18

106 12 1
                                    

Durch einen beginnenden Winterabend stapfte ein vollbepackter Rotschopf durch die Gassen, authentisch und Emotionsüberflutet wie immer. Schon scheiße wenn man nicht mit seinen eigenen Gefühlen umgehen kann.
Durch seinen Kopf ging die ganze letzte Zeit. Wie er Zola zum ersten mal im Park begegnet war. Wie er ihr Little bird vorgespielt hatte und wie sie Eis essen waren bei Maija. Maija... Maija im Eisladen, Maija als Polizistin, Maija beim Backen mit Waisenkindern oh das sieht sicher süß aus...warte mal.
Warum hatte sie so viele Jobs aufeinmal? Ed war ja schon mit einem total überfordert. *haha*
Bei Gelegenheit musste er der Sache auf den Grund gehen und nun zurück zum Schwelgen in Erinnerungen.
Zola und er beim London Eye, beim Tee trinken an der Themse, beim Fangen spielen, beim Geschichten erzählen, beim Schlafen in der Bahn, beim Lachen, beim Papierflieger basteln, beim Chips essen...

"Ich muss sie aus meinem Kopf bekommen. ..", sagte er laut zu sich und bog im selben Moment in Murrays Straße ein.

Sein Rücken schmerzte und er hatte das Gefühl jeden Augenblick mit dem Gesicht auf der Bordsteinkante zu liegen noch bevor er überhaupt die Tür erreichen würde. An den Wänden entdeckte er ein Graffiti in Form eines überdimensionierten Teddys, der eine Schild in der Hand hielt auf dem ein simples Wort geschrieben stand: "abandoned"

Der junge Mann blieb stehen und sank in dem Gefühl von einer unausweichlichen Schwärze erfasst zu werden auf die Knie. Der Teddy blickte ihn traurig aus der steinernen Wand heraus an, verlassen, allein, zurückgelassen.
Hatte er Zola zurückgelassen? Würde er sie im Stich lassen? Was für einen Sinn ergab das alles überhaupt? Er wusste es nicht. Warum hatte er dieses Mädchen kennengelernt? Wie waren sie darauf gekommen gerade ihn zum Vater zu machen. Mit seinen 19 Jahren. Verdammt. Verdammt. Verdammt. Heul nicht.
Nein, alles was er nicht wollte war wie in einem "perfekte Lebensweisheiten" - Film auf der Straße kniend zu heulen. Wie das Leben manchmal so ist, er tat genau das. Ich bin ein moderner Mann und der darf weinen.
Noch nie hat Weinen die Probleme irgendwie gelöst, oder?
Manche Menschen fühlen sich danach besser. Andere noch schlechter.

"Ey! Du verdammtes Mädchen flennst Du etwa?!" , schallte es von oben herab und Ed erkannte die Stimme sofort.

"Sei mal nicht so sexistisch!", rief er zurück und wischte die sich das salzige Nass von den Wangen. Kaum hatte er sein Gepäck wieder ordentlich auf Rücken und Händen sah er hoch zu Murray der aussah als tänzelte er auf Kakteen oder so. Immer wieder lehnte er sich über den Balkon.

"Was ist dein Problem?! Fall ja nicht runter!", warnte Ed. Doch seinem Cousin war das völlig gleichgültig. Der tat so oder so das worauf er Lust hatte und eigentlich hatte Ed das auch schon kapiert und akzeptiert (bietet sich an wenn man wo wohnen will) aber in diesen Fällen könnte er ausrasten.

"Ich komm jetzt hoch und zerr dich wieder rein!"

"Oho jetzt droht sie mir!", lachte Murray und lehnte sich noch weiter vor, einfach aus Jucks und reinster Provokation.
Würde er jetzt hinunter fallen, dachte Ed, geschähe es ihm recht.

Er drückte die Tür auf und schleppte sich die Treppe bis nach oben hoch, wo ihn dann ein grinsender Idiot empfing und eine Gitarre entgegennahm.

"Wo warst Du? Junge junge, komm rein! Du hast was nachzuholen", er schob ihn in die Wohnung und schloss hinter sich sofort die Tür. Beide blieben stehen und sahen sich einfach nur an.

"Nettes Shirt" , brach Ed die Stille woraufhin Murray an sich hinab sah und nickte.
"Ja, stimmt"

Die Szenerie war fast ein wenig absurd aber wenigstens konnten beide lachen und das Wiedersehen artete nur in einer kleiner Schlacht aus in welcher Ed am Ende des Weges auf seines Cousins Kopf saß und anfing über seinen Sieg zu rappen.
"Hör auf zu rappen"

"Wir rappen wie die Deppen und wir schlagen die Bagagen..."

"Im Ernst Ed. Es nervt"

"I am the champion my friend! And I'll keep on fighting 'til the end dam dam dam ... spürst du den beat?"

"Alles was ich spüre ist dein Hintern"

Murray schubste Ed von sich und das Spiel nahm sein Ende. Beide saßen auf dem Boden vor dem Sofa wie zwei kleine Jungs, während der eine über den anderen lachte bis es schließlich ernst wurde. Ed spürte seinen Atem und für einen Moment hatte er alle Selbstzweifel vergessen. Komplett.
Und da sind sie wieder.

"Jetzt hau raus. Wo warst Du?"

Ed sah auf seine Finger. Es fiel ihm nicht schwer darüber zu reden und so erzählte er alles bis ins kleinste Detail, wie er sich fühlte und das er so gar keine Ahnung hatte was er tun sollte. Es fühlte sich scheiße an. Alles was er nach seiner Rede zu hören bekam war : "Lust auf einen Drink?"

Ja, und ob er die hatte. Den Rest des Abends tranken die beiden. Und tranken. Und tranken. Und tranken. Unermüdlich bis der Schmerz unscharf und zu einem sanften Streifen am Horizont wurde. Alles fühlte sich leicht und furchtbar schwer zugleich an. Irgendwann im Dunkeln war der Boden so weich wie noch nie und bot den absolut perfekten Schlafplatz, denn was wollte er nun lieber tun als alle Lichter auszuschalten, die irgendwo in ihm drin noch existierten. Ende. Das war das Ende. Aber von was?

Xxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Zola,

Bitte verzeih mir. Verzeih mir, dass ich weggelaufen bin. Verzeih mir, dass ich nicht das sein kann für dich was du gerade brauchst. Oh gott ich weiß nicht mal ob du mich verstehst. Ich bin auf Reisen. Keine Sorge! Mir gehts gut und ich schicke dir viele, viele Briefe. Ich vergesse dich nicht. Hör schön auf Alma und Jenny, streng dich in der Schule an!
In Liebe, mein kleiner Vogel,

Dein großer Freund Ed

P.s. Okay, das darf noch nicht alles sein. Es tut mir leid. Stell dir einfach vor ich nehme Dich jetzt fest in den Arm und Du darfst meine Zauberhaare anfassen, ja? Ich komm Dich besuchen. Ganz bestimmt. Aber warte nicht im Park auf mich.
Nochmal in Liebe

Dein Ed

Welcome back {Ed Sheeran FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt