𝙲𝙷𝙰𝙿𝚃𝙴𝚁 𝚃𝙷𝙸𝚁𝚃𝚈𝙵𝙸𝚅𝙴

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~ „Für die Welt bist du irgendjemand, aber für irgendjemand bist du die Welt." ~
(Erich Fried)

𝓝achdem wir uns noch den Bauch mit Kuchen vollgeschlagen hatten, fuhren wir zurück zu der Villa. Natürlich vergaß Micaela nicht, mir vorher die Augen zu verbinden. Dieses Mal ließ ich es einfach über mich ergehen. Eigentlich könnte ich mir diese bescheuerte Binde einfach von den Augen nehmen, aber ich gönnte ihnen den Spaß.
„Wusstest du eigentlich, das man nur in Deutschland ohne Geschwindigskeitsbegrenzung fahren darf?", plapperte Micaela im Auto los.
„Uh. Ein weiterer Fakt auf meiner Liste unnützes Wissen.", witzelte ich.
„Ach, sei doch kein Spielverderber.", raunte sie hinter dem Steuer.
„Bin ich nicht. Was weißt du noch alles, was mich nicht interessiert?", lachte ich.
„Du bist scheiße.", sagte sie künstlich empört.
„Ich weiß.", dann prusteten wir beide los.
Auf der Fahrt zurück bombardierte sie mich tatsächlich noch weiter mit solchen Fakten.
Als sie plötzlich bremste, zog sie mit die Augenbinde ab: „Wir sind wieder da."
Mein Herz blieb kurz stehen. Die ganze Zeit, in der ich mit Micaela zusammen war, hatte ich nicht einmal wirklich über die Brüder nachgedacht und was das zwischen uns war. Nur, dass das alles kein Auftrag mehr war, keine einfache Escort Sache mehr. Ob ich mich aber weiterhin auf alle Drei einlassen sollte, war mir immer noch nicht klar. Ich hatte einfach Angst, durch sie in einen Abgrund zu stürzen.
Widerwillig stieg ich aus dem Auto aus und folgte Micaela zum Eingang. Gleich wäre ich wieder mit den Brüdern alleine, falls sie denn mit ihrer Arbeit fertig geworden waren.
Als Micaela die Tür aufschloss, standen die Brüder schon mit verschränkten Armen dahinter. Es kam mir so vor, als hätten sie den ganzen Nachmittag so dort gestanden und auf uns gewartet. Bei dem Gedanken musste ich innerlich lachen.
„Na? Schönen Tag gehabt?", fragte Cristiano monoton.
„Ja, habt ihr ein Problem damit?", giftete Micaela ihn an.
„Ihr wart ganz schön lange weg. Es ist schon dunkel.", erklärte Alessandro.
Micaela drehte sich zu mir und dann wieder zu den Brüdern: „Oh, tut mir leid. Ich hatte total vergessen, das wir nach Hause kommen müssen, wenn die Straßenlaternen angehen."
Ich kicherte. Was war denn nur los mit den Brüdern? Sie wussten doch genau, das Micaela auf mich aufpasste.
„Nicht witzig.", raunte Cristiano, dann griff Massimo nach Micaela's Arm und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
Von der Seite sah ich, wie ihre Augen sich weiteten. Irgendetwas stimmte hier nicht.
„Ich kümmer mich drum.", sagte Micaela dann zu Massimo und drehte sich wieder zu mir.
Sie lächelte mich an: „Danke für den tollen Nachmittag. Jetzt muss ich leider arbeiten."
Damit verschwand sie auch schon im ersten Stock, wahrscheinlich lief sie in das Büro.
„Jetzt zu dir, Kleines.", wandte Alessandro sich zu mir.
Die Brüder wirkten immer noch angespannt, aber in ihren Augen konnte ich etwas liebevolles erkennen. Meine Hände wurden schwitzig und mein Herz begann wieder zu rasen. Eigentlich wollte ich im Moment wirklich ungerne mit den Brüdern alleine sein. Immerhin endete ein Zusammentreffen mit ihnen immer gleich.
Aber gerade wollte ich keinen Sex, zumindest mein Kopf wollte es nicht. Mein Körper jedoch sendet wie immer andere Signale.
Außerdem wollte ich erfahren, was Massimo eben zu Micaela gesagt hatte.
„Äh...", ich schluckte: „Was macht Micaela jetzt?"
Ihre Blicke durchbohrten mich förmlich und ich wich einen Schritt zurück.
„Unwichtig.", raunte Massimo, der einen Schritt auf mich zukam. Wieder ging ich ein Stück zurück, prallte aber jetzt an die Eingangstür.
„Stimmt irgendwas nicht?", stotterte ich.
Ich fühlte mich von ihnen nicht bedroht, aber eingeengt. Egal was mein Körper mir auch für Signale sendete, ich wollte wirklich nicht mit ihnen schlafen. Zumindest so lange nicht, bis ich wusste, was ich wollte. Oder anders gesagt, bis ich wusste, das diese drei Männer nicht mein emotionaler Abgrund sind.
Sollten die Brüder mich jetzt jedoch auch nur anfassen, würde ich gegen meinen eigenen Körper verlieren. Und hier war das Problem. Es war viel zu leicht für die Brüder, mich zu manipulieren.
„Ja, es stimmt tatsächlich etwas nicht, Prinzessin.", raunte Massimo.
„Du warst ziemlich lange weg. Wir haben dich vermisst, Sonnenschein.", erklärte Cristiano weiter. Ihre Worte waren wie Honig um meinen Mund und ich war kurz davor, mich erneut in ihre Arme zu schmeiße, nur um mich bei ihnen erneut selbst zu verlieren.
Ich musste ganz schnell aus dieser Situation raus. Sofort, bevor ich wirklich schwach wurde.
Dann nahm ich meine Hand vor den Mund und tat so als würde ich gähnen: „Also Jungs, ich bin wirklich müde. Was haltet ihr davon, wenn wir das alles einfach auf morgen verschieben?"
Verwundert sahen sie mich an. Schnell nahm ich all meinen Mut zusammen, ging auf sie zu, schob sie beiseite und lief auf die Treppe zu.
„Gute Nacht.", rief ich, ehe ich flink die Treppen hinauf huschte.
In meinem Zimmer angekommen, schloss ich die Tür und lehnte mich gegen sie, versuchte meinen Herzschlag wieder zu beruhigen.
Wenigstens hatten die Brüder genug Anstand, um mir nicht hinterher zu laufen. Auch wenn ihnen wohl klar war, das irgendetwas nicht mit mir stimme. Es war klar, das ich eben förmlich vor ihnen geflohen war. Wahrscheinlich müsste ich dafür Morgen Rede und Antwort stehen. Das war mir aber egal, denn jetzt hatte ich genug Zeit, mir Gedanken über das zu machen, was da zwischen war und wie ich an meine Antworten kam.

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Mitten in der Nacht wurde ich verschwitzt wach und zwar nicht wegen eines Albtraums. Fluchend boxte ich auf die Matratze. Jetzt verfolgten mich die Brüder auch noch in meinem Schlaf.
Langsam drehte ich mich auf meinen Rücken und starrte an die dunkle Decke. Die Befürchtung, das es zu spät für mich war, machte sich in mir breit. Jetzt, wo ich wieder in ihrer Nähe war, gab es nichts anderes für mich, als von ihnen berührt werden zu wollen. Ich wollte mich von ihnen benutzen lassen und mich in ihnen verlieren.
Vor Wut über mich selbst strampelte ich mit den Beinen wild in meinem Bett umher. Es gab doch noch so viele andere Dinge, die wichtiger waren als das. Zum Beispiel, was diese Typen im Keller von mir wollten oder was Massimo zu Micaela gesagt hatte. Dabei ging es doch um mich, um mein Leben, aber anstatt das erfahren zu können, musste ich ihnen ausweichen, weil ich meine unbändige Lust nicht unter Kontrolle hatte.
„Das ist doch scheiße!", fluchte ich, aber leise, um niemanden zu wecken.
Du könntest sie doch mit Sex erpressen, schlug meine innere Stimme vor. Energische schüttelte ich den Kopf. Dieser Gedanke kam mir schon vor der Shoppingtour, aber das war genau das, was ich nicht wollte. Wieso war es mir nicht möglich, auf normale Weise meine Antworten zu bekommen?
Komm schon, du bekommst deine Antworten und ich meine Befriedigung, flehte die Stimme in mir. Gerade fühlte ich mich, als würde der Teufel zu mir sprechen. Ich warf mich auf die Seite und kniff meine Augen zusammen, wollte wieder schlafen, doch meine Gedanken ließ mich nicht.
Man wird nicht abhängig von der Liebe, man wächst daran.", fielen mir Nonnas Worte wieder ein. Langsam ließ ich sie durch meinen Kopf wandern, teilte sie und setzte sie wieder zusammen. Sie ergaben immer noch keinen Sinn für mich.
Lass sie nach deinen Regeln spielen, flüsterte meine innere Stimme und schwieg danach endgültig.
Jetzt richtete ich mich ruckartig auf. Diese Stimme hatte doch irgendwie recht. Die ganze Zeit spielte ich nach den Regeln der Brüder, ließ mich manipulieren und von ihnen einlullen.
Ich war doch die starke und selbstbewusste Frau, sie sollten nach meinen Regeln spielen. Wenn ich wirklich nicht in einen Abgrund fallen wollte, musste ich dasselbe tun, was sie mit mir machten. Die Brüder mussten verstehen, das ich mehr war und das ich mehr konnte, als das, was ich ihnen bisher gezeigt hatte. Sie sollten sehen und spüren, wie stark ich war. Von ihnen würde ich mich nicht in einen emotionalen Abgrund ziehen lassen.
Flink sprang ich aus meinem Bett, verließ mein Zimmer und schlich mich in die Zimmer der Brüder.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 19, 2024 ⏰

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