49.Ray

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<Wie geht es ihm?> fragte ich Chris und trat näher an ihn ran. Sanft legte ich meine Arme um seinen Bauch und küsste in seine Halsbeuge. Ich spürte seine Gänsehaut und zog meine Zunge über mein Mal.

Ich hatte ihn letzte Nacht markiert. Es war eine wunderbare Nacht, denn wir haben uns vereint. Ich wollte noch etwas warten, was mein Wolf nicht verstand, doch Chris drängte mich und als ich ihn nackt vor mir hatte, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.

Ich höre immer noch sein Stöhnen, als ich in ihn drang und uns beide in eine andere Welt katapultierte. Wir waren so zärtlich miteinander, was ich zuvor noch niemals mit einem Jungen hatte. Auch nicht mit einem Mädchen, denn ich fühlte mich zu beiden Geschlechtern hingezogen. Doch jetzt gab es nur noch meinen Gefährten für mich.

Chris drehte sich um und sah mich traurig an.

<Sein Zustand ist unverändert. Warum wacht er nicht auf? Der Doc hat auch keine Erklärung dafür.> sagte er und legte seinen Kopf an meine Schulter.

In diesem Moment stöhnte Adrian und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.

<Jasper. Komm her. Irgendetwas stimmt mit Adrian nicht.>: rief ich und er kam sofort aus seinem Büro geschossen.

Er kam an seinem Bett zum Stillstand und fühlte seinen Puls. Er leuchtete ihm in die Augen und schüttelte den Kopf.

<Ich kann es mir immer noch nicht erklären. Normalerweise müsste er schon längst wach sein. Seine Werte sind völlig in Ordnung. Wir können nur weiterhin abwarten.> sagte er und ich drückte Chris fester an mich.

Jasper verließ uns und ich zog Chris von dem Bett weg, um mit ihm zur Küche zu gehen. Ich hatte Hunger und mein Magen war kurz davor zu knurren, als es plötzlich knurrte.

<Hast du so einen Hunger? Das hörte sich voll echt an.> : lachte Chris und ich sah ihn verwirrt an.

<Ich dachte, es wäre deiner.> sagte ich und sah an ihm vorbei.

Adrian saß auf dem Bett und sah mich wütend an. Er sprang herunter und fiel zu Boden. Er hatte keine Kraft, um wieder aufzustehen. Ich hielt Chris an seinem Arm fest, denn er war kurz davor, zu Adrian zu gehen, der immer noch auf dem Boden saß.

In diesem Moment brüllte Adrian und ich konnte Knochen knacken hören. Graues Fell wuchs auf seiner Haut, als er wieder brüllte. Ich schob Chris zur Seite und sprintete zu ihm hin.

<Adrian. Kämpfe nicht dagegen an. Lass es geschehen und wehre dich nicht. Fühl in den Schmerz hinein und lass dich einfach gehen. Ich weiß, dass es schwer ist, aber du darfst nicht dagegen ankämpfen. > sprach ich beruhigend auf ihn ein und legte dabei meine Hände an seinen Körper.

Wieder zuckte sein Körper und er schrie schmerzvoll auf. Er hatte schon Tränen in den Augen und als er mich ansah, konnte ich seinen Wolf sehen, der mich ängstlich musterte.

Adrian war ein Wolf. Ich konnte es immer noch nicht fassen. Wir konnten ihn nicht riechen. Jasper musste sich ihn unbedingt anschauen.

Als hätte er meine Gedanken gelesen, kam er durch die Tür rein und starrte uns an. Adrian schrie wieder und schloss seine Verwandlung ab. Hechelnd lag er auf dem Boden und als Jasper sich auf uns zubewegte, kam Leben in den Wolf.

Knurrend sprang er auf und stand mit wackeligen Beinen in der Mitte des Raumes.

<Adrian. Beruhige dich. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich weiß, es ist alles neu. Komm her zu mir.>befahl ich ihm, doch er schüttelte sich nur und knurrte wieder. Da sprang er auf und raste in Richtung Tür, die auch noch in diesem Moment auffing und er rausrannte.

Jasper, Chris und ich stürmten hinter ihm her. Er durfte jetzt nicht verschwinden. Er war ein frisch gewandelter Wolf und angreifbar.

Er schaffte es tatsächlich nach draußen und wollte Richtung Wald. Doch bemerkte er wohl nicht die SUVs, die gerade zum Stillstand kamen und Logan aus dem Auto sprang.

Er sah mich an und wusste sofort Bescheid, dass der Wolf aufgehalten werden musste.

<Bleib stehen.>sagte er mit der Alphastimme und selbst ich spürte die Macht dahinter.

Adrian winselte und legte sich auf den Boden. Ich konnte seine Angst spüren und man sah ihm an, wie verwirrt er war.

<Ray. Ist das Adrian?>fragte Logan und sah, wie Selina sich an ihm vorbeischob. Ich nickte und in diesem Moment knurrte Ash als er sah, wie Selina sich neben Adrian kniete.

Vorsichtig streckte sie ihre Hand aus und ließ Adrians Wolf daran schnuppern. An seinen Augen konnte man sehen, dass sein Wolf immer noch die Oberhand hatte und er winselte leise, als Selina ihn streichelte und beruhigende Worte flüsterte. Ich spürte, dass meine Mum sich näherte und vor Selina und Adrian stehen blieb.

Sie zitterte und Tränen bildeten sich in ihren Augen. Ich war verwirrt über ihre Reaktion.

Adrian winselte wieder und hob seinen Kopf. Er schnupperte und seine Ohren zuckten.

Ich sah Logan an, doch er zuckte nur mit den Schultern. Keiner konnte sich in diesem Moment einen Reim darauf machen.

<Mein Welpe.> sagte sie mit zitternder Stimme und ich erstarrte. Jeder hielt die Luft an über das Gesagte.

Ich beobachte, wie sie sich auf den Boden kniete und ihre Arme öffnete. Adrian winselte jetzt und heulte herzzerreißend auf und rutschte auf dem Bauch zu ihr. Er leckte ihre Hand und Gesicht, während sie ihn überall berührte und weinte.

Fassungslos stand ich da, bis ihre Worte bei mir wirklich ankamen.

Mein Welpe.

Das konnte nur bedeuten, dass Adrian mein totgeglaubter Bruder war.

Ich zitterte und fand keine Worte mehr. Ich hatte das Gefühl, dass sich alles um mich herum drehte. Nur Adrians Winseln brachte mich wieder in das Hier und Jetzt.

Chris nahm meine Hand in seine und drückte sie leicht.

Er lächelte und zeigte auf die beiden, die immer noch auf dem Boden lagen. Meine Mutter lag fast auf ihm und schluchzte. Sie wollte ihn auf keinen Fall loslassen. Mit zitternden Knien ging ich auf sie zu und sank auf den Boden. Ich berührte Adrians Wolf und ließ meine Finger durch sein Fell gleiten.

Seit jenem Tag, als er verschwand, fehlte mir etwas und ich hatte nie die Hoffnung aufgegeben, dass er doch irgendwo da draußen war.

Jetzt war er hier. Bei uns. Das Schicksal wollte es so und ich war mehr als dankbar darüber.

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