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2 Wochen später

Ed hatte seine dickere Jacke gewählt, denn dieser Dezember versprach ordentlich kalt zu werden. Seit zwei Tagen hatte er gute Aussichten auf ein günstige Wohnung am Rande der Stadt und es schien alles ganz gut zu laufen seit dem letzten Treffen mit Maija. Im Sinne von seinem Leben. Was mit Maija und ihm lief wusste er nicht so genau und wenn er ehrlich zu sich selbst war wollte er sie auch heute gar nicht sehen. Er hatte sich jedoch trotzdem darauf eingelassen und hatte doch keinen blassen Schimmer weshalb. Schließlich erinnerte sie ihn nur wieder an Zola und daran, dass er gelogen hatte, denn in all der Zeit hatte er sie nicht einmal besucht. Ja, er vermisste sie, aber die Verantwortung bereitete ihm zu viel Angst. Allein der Gedanke an ihren enttäuschten Gesichtsausdruck, sobald er eine Adoption ablehnen würde. Aber hallo wer war denn? Ein neunzehnjähriger Armer! Es ging nicht ... es GING EINFACH NICHT. Es war besser so. Sie war besser dran ohne ihn. Basta.

"Hi", holte Maija ihn aus seinen Gedanken und lächelte ihn verschüchtert an. Anders als die letzten Male.

"Hey"

"Tut mir echt leid wegen letztes Mal-", setzte sie an, doch Ed machte das erste mal in seinem Leben kurzen Prozess, in dem er sanft ihren Arm packte und sie von der Bürgersteinkante zog. Gleich danach raste ein Auto vorbei.

Maija sah ihn mit offenem Mund an. Ihre braunen Augen glitzerten und es war, als würde sie ihm ihre volle Aufmerksamkeit schenken. Nur ihm.

"Was willst Du eigentlich?" , hauchte Ed und er wusste nicht wieso er nicht lauter sprach oder warum ihm nicht auffiel, dass eine Schneeflocke auf seiner Nase landete und Menschen um sie beide herum existierten. Seine Hand ruhte auf ihrem Arm; noch immer. Keiner machte einen Schritt bis etwas außergewöhnlich Unerwartetes geschah, etwas, an das Ed überhaupt nicht gedacht hatte, etwas, dass ihm bei seiner Person so absurd verkehrt vorkam, etwas, dass er erst in diesem Augenblick des Geschehens vernahm.

Maija sah hinab auf seine Hand und Ed bemerkte wie ihre Hand zögerte. Sie zögerte. Das alles passierte neben der Straße vor einem gewöhnlichen Wohnklotz. Er nahm das Gefühl, welches sie aussandte zum ersten mal wahr und öffnete seine Augen für sie diesmal richtig, als sie ihn wieder ansah.
Durchdringend.

"Danke... du hast... ach egal" , murmelte sie und letzteres hörte weder sie noch er, denn Maija legte ihre Lippen auf die seinen, ganz instinktiv und wollend, wissend, ein Zurück war undenkbar.
Da standen sie und küssten sich, verharrten im Moment.

Maija tat dies aus einer Sekundenentscheidung heraus, nichts ahnend was das mit sich bringen könnte. Einfach aus reiner Neugierde. Naja gut, und weil sie ihn attraktiv genug fand.
Doch als sie seine Lippen berührte, welche weich und samtig nachgaben verlierte sie ihren Glauben. Sie hatte geliebt, viel geliebt, liebte immer noch und war stets der Überzeugung gewesen Liebe war ein auf Gegenseitigkeit beruhendes Konstrukt, unerklärbar und doch musste man es pflegen und lieben, um ein stärkeres Band zu weben und zu festigen. Nun fragte sie sich Gibt es sowas wie Liebe auf den ersten Kuss? Empfinde ich das?

Ihre Hand fuhr hinauf an seine Wange, vorsichtig fuhr sie über seine anfänglichen Bartstoppeln, im selben Moment öffnete er bereitwillig seinen Mund und ihre Zungen trafen aufeinander.
Stromschläge zuckten durch ihren Körper, Schmetterlinge, Feuerwerke, springende tanzende Herzchen und ein Orchester vermischten sich zu einem einzigen Chaos, ihr Herz pumpte. Ihre Wangen glühten. Alles in ihr schien vor Freude und Überwältigung zu lachen und zu strahlen, noch heftiger als sonst, was bewirkte dass ihr Leuchten den gesamten Ort erfasste.

Nachdem Eds Überraschung über Maijas Handeln vergangen war, der Moment des Auftreffens ihrer Lippen auf seinen, wuchs ein zarter kleiner Keim in seiner Magengegend zu einem Stängel, einem festeren Stängel, eine Blüte und schließlich, als ihre Hand seine Wange berührte platzte sie auf und tausend Blütenblätter segelten sanft durch seinen Körper. Er fühlte sich ganz warm. Er spürte ihre Hüfte an seiner. Ihre Nase neben seiner. Ihren Atem, der nun auch seiner war. Es war zum ersten mal seit langem nicht mehr kalt. Sein Herz schlug kräftig daher und plötzlich erreichte ihn eine Welle der Freude, des Glücks, ziemlich sicher aus ihrer Richtung.
Der Moment erstrahlte in seiner vollkommenen Unvollkommenheit.

Maija legte ihre Arme auf seinen Schultern ab, die eine Hand tastete sich an sein Haar heran und der Kuss versprach immer ausgiebiger, immer heißer zu werden.
Ihre Körper schmiegten sich aneinander und bewegten sich zu einem Rhythmus, den nur ihnen bekannt war, denn sie spürten ihn.
Eds Hände entwickelten ein Eigenleben, hingen nicht mehr einfach nur herunter, zu überrascht um zu handeln. Er legte sie um ihre Taille und drückte sie näher an sich heran. Langsam entwickelte sich aus der Überraschung und Freude und Verliebtheit und Gefühlsduselei ein Verlangen, die Lust. Lust nach mehr. Mehr Maija. Mehr ihren Mund, mehr ihre Haut auf seiner, mehr ihre Stimme an seinem Ohr, mehr Berührung, mehr Nähe.

Plötzlich endete der Kuss, trotzdem standen sie noch immer verschlungen ineinander da. Am Straßenrand.
Sie starrten sich an. Was war passiert?
Maijas Augen glitzerten ihn staunend an.

"'Tschuldigung" , sagte sie dann, ließ ihn aber trotzdem nicht los.
"Wow", ergänzte Ed, "ka- kann ich das nochmal machen?", fragte er total überwältigt und küsste sie ohne eine Antwort abzuwarten ein zweitesmal.
"Wow", wiederholte er, "also ich... äh... vielleicht..."
"Sollten wir das nocheinmal tun?", half Maija grinsend nach, während Ed schon rot wie ein Tomate angelaufen war und Anstalten machte einen Schritt zurück zu gehen ; ihm wurde langsam bewusst was gerade passiert war und... konnte es nicht fassen. Nicht fassen in seinen Gedanken. Warum war das passiert? Hatte sie das geplant? Es hatte eigentlich nicht so ausgesehen aber was wenn doch? Warum war sie aufeinmalso umwerfend so....

Maija zog ihn ruckartig zurück auf den Gehweg. Ein Auto rauschte vorbei.

"Ich denke wir sind jetzt quitt."
Maija lachte fröhlich und Ed sagte nichts. Wie konnte sie denn jetzt so überhaupt nicht... Ed seufzte.
"Alles okay bei dir ? Ich meine nicht jeder bekommt beim Seufzen so süß leuchtende Wangen und das muss... das muss dann ja wohl ein besonderes Seufzen gewesen sein und ja und außerdem schaust Du so viel auf den Boden und und... also deine Augen die sind wirklich tatsächlich echt sehr blau und ich mag ja auch blau und wenn Du vielleicht nochmal hochschauen könntest wäre es mir dann möglich in deine... deine..." , er sah ihr plötzlich in die Augen, " Augen... sind... blau", ihre Worte wollten keinen Zusammenhang mehr bilden, sie war nicht fähig zu denken, nicht fähig sich zu widersetzen.
Sein Blick war klar und unschuldig rein. Nachdenklich und intensiv. Aber war er auch liebend?
"Lass uns lieber ein bisschen von der Straße abrücken", schlug er auf ein mal vor und ihre Blicke trennten sich.

Welcome back {Ed Sheeran FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt