Flashback
"EDWARD CHRISTOPHER SHEERAN!!!", schallte es die Treppe hinab.
Ed stand ganz gelassen an der Tür und band sich den linken Schuh zu, der, an welchem die Pinke schon völlig aufgerissen war, vom vielen umher gehen vermutlich.
"Wag es ja nicht da raus zu gehen!", zischte die kleine blonde Frau, die nun nicht mehr oben auf der Treppe sondern unten vor ihm stand.
Ed erwiderte nichts. Er sah sie nicht einmal an. Nicht, weil er es nicht gewollt hätte oder sie ärgern wollte. Einfach, weil er nicht konnte.
Prompt zog sie ihn am Ohr weiter in den Flur hinein, woraufhin er ein unterdrücktes Stöhnen von sich gab vor Schmerz. Den Griff seiner Mutter hatte er schon immer gefürchtet.
"Mum, lass mich los", bat er ruhig und sie kam dem auch recht schnell nach.
"Du machst mich fertig, Junge!! Wo willst Du hin , hm?"
Mit dem Rücken an die Wand gedrückt sah er schräg nach unten nur, um ihr nicht in tiefblauen Augen sehen zu müssen.
"Dachtest Du ich merk das nicht?!! Dachtest Du das wirklich?! Sag was!"
"I- ich..."
"Gut. Dann sag ich dir jetzt mal was, Freundchen. Schule schwänzen? Scheiße. Schule abbrechen? NICHT SOLANGE DU VERDAMMT NOCHMAL UNTER MEINEM DACH LEBST!!", letzteres wurde so laut, dass es ihm in den Ohren dröhnte.
Er musste sich extrem zusammenreißen jetzt nicht in Tränen auszubrechen und in den Armen seiner Mutter zusammenzubrechen. Dann hätte sie gewonnen und seine Zukunft würde besiegelt. Aber er wollte das nicht. Er wollte dieses Leben nicht. Wozu denn noch drei Jahre lang die Schulbank drücken, wenn es ihn doch sowieso nicht interessierte? Er saß dort, Tag für Tag, ohne Freunde, verlassen und allein. Alles was ihm an Wissensmüll in den Kopf geblasen wurde fiel nach zwei Minuten wieder von seiner Festplatte. Warum? Weil er keime Verwendung dafür fand. Nichts, wofür es sich zu erinnern lohnte.
Seinen ganzen Mut nahm er zusammen um hochzusehen, ihr direkt in die Augen.
"Ich fahr nach London" , entgeistert blickte sie ihn an. Ihr war die plötzliche Angst förmlich ins Gesicht geschrieben und sie trat einen Schritt zurück, sodass er endlich wieder das Gefühl hatte normal atmen zu können.
"London... Ed, Du bist gerade mal sechzehn", warf sie etwas ruhiger als vorher ein.
"Ja, aber ich will nicht mehr in die Schule! Ich will... leben. Mum, ich muss nach London!"
"Was Du alles musst! Also wirklich, das sind doch bloß Hirngespinste! Hör auf damit, sag ich dir! Was wird dein Vater dazu sagen?"
"Was wird hier denn so geschimpft?", genau zum rechten Zeitpunkt kam er zu ihnen gestapft und schaute fragend in die Runde.
"Dein Sohn will nach London"
"Wie?"
"Nach London"
"Nach London?"
"Nach London"
So viel London hintereinander, da musste er fast grinsen, aber er verkniff es sich.
"Was willst Du dort?"
Es fiel ihm schwer nur das eine, nur die Wahrheit zu sagen. "Alles was ich habe ist Musik. Das ist mein Leben und dort kann das was werden! Ich weiß es sicher. Bitte, lasst es mich versuchen..."
Beide sahen ihn mit großen Augen an, als verlangte er von ihnen sich im Wohnzimmer kopfüber erhängen zu dürfen. Wie auch immer das funktionieren sollte. Sie sahen sich einen Augenblick an, was echt gruselig aussah, denn Ed war sich sicher, dass sie soetwas wie Telepathie beherrschten.
"Lass es uns versuchen", war die Meinung seines Vaters, "wenn das alles ist was Du brauchst." Die orangenen Haare wackelten bei seinem heftigen Nicken.
Seine Mutter wollte wohl etwas sagen, entschied sich dann aber doch immer wieder dagegen.
"Du willst das wirklich?", flüsterte sie und plötzlich wirkte sie um Jahre älter und um Zentimeter kleiner. Es tat weh sie so zu sehen, dennoch... es war nicht ihre Entscheidung.
"Ja", sagte er mit fester Stimme, worauf hin sie ihn an sich zog, so fest wie einen Teddy. Ihren Teddy.
"Warum tust Du mir das an? ", wisperte sie verzweifelt, "und wo wirst Du wohnen?"
"Bei Murray"
Somit war auch der letzte, erbärmliche Versuch ihn abzuhalten gescheitert. Umso fester drückte sie ihn und nahm daraufhin sein Gesicht in ihre Hände.
"Dann versprich mir, aufzupassen, Teddy" , eine Träne rollte ihr übers Gesicht, aus ihrer Wut hatte sich Trauer entwickelt und ein bisschen konnte er mit ihr fühlen.
"Ja? Ed? Und Du kannst immer wiederkommen, hörst Du?"
"Ja"
Sein Vater betrachtete ihn nur mit einem Lächeln und sagte: "Wurde auch Zeit! Wenn Du das nicht packst, dann packt das keiner der Sheerans"
Damit brachte er seinen Sohn auch zum Lächeln und vor allen Dingen fühlte er sich nicht mehr so verloren. Irgendwie fand sein Vater für jeden Moment die passenden Worte und er würde sofort den Tag im Kalender ausmalen, wenn es einmal nicht so sein sollte.
"Danke, Dad"
Das war der Tag an dem er schließlich den Rucksack schulterte plus gefüllten Gitarrenkoffer und die Tür hinter sich schloss. Die Tür, hinter der solange sein Zuhause gewesen war und hinter der er die ersten Schritte auf dieser Welt getan hatte. Es war auch der erste Tag in seinem neuen Leben, ohne seine bisherige Vergangenheit. Endlich konnte er dieses grässliche Kapitel des ersten Verlassen werdens durch seine Freundin Claire und die Schule abschließen. Das alles aus seinem Gedächtnis radieren.
Das war nun zwei einhalb Jahre her.
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Welcome back {Ed Sheeran FF}
RandomEd ist 19 Jahre alt, lebt in London und durchlebt eine nicht besonders gute Zeit. Eines nachmittag begegnet er einem kleinen Mädchen, genannt Zola. Gemeinsam verbringen die beiden eine wirklich fantastische Zeit doch irgendwann holt auch den jungen...