63. Ash

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Nein. Das durfte nicht sein. 
Er atmete nicht mehr. 
Wir hatten Logan verloren.
Meinen besten Freund, mit dem ich alles geteilt hatte und der immer für mich da war.

Selina schluchzte und umarmte Claire, die bitterlich weinte. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und versuchte sie vergeblich mir aus dem Gesicht zu wischen.
Ich kniete vor seinem Bett und fuhr mit der Hand über seinen Kopf, um dann mein Gesicht in sein Fell zu drücken. Meinen Schmerz und Trauer schrie ich in sein Bauchfell und krallte mich darin fest. Wenn ich könnte, würde ich Cedric für das, was er uns angetan hatte, noch einmal töten. Ich hasste ihn abgrundtief und betete, dass er in der Hölle schmorte. Ich erinnerte mich daran, als ich Logan das erste Mal gesehen hatte, als er weinte, wie wir das Familienbild malen sollten und ich ihn tröstete. Das war der Anfang unserer tiefen Freundschaft. Seit jenem Tag waren wir unzertrennlich. Wir waren wie Brüder und das sollte jetzt einfach so vorbei sein?

Ich konnte ihn nicht loslassen. Hinter mir hörte ich die Mädchen weinen. 

< Weißt du noch, wie wir den Mädchen in der Umkleide einen Streich spielen wollten? Doch die alte Conelly war dort und hätte uns fast erwischt. > erzählte ich laut und musste lachen. Ich strich wieder durch sein Fell.

< Oder als wir versucht haben zu campen und das Zelt nicht aufbauen konnten, da eine wichtige Stange gefehlt hatte. Es hatte angefangen zu regnen, und wir haben uns in Wolfsform in eine Höhle verkrochen.> erzählte ich weiter. Im Raum war es vollkommen ruhig. Ein leichtes Schluchzen war nur noch zu hören. 

< Logan. Bitte tue uns das nicht an. Es darf einfach nicht wahr sein.> flüsterte ich und vergrub mein Gesicht wieder in seinem Fell. Tief atmete ich seinen Duft ein, denn ich würde ihn nie wieder riechen können. Gedanklich fragte ich die Mondgöttin, warum sie das zugelassen hatte.

Als ich gerade wieder etwas sagen wollte, spürte ich etwas auf meinem Kopf. Es fühlte sich nicht wie eine Hand an und sah auf. Logan hatte seine Pfote auf meinen Kopf gelegt, sah mich an und winselte leise.

Brüllend sprang ich auf und umarmte ihn stürmisch. Jeder im Raum hatte es mittlerweile realisiert, lachte und umarmte seinen Nachbarn.
<Logan. Du hast uns eine Angst eingejagt.> lachte ich und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich ließ ihn los und trat zur Seite. Clair und Selina warfen sich quasi auf ihn. Sie weinten und lachten vor Freude. Jasper kam ins Zimmer und schaute fassungslos auf Logan. Hinter ihm stand Daniel mit zwei Welpen im Arm und starrte ebenfalls. 

Ich beobachtete, wie er sich an Jasper vorbeiquetschte und auf das Bett zusteuerte. Dann plötzlich drückte er mir einen der Welpen in den Arm und den anderen Selina, um seinen Sohn zu umarmen. 
Ich sah mir den Welpen an. Es war ein Mädchen und wunderschön. Man konnte die Ähnlichkeit zu Selina sehen. Die Kleine griff nach meinem Finger und lächelte, als sie ihn festhielt. 

Freudig über diese kleine Geste sah ich zu meiner Gefährtin. Ihr stand der Welpen gut und ich malte mir aus, wie es wäre, wenn es unsere wären. 

Selina musste meine Gedanken gelesen haben, denn sie lächelte und gab dem kleinen Mann einen Kuss auf den Kopf.
Die Freude war groß, dass Logan diesen Angriff überlebt hatte. Im Nachhinein klärte es, wie es dazu kommen konnte. Der Verdienst war Samara zuzuschreiben. Sie hatte mit ihrer Energie und Hexenkraft das Gift aus seinem Körper ziehen können. Sie war noch geschwächt und Brendan ließ sie keine Sekunde aus den Augen.

Ich hatte an diesem Abend auf der Veranda eine Kerze angezündet und zur Mondgöttin gebetet. Ich hatte ihr gedankt, uns Logan zurückgebracht zu haben. 

Logan erholte sich langsam und verwandelte sich nach zwei Tagen zurück in seine menschliche Form.

Selina kam aus dem Haus und setzte sich neben mich. Ich gab ihr einen Kuss, legte meinen Arm um sie und sah zusammen zum Mond auf, der hell am Himmel stand. Ein paar Tage sind seit dem Vorfall vergangen. Ich ließ ich meinen Blick durch den Saal gleiten und war sehr zufrieden. Er war wunderschön dekoriert, denn die Geburt der Zwillinge, die Auferstehung von Logan und die Heilung durch Samara sollten groß gefeiert werden.
Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen und viele aus der Umgebung waren eingeladen. Ich freute mich darauf, Leon und Damian wiederzusehen. Aber genauso unsere neuen Freunde wie Alpha Christian und seine neuen Rudelmitglieder. 

Das Fest konnte beginnen.

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