𝙲𝙷𝙰𝙿𝚃𝙴𝚁 𝚃𝚆𝙴𝙽𝚃𝚈𝚂𝙴𝚅𝙴𝙽

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~ „Man kann nicht immer ein Held sein, aber man kann immer ein Mann sein."~
(Johann Wolfgang von Goethe)

TRIGGERWARNUNG!

𝓑evor ich in meinem Traum erschossen wurde, schreckte ich auf. In meinem Zimmer war es stockdunkel und Alessandro war nicht mehr da.
Mein Herz raste, die Angst aus meinem Traum verfolgte mich auch in der Realität.
Hastig sah ich mich in meinem Zimmer um, mein Kopf gaukelte mir vor, das in jeder dunklen Ecke jemand stand. Ich sprang aus meinem Bett und rannte zum Lichtschalter. Als das Licht den Raum erhellte, und niemand hier war, atmete ich ruhig ein und wieder aus.
Die ganze Sache mit diesen kuriosen Typen hatte mich komplett aus der Bahn geworfen. Aber eins stand fest, an Schlaf war nicht mehr zu denken.
Ich schlich also aus meinem Zimmer und sah mich auf dem Flur um. Niemand da.
Dann lief ich weiter zu einer der Türen, hinter der ich das Zimmer eines der Brüder vermutete und öffnete leise die Tür.
Als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, stellte ich fest, das der Raum leer war.
Selbst das Bett sah aus, als hätte es niemand benutzt. Vielleicht hatte ich mich auch einfach geirrt und das Zimmer gehörte niemandem.
Immerhin sahen sie fast alle gleich aus.
Also schloss ich die Tür wieder und ging ein Zimmer weiter.
Dieses Zimmer war auch leer. Das konnte kein Zufall sein. Ich nahm also all meinen Mut zusammen und lief zum Treppenabsatz. Wenn sie nicht in ihren Zimmern waren, dann mussten sie unten sein.
Während ich die Treppe runter schlich, hatte ich ein mulmiges Gefühl. Irgendwie fühlte ich mich nicht mehr wohl in diesem Haus. Immerhin waren jetzt auch kaum noch Bodyguards unterwegs, denn die meisten von ihnen waren verletzt gewesen. Das Haus war also vollkommen unbewacht. Wer versprach mir denn, das nicht erneut irgendwelche Typen hier eindrangen?
Im unteren Bereich war es auch komplett dunkel.
Wo konnten sie denn alle sein? Sie würden mich doch hier nicht alleine lassen, oder?
Schwachsinn, Alessandro sagte doch, sie würden mich beschützen, redete ich mir selbst gut zu. Also schlich ich weiter durch die untere Etage, bis ich zur Küche kam.
Und da sah ich Licht.
Es kam von dem Keller, dessen Tür einen Spalt breit offen stand. Wenn ich mich konzentrierte, konnte ich auch Stimmen wahrnehmen, nur verstand ich nicht, was sie sagten.
Ich öffnete also die Kellertür und betrat den kühlen, stickigen und stinkenden Treppenflur.
Ein Würgereiz überkam mich, als ich die Treppen weiter hinab stieg.
Als Micaela mich zuvor hier rein gezogen hatte, hatte es nicht so widerlich gestunken. Oder mir war es einfach nur nicht aufgefallen vor Panik.
„Jetzt rede endlich, du Abschaum!", hallte es durch den Keller. Es war Micaela's Stimme.
Also war zumindest sie hier unten. Aber wo waren die Brüder?
Ich blieb auf der Treppe stehen und wie auf Kommando hörte ich Cristiano: „Das fette Schwein will auch nicht reden."
Meine Nackenhaare stellten sich auf. Mir war vollkommen klar, von wem sie da sprachen.
Kurz dachte ich darüber nach, ob ich nicht doch besser wieder in mein Zimmer gehen sollte, aber meine Neugier war einfach zu groß. Also lief ich die restlichen Stufen hinab und sah mich in dem Flur um.
Alle Türen waren verschlossen, bis auf Eine.
Leise schlich ich zu ihr und der Geruch wurde stärker. Wieder unterdrückte ich einen Würgereiz, es war wirklich penetrant.
Wie schafften die Brüder und Micaela es nur, sich so lange hier aufzuhalten?
Ich kramte in meinem Kopf, ob ich diesen widerlichen Gestank schon einmal in meinem Leben vernommen hatte, aber ich fand einfach nichts passendes.
Es roch modrig, verbrannt, eisenhaltig und irgendwie süßlich. Kurz schüttelte ich mich und sammelte meine Gedanken. Als ich die Tür erreichte, warf ich einen flüchtigen Blick hinein.
Irgendetwas sagte mir, ich sollte mich nicht direkt bemerkbar machen.
Der Raum war klein und bestand aus Betonwänden, sowie einem Betonboden.
Ein typischer Kellerraum halt. Aber an seinen Wänden hing etwas, das aussah wie Werkzeuge und Arztbesteck zugleich. In meinem Inneren machte sich eine Ahnung breit, die ich versuchte zu unterdrücken.
Die Brüder standen mit ihrem Rücken zur Tür und durch die Lücken konnte ich erkennen, das in der Mitte des Raumes diese Typen auf einem Holzstuhl saßen. Sie waren angekettet, blutverschmiert und ihre Köpfe hingen hinab.
Irgendetwas tropfte auf den Boden, ich konnte es nicht erkennen. Vielleicht war es auch besser so.
Das was ich vor mir sah, war irgendwie surreal.
Es sah aus wie in einem Horrorfilm.
„Wieso sagt ihr uns nicht einfach, wer euch beauftragt hat? Dann hat das hier ein Ende.", riet Micaela den Typen. Von ihnen war lediglich eine Art Gurgeln zu hören.
Alessandro kniete sich vor den Blonden, zumindest glaubte ich, das er es war, denn seine Haare waren nicht mehr blond. Sie hatten eher einen kupferroten Farbton.
„Ey, Kollege, hörst du schlecht?", fragte Alessandro und packte ihm hart ins Gesicht. Als er es anhob, erkannte ich erst, das es komplett angeschwollen war. Sein linkes Augen war so zugeschworen, das man es gar nicht mehr sehen konnte.
Bei seinem Anblick und dem schwer, süßlichen Geruch in der Luft, drehte sich mir der Magen um. Micaela ging zu der Wand mit den Werkzeugen, obwohl ich mir jetzt denken konnte, das es wohl eher Folterinstrumente waren, und schnappte sich etwas undefinierbares von einem Haken.Dann stellte sie sich vor den Fetten und beugte sich zu seiner Hand.
„Rede.", raunte Micaela nur, doch bevor sie irgendetwas machen konnte, hielt ich sie auf: „Stop!"
Alle Anwesenden in dem Raum zuckten zusammen, selbst die Typen auf den Stühlen.
Mit geweiteten Augen und schnellen Schritten kam Cristiano auf mich zu und versperrte mir die Sicht.
„Sonnenschein du solltest besser...", ich unterbrach ihn: „Gehen?"
Daraufhin nickte er nur.
Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen, um über seine Schulter zu sehen, doch Massimo, Alessandro und Micaela versperrten mir die Sicht. Massimo funkelte mich wütend an: „Hatten wir dir nicht verboten in den Keller zu kommen?"
Cristiano griff nach meinem Arm: „Komm Sonnenschein, wir gehen nach oben."
Ich wandte mich aus seinem Griff und schob ihn beiseite: „Fass mich bloß nicht an."
Kurz warf ich allen Vieren einen Blick zu, hinter ihnen ertönte wieder dieses gurgelnde Geräusch.
Bestimmt ertranken diese Typen an ihrem eigenen Blut. Auch wenn sie vorgehabt hatten, mir etwas anzutun, und zwei der Bodyguards getötet hatten, hatten sie das nicht verdient.
Ich war schockiert darüber, wie skrupellos die De Luca Familie war.
An meinem ersten Abend mit den Brüdern hätte mir das schon klar sein sollen, immerhin hatten sie zwei FBI Agenten vermöbelt. Aber das sie nun auch noch ihre Opfer folterten, war mir zu viel.
Das alles wurde mir zu viel.
Erst brachten die Brüder mich in Gefahr und nun waren sie geistesgestört. In den letzten Tagen hatte ich einiges in dieser Art in ihrem Büro gefunden, aber da war es mir nicht richtig klar geworden. Es jetzt vor meinen eigenen Augen zu sehen, ließ die Sache in einem ganz anderen Licht erscheinen.
„Ihr seid doch vollkommen übergeschnappt! Wie skrupellos seid ihr eigentlich?", schrie ich.
Alessandro machte einen Schritt auf mich zu.
„Bleib da stehen!", warnte ich ihn und ging einen Schritt zurück.
„Chloe, komm wieder runter. Wir wollen doch nur wissen, warum sie nach dir gesucht haben.", versuchte Micaela mich zu beschwichtigen.
„Das ist kein Grund sie zu foltern!"
„Anders reden sie ja nicht.", murmelte Micaela, doch ich verstand jedes Wort.
Aufgebracht schnappte ich nach Luft: „Okay, wisst ihr was? Macht euer Ding, aber ich gehe. Ich werde jetzt meine Sachen packen und gehen. Alles klar?"
Mit großen Augen sahen sie mich an, reagierten aber nicht. Also drehte ich mich zur Tür und lief die Treppen hinauf. Es war mir völlig egal, das es mir irgendwie das Herz brach, ich musste gehen.
Ich war zwar bis über beide Ohren in die De Luca Brüder verliebt, aber keine rosarote Brille der Welt, könnte diese Art von Gewalt ertragen.

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