𝙲𝙷𝙰𝙿𝚃𝙴𝚁 𝚃𝚆𝙴𝙻𝚅𝙴

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~ „Wer alles schwarz sieht, für den geht die Sonne am Morgen unter." ~
(Phil Bosmans)

𝓐lessandro regte sich nicht, wahrscheinlich dachte er nach. Wägte ab, ob er tatsächlich bleiben sollte, oder ob das eine dumme Idee wäre. Es fühlte sich an, als würden Stunden vergehen, in denen er seine Entscheidung traf.
Langsam wurde ich nervös und zweifelte daran, das er tatsächlich bleiben würde.
Dann schloss er die Tür wieder und drehte sich zu mir um. Erleichtert rutschte mir fast das Herz in die Hose.
„Du musst aus dem Kleid raus, sonst erkältest du dich.", warnte er mich.
Ich nickte, blieb aber stehen und sah ihn einfach nur an.
„Ich bleibe auch nur so lange, bis du eingeschlafen bist.", setzte er nach.
Wieder nickte ich nur. Hauptsache er blieb und ich war nicht alleine, mehr wollte ich auch gar nicht.
Falsch, hörte ich eine Stimme tief in mir.
Anscheinend war ich doch noch nicht ganz nüchtern. Immerhin versuchte etwas in mir, mir einzureden, das ich mehr wollte. Und das konnte ganz bestimmt nicht von mir kommen.
Um der Stimme keine weitere Aufmerksamkeit mehr zu schenken, ging ich zu dem Schrank und suchte mir Kleidung zum schlafen raus.
Als ich etwas gefunden hatte, ging ich ins Bad und zog mich um.

#

Ich ließ mich auf die weiche Matratze fallen und kuschelte mich unter die Decke, als ich wieder aus dem Bad kam. Alessandro machte das Deckenlicht aus und meine Augen benötigten einige Sekunden, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Durch die Lichter des Gartens, die durch die Fenster schienen, konnte ich mich noch schneller an die schummrige Beleuchtung gewöhnen und erkannte Alessandro's Umrisse direkt neben meinem Bett.
„Willst du jetzt da stehen bleiben? So kann ich auf gar keinen Fall einschlafen, wenn du mich die ganze Zeit beobachtest.", gab ich zu bedenken.
„Dann setze ich mich halt auf den Stuhl.", sagte er mürrisch und wandte sich ab.
„Nein!", platzte es aus mir, als könnte der Stuhl ihm etwas antun. Keine Ahnung wo das her kam, aber die Worte waren schon ausgesprochen.
„Was soll ich dann machen?", fragte er etwas hilflos. Ich rutschte ein Stück weiter zur Seite, um ihm Platz zu machen, wobei das Bett eigentlich groß genug war.
Ohne das ich etwas sagen konnte, knirschte Alessandro mit den Zähnen: „Kleines, das halte ich für keine gute Idee."
„Wieso nicht? Ich tue dir nichts, keine Sorge.", schwor ich.
Gelogen, rief die Stimme in mir wieder.
Leicht schüttelte ich mit dem Kopf und hoffte, das es Alessandro nicht auffiel. Ich wollte ihn lediglich in meiner Nähe haben, mehr nicht.
Die Stimme in mir konnte mich mal.
Alessandro zögerte, doch dann kam er wieder auf das Bett zu.
„Moment.", stoppte ich ihn und hob meine Hand: „Deine Klamotten sind nass."
Er schnaubte: „Kleines, bitte."
„Jetzt komm schon. Du bist doch nicht schüchtern, oder? Ich sagte dir doch, ich mache nichts. Ich bleibe auf meiner Seite und du auf deiner.", versuchte ich ihn zu beschwichtigen.
„Mit Schüchternheit hat das nichts zu tun.", raunte er.
Alessandro war nicht wütend oder genervt, aber irgendwie unsicher. Ich kannte seine Blicke, die er mir zuwarf und eben hatte ich gespürt, wie er auf mich reagierte, wenn ich ihn anfasste.
Das hatte rein gar nichts mit Abneigung zu tun, also wieso wahrte er die Distanz zwischen uns?
„Mit was denn dann?", hakte ich nach.
„Ach, scheiß drauf. Ich diskutier nicht mit dir.", fluchte er und zog sich das T-Shirt über den Kopf.
Siegessicher lächelte ich.
Geht doch, dachte ich stolz.
Dann knöpfte er seine Hose auf, zog sie aus und legte sich direkt unter die Decke.
„Behalt deine Finger über der Decke.", witzelte er, aber ich wusste genau, das es auch eine Warnung war.
Ich lachte nur und kuschelte mich in mein Kissen. Langsam wurde ich wirklich müde und schlief kurze Zeit später ein.

#

In meinem Traum wechselte ich oft die Szenen. Mein Kopf verarbeitete alles, was ich an den Tagen zuvor erlebt hatte.
Zuerst sah ich die Männer in Schwarz und ihre verletzten Gesichter. Danach fand ich mich an einem Abgrund wieder, hinter mir stand Grace, die mich plötzlich lachend in den Abgrund stieß.
Während ich fiel, gesellten sich meine Adoptiveltern zu Grace, zeigten auf mich und lachten. Bevor ich auf den Boden des Abgrundes aufprallte, wechselte die Szene zu einer dunklen Straße. Auf ihr fuhren zwei Autos aufeinander zu.
Doch bevor sie ineinander prallten, wechselte die Szene wieder.
Nun standen die De Luca Brüder vor mir und sahen mich begierig an. Sie kamen auf mich zu, küssten mich und fassten mich überall an.
In meinem Traum stöhnte ich, ließ mich fallen und genoss, was die Brüder mit mir anstellten.
Kurz vor dem Höhepunkt spürte ich, wie mich jemand schüttelte.
„Kleines? Hallo Kleines, werd endlich wach!", die Stimme wurde lauter, drang durch den Nebel meiner Träume.
Dann schreckte ich auf und stieß mit meinem Kopf gegen etwas Hartes. Ein dumpfer Aufprall war zu hören und meine Stirn fing an zu pochen.
Um mich war alles dunkel, doch als ich die Stimme neben mir fluchen hörte, wusste ich, das es Alessandro war.
Mein Herz raste immer noch von den Bildern meines Traumes und mein Körper stand in Flammen. Alessandro's Nähe und sein intensiver Geruch nach Zitrone machte es mir schwer, wieder klar zu denken und in der Realität anzukommen.
„Dein Kopf ist hart wie Beton, Kleines.", hörte ich ihn sagen. Durch das schummrige Licht konnte ich erkennen, wie er seine Stirn rieb.
Ich betete ein Stoßgebet gen Himmel, das ich nur in meinem Traum gestöhnt hatte und er davon nichts mitbekommen hatte.
„Wieso bist du noch hier? Ich dachte, du wolltest gehen, sobald ich eingeschlafen bin?", meine Stimme klang heiser und belegt.
Verdammt, mein Körper hängt immer noch in diesem Traum fest, fluchte ich zu mir selbst.
„Dein Schlaf wurde immer unruhiger, deswegen bin ich geblieben.", erklärte er, doch ich verstand ihn kaum. Mein Blut rauschte in meinen Ohren und meine Sinne waren wie elektrisiert.
Immer wieder blitzte dieser Traum von den De Luca Brüdern vor meinen Augen auf. Vermischte sich mit der Realität, in der Alessandro lediglich mit einer Boxershorts neben mir stand.
Gleich drehe ich durch, dachte ich und mein Herz schlug mit bis zum Hals. Dieser Schalter in meinem Kopf, der dafür sorgte, das ich wenigstens noch etwas an Hemmungen besaß, war kurz davor sich umzulegen.
Ich wollte mehr und es hatte keinen Sinn mehr, meiner inneren Stimme das Gegenteil beweisen zu wollen.
Dieses quälende Gefühl, endlich meine Erlösung zu bekommen, war noch nie so stark gewesen.
Es raubte mir förmlich den letzten Verstand.
Nervös bedeckte ich mein Gesicht mit meinen Händen und versuchte mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was gerade mit mir passierte. Dieser Traum hatte sich so real angefühlt, das es mir schwer fiel, mich davon zu lösen. In meinem bisherigen Leben hatte ich noch nie so etwas empfunden.
„Alles okay mit dir, Kleines?", hörte ich Alessandro's Stimme durch das Rauschen in meinen Ohren.
Hör bitte auf zu reden, flehte ich innerlich, denn dadurch wurde mir seine Anwesenheit nur noch bewusster. Lange würde ich mich nicht mehr zurückhalten können.
Es war nicht so, als wäre es mir peinlich gewesen, wenn ich wie ein wildes Tier auf ihn gesprungen wäre. Aber mein Interesse an ihm und seinen Brüdern war zu groß, um es direkt auf eine körperliche Schiene zu bringen.
Ich wollte die Brüder wirklich kennenlernen und zwar nicht mit Sex.
Das hier sollte etwas Anderes, Echtes, werden und nicht so eine belanglose Sache wie mit den Typen zuvor. Mir wurde immer deutlicher, das ich mich tatsächlich in Alessandro verliebt haben könnte und das es nicht der Alkohol war, der da aus mir sprach. Aber so lange er neben mir saß, würde ich nicht klar denken können.
Das Kribbeln und Ziehen zwischen meinen Beinen wurde nur intensiver.
Plötzlich spürte ich, wie die Matratze sich bewegte und Alessandro's Geruch intensiver wurde. Er war ein Stück näher zu mir gerutscht.
„Kleines?", jetzt hörte ich seine Stimme deutlicher und er berührte meinen Arm.
Seine Berührung traf mich erneut wie ein Blitz.
Jetzt gab es kein zurück mehr. Der Schalter in meinem Kopf hatte sich komplett umgelegt.

Forbidden DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt