Jasper

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Zur gleichen Zeit

Ich liebe Ash wie einen Bruder. Wir waren zusammen aufgewachsen und ich wusste wie er tickt. Das mit der Kleinen war schlimm, doch wie er sie beschützte, ging echt zu weit.

Man hätte echt meinen können, sie wäre seine Gefährtin. Er klebte die ganze Zeit an ihr und ging mir damit auf die Nerven. Nichts konnte ich tun, ohne das er mir auf die Finger schaute. Er knurrte mich sogar an als ich sie länger berührte. Ich war kurz davor ihn hochkant aus der Krankenstation zu werfen.

Ich sah gerade zu ihm rüber, als ich bemerkte, dass sein Blick etwas glasig wurde.

Es dauerte ein Moment und er begann zu stöhnen.

,,Es ist gut, wenn du mal was anderes als die Krankenstation siehst. Du solltest auch mal was essen!,, sagte ich zu ihm. ,, Und duschen! ,,

Ich ahnte das Logan ihn zurück beordert hatte.

Er rollte genervt mit den Augen.

,,Ok. Ich geh ja schon!,, murmelte er und verließ die Krankenstation .

,,Endlich!,, rief ich voller Freude.
,,So kleine, dann nutzen wir das gleich mal aus, das er weg ist!,, : sagte ich zu ihr und löste den Verband an ihrem Kopf.

Ich sah mir die Wunde an und mir gefiel gar nicht was ich da sah. Die Wunde hätte schon längst anfangen müssen zu heilen.

,, Was ist nur mit deiner Wölfin passiert? Warum heilt sie euch nicht?,, fragte ich sie.

Leider bekam ich auf diese Frage keine Antwort.

Mir war schon öfters aufgefallen, das ihr Ohr zuckte. Ich war mir sicher, das sie mehr mitbekam, als wir annahmen.
Ich erwähnte es vor Ash nicht, da ich mir sicher war, er würde sich zu sehr darüber freuen und hoffen das sie in nächster Zeit aufwachen würde.

Ich war mir bewusst, wenn sie in den nächsten Tagen nicht aufwachte oder es ihr doch wieder schlechter ging, würde ich sie zwingen müssen sich zurück zu verwandeln.

Ich hatte Jackson gebeten das Mittel herzustellen. Sowas hatte man eigentlich nicht auf Vorrat.

Ich nahm eine Schale mit warmen Wasser und viele Mullkompressen. Ich tauchte sie ein und begann das getrocknete Blut sanft abzuwaschen.

Ich war so vertieft, das ich nur am Rande bemerkte ,wie Tyler vor mir stehen blieb und mir bei der Arbeit zusah. Da ich gerade damit beschäftigt war um die Wunde der Wölfin, die ich Jane Doe genannt habe, zu säubern, stand er regungslos da und wartete bis ich fertig war.

,, Kann ich dir helfen?,, fragte er mich.

,, Ja, kannst du! ,, und nickte zum Schrank gegenüber.

,, Schnapp dir eine Schale warmes Wasser und reinige ihr den Hals und die Vorderbeine!,, sagte ich zu ihm und deutete auf die besagten Stellen.

So standen wir einige Zeit und arbeiteten vor uns hin.
Ich sah öfters zu ihm rüber und beobachtete, wie er mit dem nassen Mull vorsichtig das Fell reinigte. Er unterbrach seine Arbeit und musterte jeden Zentimeter der Wölfin.

Er muss es gespürt haben, denn er schaute auf und musterte mich skeptisch.

,,Was?! Warum schaust du so?,, fragte er mich.

Ich lächelte ihn an. ,, Sie gefällt dir, oder? ,, fragte ich ihn.

Er wurde rot wie eine Tomate, aber trotzdem nickte er mir zu.

,, Sie hat eine interessante aber auch schöne Fellzeichnung. Die meisten Weibchen die ich gesehen habe, waren meist grau, grau weiß oder weiß. Aber eine Braune hatte ich bisher noch nie gesehen. ,, sprudelte es aus ihm heraus.

Ich musste schmunzeln. ,, Lass das ja nicht Ash hören, sein Beschützerinstinkt ist zur Zeit sehr ausgeprägt! Außerdem wissen wir nichts über sie. Vielleicht ist sie noch keine Achtzehn, oder sie hat ihren Gefährten schon gefunden. Oder noch nicht gefunden, wer weiß das schon! ,, entgegnete ich ihm.

,, Nach ihrem Geruch zu urteilen, ist sie noch unverpaart!,, : meinte er und lächelte mich mit hoffnungsvollen Blick an.

Ich lächelte ihn an. Die Jugend....

Ich musste daran denken, als ich Skyla das erste mal begegnete. Sie war auf Patrouille. Sie auf der einen Seite, ich auf der anderen. Sie gehörte zu Dylan Duclairs Rudel, genau genommen seine Adoptivschwester. Dylans Vater hatte sie aufgenommen. Ihre Eltern waren Rouges und wurden getötet. Er nahm sie mit. Sie war zwar der Welpe eines Rougepaar, aber für seine Herkunft, konnte das kleine Welpenweibchen nichts.

Skyla ignorierte damals unser Band. Ich wollte sie so gerne in meine Arme nehmen und sie markieren. Sie gehörte zu mir und meinem Wolf. Ich brachte ihr Hasen und sogar ein Reh. Sie ignorierte alles was ich tat. Sie hätte ihr Rudel verlassen müssen und sie war mitten in der Ausbildung zur Kriegerin. Ich hätte es ihr niemals verboten. Doch sie hörte mir nicht mal zu.

Ich war damals deprimiert. Ich suchte das Gespräch mit Logan, Ash war damals auch dabei. Mit ihnen konnte ich über alles reden.

Logan hatte die Idee Dylan mit einzubeziehen. So entstand das Sommerfest. Wir verstärkten unsere Bindung zum Silvermoon Rudel und ich hatte die Chance Skyla näher kennenzulernen. Was auch passierte. Seitdem waren wir zusammen.

Damals verloren wir zwar drei Weibchen, bekamen aber zwei dazu. Verloren ist eigentlich das falsche Wort, sie waren ja nicht wirklich verloren. Sie haben nur ein neues Zuhause bei ihren Gefährten gefunden. Seitdem wurde das Sommerfest bei uns gefeiert um die Chancen zu erhöhen, seinen Gefährten zu finden und auch die Bindung zwischen unseren Rudeln zu stärken.

,,Doc, alles ok? ,,: fragte mich Tyler.

,, Ja, alles ok! Ich war nur in Gedanken!,, : antwortete ich ihm und stellte die Schale zur Seite.

,,Hilf mir sie auf die andere Seite zu drehen!,, sagte ich und hob vorsichtig ihren Kopf an .

Tyler drehte sie auf die andere Seite und sie fuhren mit der Arbeit fort.

,,Wie hoch stehen die Chancen, das sie wieder aufwacht? ,, fragte er und säuberte ihre Pfote.

Ich wollte ihm gerade antworten, als drei Krieger reinkamen. Zwei trugen einen riesigen Sessel, der dritte eine Decke und ein großes Kissen.

,,Was soll das ? ,,: fragte ich sie stirnrunzelnd.
,, Hier ist doch kein Möbelhaus, sondern eine Krankenstation!,,

Sie zuckten mit den Schultern.

,, Anweisung vom Alpha, wir sollten den Sessel hierher bringen!,, antwortete er mir, ich glaube er hieß Sven.

,, Aha! Soso! Das ist doch sicher auf Ashs Mist gewachsen!,, : sagte ich spöttisch zu Tyler.

Er lachte und sah zu wie, sie den Sessel hinstellten und von dannen zogen.

Wir beendeten die Wundversorgung und Tyler ließ mich mit der Wölfin alleine.

Gelangweilt überflog ich die Laborergebnisse und wartete auf Ashs Rückkehr.

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