𝙲𝙷𝙰𝙿𝚃𝙴𝚁 𝚃𝚆𝙴𝙽𝚃𝚈𝚂𝙸𝚇

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~ „Ich würde lieber morgen sterben als hundert Jahre leben, ohne dich zu kennen." ~
(Film - Pocahontas)

TRIGGERWARNUNG!

𝓦as wollten diese Typen von mir? Ich kannte sie nicht mal. Wieso ging es hierbei um mich? Ich hatte doch mit alldem nichts zu tun.
Die Panik in mir breitete sich immer weiter aus und ich versuchte, mich noch mehr gegen die Wand zu drücken. Mich noch kleiner zu machen, obwohl das nichts bringen würde.
Ich wünschte mir, das die Wand mich verschlang, damit ich aus dieser Situation raus kam. In meinem Leben hatte ich noch nie so viel Angst gehabt wie jetzt.
Während ich in den Lauf der Waffe sah, der gerade mal zwei Meter von mir entfernt war, verfluchte ich die Brüder dafür, mich in sowas mit hineingezogen zu haben.
„Was wollte ihr von ihr?", fragte Micaela.
„Das geht dich nichts an, Schätzchen. Also? Gibst du sie uns freiwillig, oder müssen wir sie uns holen?", antwortete der Blonde.
Der Schrank schnalzte mit der Zunge und sah zu mir. Wieder drückte ich mich näher an die Wand.
Innerlich betete ich gen Himmel, das uns irgendwer retten kommen würde.
Aber niemand wusste wo wir waren, wo ich war. Selbst ich wusste nicht mal wo ich war.
Plötzlich verdrehte der Schrank seine Augen und fiel wie ein Brett nach vorne.
Während er fiel, kam er gegen den Arm des Blonden, der die Waffe hielt. Es löste sich ein Schuss.
Ich kniff die Augen zusammen und wartete auf den Schmerz, den die Kugel verursachen würde, sobald sie sich durch meinen Körper bohrte.
Ein lautes Zischen war zu hören und der dumpfe Ton eines Aufpralls. Als sich der Schmerz nicht einstellte, öffnete ich ungläubig die Augen und schielte an die Wand neben mir.
Die Kugel war nur wenige Millimeter neben meinem Kopf in die Wand eingeschlagen.
Wie versteinert blieb ich sitzen und sah wieder zu der Gruppe vor mir. Mein Körper bebte.
Die Waffe des Blonden lag auf dem Boden.
Der Schrank lag regungslos daneben und Micaela blinzelte mehrfach.
„Oh Gott. Endlich seid ihr da.", sagte sie erleichtert, als sie sich gesammelt hatte und einen kurzen Blick zu mir geworfen hatte.
Aus meiner Perspektive konnte ich nicht erkennen, zu wem Micaela sprach. Die offene Tür war mir im Weg, aber ich konnte mir denken, wer es war.
Die nächsten Szenen spielten sich wie in Zeitlupe vor meinen Augen ab, dabei waren es wahrscheinlich nur Sekunden, die vergingen.
Massimo trat durch die Tür, gefolgt von Cristiano, der sich direkt auf den Blonden warf, der anfing zu taumeln. Massimo sah sich kurz um, stieg über den Schrank und kam zu mir.
In seiner Hand hielt er ein Brecheisen, das verbogen war. Bevor er mich erreichte, ließ er es zu Boden fallen.
Im Hintergrund sah ich, wie der Blonde versuchte sich gegen Cristiano zu wehren. Die beiden rangelten und der Blonde konnte Cristiano von sich abschütteln.
Er schaffte es sogar, in Cristiano's Gesicht zu Boxen, doch der schüttelte nur kurz mit dem Kopf.
Ein breites Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, die durch den Schlag aufgeplatzt war.
Er berührte seinen Mundwinkel, sah auf das Blut an seinen Fingern und funkelte den Blonden wütend an. Cristiano's Blick hatte gerade etwas an sich, das ich als wahnsinnig bezeichnen würde. Das hatte rein gar nichts mehr mit dem Cristiano zu tun, den ich kennengelernt hatte. Dieser Blick hatte nicht mal mehr etwas menschliches an sich.
„Du Wichser.", sagte er in einer ruhigen, monotonen Stimme und holte aus.
Als Cristiano's Faust auf den Kiefer des Blonden traf, hörte ich etwas knacken und knierschen.
Mir wurde schlecht.
Der Blonde taumelte nach hinten, zu Micaela, die ihm den Lauf ihrer Waffe an den Kopf drückte: „Das war's. Wenn du dich bewegst, drücke ich ab."
In dem Moment erreichte Massimo mich, beugte sich runter auf seine Knie und nahm mein Gesicht in seine Hände.
Seine braunen Augen sahen tief in meine: „Alles okay bei dir, Prinzessin?"
Ich konnte nicht reagieren. Die schockstarre hatte mich komplett im Griff. Nicht mal Massimo's ruhiger Blick konnte mich erwecken.
„Was ist denn hier passiert?", hörte ich Alessandro's Stimme, bevor er durch die Tür trat.
Verwirrt sah er sich um und analysierte die Situation.
Cristiano wischte sich das Blut von seiner Lippe: „Was ist mit den Männern?"
„Domenic kümmert sich um sie. Die Meisten sind einfach nur bewusstlos. Aber zwei haben es leider nicht geschafft.", erklärte Alessandro etwas traurig.
Sie mussten wahrscheinlich über die Bodyguards sprechen.
„Verluste gibt es überall.", meldete sich der Blonde zu Wort. Ein dumpfer Schlag hallte durch den Raum und der Blonde fiel bewusstlos zur Seite auf den Boden.
„Halt einfach die Schnauze!", schrie Micaela, die ihm mit dem Griff ihrer Waffe auf die Schläfe geschlagen hatte.
„Bring sie nach oben.", befahl Massimo und sah dabei kurz zu Alessandro, der sich sofort in Bewegung setzte. Massimo löste sich von mir und trat beiseite. Direkt war Alessandro zur Stelle, der mich packte und auf seine Arme hob.
Ich war immer noch nicht fähig zu sprechen, geschweige denn zu denken. Das Einzige was ich konnte war, zu zittern wie Espenlaub.
Sanft trug Alessandro mich die Kellertreppen hinauf. Doch bevor wir oben ankamen, hörte ich Micaela's Stimme: „Die Typen waren wegen ihr hier."
„Wieso?", fragte Cristiano verwundert.
„Keine Ahnung, das wollten sie nicht sagen.", erklärte Micaela nüchtern.
Massimo raunte: „Dann werden wir es wohl aus ihnen raus...", dann fiel die Kellertür ins Schloss und Alessandro und ich standen in der Küche.
„Okay Kleines, ich bringe dich in dein Zimmer.", flüsterte Alessandro und lief zur Treppe, die in den ersten Stock führte. Mit einem kurzen Blick konnte ich erhaschen, das im Wohnzimmer ein Chaos herrschte. Einige Bodyguards lagen auf dem Boden. Scherben und Holzsplitter waren überall verteilt. Ich konnte mir nur ansatzweise vorstellen, wie es in dem kompletten Raum aussah.
Langsam spürte ich etwas anderes, als nur Angst. Das Adrenalin baute sich ab und ich fing an zu weinen. Ich drückte mein Gesicht an Alessandro's Schulter und klammerte mich an ihm fest.
„Tsch, es ist alles okay.", versuchte er mich zu beruhigen. Für mich war jedoch gar nichts okay.
Diese Typen kamen wegen mir und ich wusste nicht mal wieso. Keiner konnte es mir sagen.
Die Brüder hatten nur Glück, weil sie den Überraschungsmoment auf ihrer Seite gehabt hatten. Immerhin konnten diese zwei Typen es ganz alleine mit einer Horde von Bodyguards aufnehmen. Was wäre passiert, wenn die Brüder nicht weg gewesen wären? Wäre ich dann jetzt tot oder schlimmer noch, hätten sie mich erwischt und dann wer weiß wohin verschleppt?
Wir betraten mein Zimmer und Alessandro legte mich auf mein Bett.
Ruckartig setzte ich mich wieder auf, die Trauer und die Anspannung waren verflogen.
Jetzt brannte nur noch eine enorme Wut in mir: „In was habt ihr mich hier rein gezogen?"
Langsam setzte Alessandro sich neben mich auf die Matratze und legte seine Hand auf meine Wange. Sofort schlug ich sie weg.
Seine Berührungen würden mich nur aus der Fassung bringen, aber ich wollte antworten.
Alessandro seufzte: „Das wissen wir nicht, Kleines. Normalerweise haben sie es immer auf uns abgesehen. Aber ich verspreche dir, wir werden dich beschützen. Jetzt mehr, als zuvor. Kleines, du musst uns glauben. Uns vertrauen. Wir würden niemals zulassen, das dir jemand auch nur zu nahe kommt."
Seine Worten ließen meine Wut verpuffen.
Vielleicht hatte ich aber auch einfach keine Kraft mehr, weiter wütend zu sein. Langsam ließ ich mich in die Kissen gleiten und kuschelte mich in meine Decke.
„Kannst du bleiben, bis ich eingeschlafen bin?", flüsterte ich.
Die Decke raschelte, als Alessandro sich zu mir ins Bett legte. Er nahm mich in seine Arme, hielt mich ganz fest und streichelte sanft meinen Kopf.
Schnell fiel ich in einen unruhigen Schlaf.

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