingen wir zur Krankenstation, die durch eine Seitentür schnell zu erreichen war.

Ich roch es sofort. Krankenhaus, dieser Geruch von Desinfektionsmittel, Blut und was sonst noch alles. Ich hasste es. Zu oft war ich in der Vergangenheit dort.

Im Zimmer trafen wir auf Jasper. Ich war dankbar, dass er keinen Kittel trug.

" Hallo Alpha Dylan, Luna Layla!" : begrüßte er uns.

" Wie geht es euch?" : fragte er und wir schüttelten uns die Hände.

" Uns Vieren geht es gut!" : erwiderte ich und zog stolz Layla näher zu mir. Sie legte ihre Hand auf ihren Bauch und lächelte die drei an.

" Herzlichen Glückwunsch!" : rief Logan, kam zu uns und umarmte Layla und mich nochmal. Ich sah Freudentränen in seinen Augen.

" Glückwünsche auch von uns!" : rief Ash und Jasper nickte mir anerkennend zu.
Ich strahlte übers ganze Gesicht.

Dann kam mir wieder der Gedanke, warum wir eigentlich hier waren und sah zum Untersuchungstisch. Da lag ein brauner Wolf.

" Das ist also die Wölfin?!": fragte ich Jasper, der traurig nickte.

" Sie hat eine ungewöhnliche Farbe!" : stellte ich fest und ging näher ran.

Ich schnupperte und roch an ihr. Ihr Geruch kam mir entfernt bekannt vor, konnte ihn aber nicht einordnen.

Layla kam zu mir und blieb vor der Wölfin stehen. Sie strich ihr mit der Hand durchs Fell und blickte sie traurig an.

" Warum hat sie sich nicht verwandelt?": fragte sie Jasper.
Er zuckte mit den Schultern.
" Ich weiß es nicht, wenn sie sich in den nächsten zwei Tagen nicht verwandelt, werde ich sie zwingen müssen!
Wir haben schon alles in die Wege geleitet. " : antwortete er.

Jeder wusste das eine erzwungene Verwandlung schmerzhaft war.

" Es muss irgendetwas passiert sein, bei diesem Ereignis, hat sich ihre Wölfin komplett zurückgezogen. Oder sie ist verschwunden, was ich nicht hoffe!": erklärte er uns.

" Deshalb heilt sie nicht?": fragte ich ihn.

" Davon gehe ich aus. Anders kann ich es mir nicht erklären. Zumindest kann ich sie besser behandeln, wenn sie wieder in menschlicher Form ist!"

Er klang sehr zuversichtlich, was mich etwas beruhigte.

" Ok, wer hat Hunger? Das Essen wäre fertig!" ; durchbrach Logan die Stille.

Wir hatten einen schönen Abend. Wir tranken, erzählten und lachten viel. Trotz der Situation, warum wir eigentlich hier waren.
Der Termin für das Sommerfest stand bei unserer Abreise fest. Ich freute mich schon sehr darauf, auch andere aus dem Rudel wieder zu sehen.

Ash hatte uns schon vor einiger Zeit verlassen um Jasper einen früheren Feierabend zu bescheren, was wohl nicht ganz so uneigennützig war. Er wollte so schnell wie möglich wieder zur Wölfin zurück. Layla belächelte ihn und drückte ihn zum Abschied. Obwohl sie flüsterte, konnten wir verstehen, was sie ihm ins Ohr flüsterte.

" Ich freue mich darüber, das du dich so um sie sorgst und kümmerst. Ich hoffe das sie bald aufwacht!" ; sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und er verschwand mit einem hochroten Kopf in Richtung Krankenstation.

Der Abend war schön. Wir hatten zwar nichts weiter in Erfahrung gebracht, dennoch fuhren wir glücklich nach Hause.
Logan versprach uns, uns auf dem laufenden zu halten.
Wir waren uns einig, diese Sache aufzuklären.

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