37. Adrian

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So lange hatte ich darauf gewartet und auch so viel Geld dafür ausgegeben. 

Jetzt hatte ich sie vor mir und es war ein Gitter zwischen uns. Ich fand es furchtbar. Sie erinnerte sich nicht an uns. Ok. Ich musste auch zugeben, ich hatte sie nur ab und zu besucht. Lieber sah ich sie auf dem Bildschirm oder war bei ihr, als sie schlief. 

Die Freiheit hatte ihr gutgetan, aber ich wollte sie wieder bei mir haben. 
Ich hätte sie eingeschlossen, aber das zu ihrem Schutz. 

Warum verstand sie das denn nicht? 

Sie ließen uns alleine und so fühlte ich mich auch. Es machte in diesem Moment keinen Unterschied, ob Chris da war oder nicht. 

Chris. Dem ich am meisten vertraut hatte, hat mich hintergangen. Er war es, der Selina befreit hatte. Die ganze Zeit hatte er nur Mitleid geheuchelt und mir was vorgespielt. Immer wieder schlug ich auf ihn ein, bis mich jemand von ihm wegzog und mich in die Ecke trieb. Ich war so im Rausch, dass ich sogar anfing den Wolf zu schlagen. 

"Hör auf mit dem Scheiß, sonst schlage ich dir eine rein, dass dir hören und sehen vergeht! Du hast deinen Freund fast tot geschlagen!": brüllte ein blonder und schüttelte mich durch. 

"Er ist nicht mehr mein Freund und auch nicht mein Bruder! Er hat Selina damals herausgelassen und so getan, als würde er mit mir leiden!": brüllte ich zurück, aber er sah mich nur verständnislos an und schüttelte den Kopf.

Er ließ mich los und ging zur Gittertür. Er schlug sie zu und sah mich wütend an. Ohne ein Wort zu sagen, ging er und ich war alleine. 

Ganz alleine. 

Ich warf mich auf das Bett und schlug auf das Kissen ein. Was ist da gerade passiert? Ich hatte tatsächlich die Beherrschung verloren und fast Chris getötet. 

Vielleicht hatte Chris doch recht. 

Die Stunden vergingen. Eine Wache kam, brachte Essen und Trinken und verschwand wieder. Ich bewegte mich keinen Millimeter aus dem Bett und versuchte zu schlafen. 

Plötzlich hörte ich die Tür und sah auf. Selina stand mit einer anderen hübschen Frau vor meinem Gefängnis. Diese sah mich finster an, die Arme vor der Brust verschränkt. 

"Warum hast du das getan? Du hast ihn verletzt? Warum?": fragte sie leise und konnte mir aber nicht in die Augen sehen. 

Ich schluckte.

Ja, ich  bin immer noch sauer auf ihn.

"Ich war so unendlich wütend! Er hat dich mir weggenommen!": sagte ich und sah sie traurig an. Merkte sie nicht, wie sehr ich sie liebte und vergötterte. 

"Ich habe nie dir gehört! Dein Vater hat mich meiner Familie entrissen! 

Entführt!

Meine Mum starb an gebrochenen Herzen! Sie und ihr Wolf haben den Verlust ihres Welpen nicht verkraftet! Ich bin jetzt hier, bei meinem Bruder und mein Vater kommt bald von seiner Weltreise zurück! Ich bin hier, wo ich hingehöre und niemand wird mich hier wegholen! Ich bin deinem Bruder oder Freund sehr dankbar! Er wird vermutlich hier im Rudel bleiben! Was mit dir passiert, das weiß ich nicht, denn das wird mein Bruder entscheiden!": erklärte sie und ich musste schlucken. 

Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, wie es weitergehen könnte, doch jetzt bekam ich schon ein wenig Angst. Mir wurde es schlecht und mir kam ein schrecklicher Gedanke.

"Meine Tabletten! Ich brauche meine Tabletten! Ich habe sie nicht bei mir!": sagte ich panisch. Ich wusste, was passierte, wenn ich sie nicht regelmäßig einnahm. Ich hatte sie gestern schon nicht genommen und heute auch nicht.

"Wir haben keine Tabletten bei deinen Sachen gefunden! Wofür sind die?": fragte sie mich und sah zur anderen. Diese schüttelte den Kopf und sah einen Moment abwesend aus. 

"Ich bin krank und wenn ich sie nicht nehme, geht es mir sehr schlecht!": erklärte ich panisch und legte mich auf das Bett. Mir war schwindelig und die ersten Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. 

"Ich werde nach ihnen suchen lassen! Mehr kann ich gerade nicht für dich tun!": hörte ich sie noch sagen. Ich bekam nicht mal mehr mit, wann sie gegangen waren. 

Ich fühlte mich scheiße und ich wollte einfach, dass es wieder aufhört. Die Übelkeit überkam mich und ich rannte zum Klo. Als alles raus war, säuberte ich meine Hände und meinen Mund. Es war furchtbar. 

Mit langsamer Bewegung nahm ich die Wasserflasche und trank gierig. Langsam ging ich wieder zum Bett und krabbelte hinein. 

Ich wollte schlafen und hoffen, dass es nicht mehr so schlimm sei, wenn ich aufwachte. Doch den Gefallen tat mir mein Körper nicht.

Er schrie nach seinen Tabletten. Es wurde immer schlimmer und ich stöhnte vor Schmerz. Mein Kopf und mein Körper. Ich hatte das Gefühl, er gehörte mir nicht mehr und tat, was er wollte. Schweißgebadet wälzte ich mich hin und her und wartete auf mein Ende, denn so fühlte es sich an. Ich hatte schon öfters mal die Tabletten vergessen, aber nie so lange. 

Ich kam wieder zu mir, als ein Mann vor mir kniete. Er hatte ein Stethoskop dabei und lächelte mich mitleidig an. 

"Hallo Junge! Ich bin Jasper, der Rudelarzt! Wir haben deine Tabletten noch nicht gefunden! Skyla meine Gefährtin sagte mir, dass du nicht genau weißt, wofür sie sind! Ich nehme dir jetzt Blut ab und schau mir die Sache mal an! Bist du damit einverstanden?": fragte er mich und ich nickte. Ich fühlte mich zu schwach, um irgendetwas anderes zu tun. 

"Ich gebe dir ein leichtes Schmerz und Schlafmittel, vielleicht kannst du etwas schlafen und bekommst nicht so viel mit. 

Wieder nickte ich und kurz darauf wurde ich so müde, dass ich auf der Stelle einschlief.

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