Begegnung

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Sonnenstrahlen fielen vereinzelt auf das mit Eselsohren versehene Blatt Papier und brachten es förmlich zum Leuchten. Es blendete regelrecht und dafür reichte noch das bisschen Sonne Ende Oktober, welches sich sanft wie eine Decke über London legte. In eine Sinfonie der Farben verwandelte es die belebte Stadt und machte jeden Tag ein bisschen schöner, als er eigentlich war. Eds Hand zitterte mit dem Stift in der Hand, ihm wollten einfach keine passenden Worte in den Sinn kommen. Normalerweise war die Wortwahl nicht das größte Problem für ihn und schon gar nicht wenn es darum ging sie aufzuschreiben, ob als Brief oder - in seinem Fall häufiger- Song. Er kniff die Augen zusammen und kaute ungeduldig auf der Hinterseite des Stiftes herum in der Hoffnung einer plötzlichen Eingebung. Aber was soll man seinen Eltern schon schreiben? Wie oft schrieb er überhaupt einen Brief?

'Hey Mum, hey Dad ich sitz hier draußen und...' und. Was? Was genau sollte er schreiben? Dass er alle zwei Tage irgendwo vor gefühlt zehn Leuten spielte, fast pleite war, selten ein Dach überm Kopf hatte und glücklich war? Denn das war er. Vielleicht war dieses Leben nicht sein Traum aber es war zumindest ein Leben. Mit Höhen und Tiefen so wie es sich gehörte. Sein Hinterteil fing an etwas kalt zu werden auf der hölzernen Parkbank, während ein rauher Windhauch seinen Körper umhüllte. Er erzitterte kurz. Weniger wegen des Winds sondern mehr wegen der Kälte in ihm selbst und das Paradoxe daran war, dass sie und er schon altbekannte Freunde waren oder wie auch immer man eine Beziehung zwischen Mensch und Gefühl nennt. Vielleicht eher Herrscher und Knecht? Schließlich ist alles was wir tun durch Gefühle beeinflusst und geleitet, so wie die Kälte uns auch leiten kann. Ed sah das nicht unbedingt so. Manchmal, da kam sie einfach so, nur um Hallo zu sagen, ein paar Selbstzweifel hervorrufen. Sie kam auch, wenn er an seine erste Liebe dachte oder daran, alle zu enttäuschen. In diesen Augenblicken gab es immer nur einen Weg für ihn: Er packte Stift und Papier beiseite, hievte den Gitarrenkoffer auf seine Oberschenkel, um sein innerstes zu offenbaren, welches schöner nicht sein konnte. Der Name sagt es wohl schon-eine Gitarre. Seine Gitarre. Wenn es etwas gab, dass einfach unwideruflich Sinn und keinen Sinn machte, dann war es Musik. Sie war sein persönlicher Drehpunkt, doch erklären konnte er sie nicht. Wollte er auch nicht. Sachte fuhr ihre Rundungen und Kanten entlang, drehte sie richtig herum und zupfte ein, zweimal an den Saiten herum, nur um in ihrem einzigartigen Klang tief einzuatmen. Danach gings dann erst richtig los. Er ließ seinen Gefühlen und alles was in ihm steckte, was zu verarbeiten war, freien Lauf. Die Energie durchströmte seine Körper, sammelte sich in seinen Händen und seiner Stimme. Das Ergebnis war... Musik. Ein Glück liefen hier am Ende des Parks kaum Menschen herum und selbst wenn, es hätte ihn nicht weiter gestört. Irgendwie war ja genau das sein Beruf. Seine Art zu leben. So vertiefte er sich in sein Spiel, notierte ab und zu etwas auf dem noch leeren Blatt bis... tatsächlich Jemand stehen blieb. Ed blickte auf und direkt vor ihm stand ein kleines Mädchen mit , wohlgemerkt, viel zu großen Stiefeln, einer blauen Jacke und einer knallbunten Mütze unter welcher fast schwarze Korkenzieherlocken hervorlugten.

"Wie machst Du das?" , fragte sie erstaunt und deutete mit großen Augen auf sein Instrument.

Sie konnte kaum älter als acht Jahre alt sein, schätzte Ed, er hätte also gern die Frage gestellt wo ihre Eltern denn waren doch er ließ es bleiben.

"Komm her, dann siehst Du es", sagte er stattdessen zu ihr und langsam näherte sie sich ihm.

Sie hatte zwar andauernd mit fremden Menschen zu tun aber das hier war doch irgendwie anders. Der Mann sah so freundlich aus, obwohl sie in seiner Nähe etwas wahrnahm, was sie nicht richtig zuordnen konnte und das schreckte sie ein wenig zurück. Dennoch siegte die Neugierde und sie stapfte mit Mühe zu ihm hinüber, mit den Stiefeln war das kein Spaziergang. Warum hatte Alma ihr auch genau diese Schuhe anziehen müssen? Es war zu kalt um Barfuß zu laufen, weshalb ihr nichts anderes übrig blieb als so herumzuwatscheln. Sie setzte sich zu ihm und starrte zunächst mal nur seine Haare an.

"Kannst Du zaubern?" , fragte sie neugierig weiter und ihre braunen Augen schienen ihn zu durchdringen. Er lachte ein ebenso freundliches Lachen und sah sie an.

"Ja, ich kann Musik zaubern", antwortete er und fing an mit dem Spielen.

Gebannt sah sie seinen geschickten Fingern dabei zu wie sie dem Instrument so wertvolle Klänge entlockten. Sowas hatte sie noch nie gesehen oder gehört. Sie war noch nie viel mit Musik in Kontakt gekommen, worüber sie allerdings nicht weiternachdachte. Sie fand es schön. Seit langem saß sie wieder richtig still da und lauschte. Tat genau das, was die großen ihr immer versuchten in den Kopf zu pflanzen von ganz alleine. Der kann aber gut zaubern, dachte sie und er fing an zu singen:

"If we take this bird in, with its broken leg
We could nurse it, she said Come in side for a little lie down with me
And if we fall asleep it would be the worst thing.
But when i wake up, and your makeup is on my shoulder
And tell me if i lie down, would you stay now?
Let me hold ya, ohh
But if i kiss you will your mouth read this truth
Darling how i miss you, strawberry's taste how lips do
And its not complete yet, mustn't get our feet wet
Cause that leads to regret, diving into soon.
And i'll owe it all to you, oh, my little bird
My little bird"

Welcome back {Ed Sheeran FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt