Kapitel 9

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Mit einem Blick auf das Bett, seufzte ich. Zwar war ich zuvor noch voller Elan, doch nun wollte ich lieber wieder dort hineinkriechen und hätte gern ein wenig geschlafen, aber ich wollte nicht hier versauern; musste wieder nach draußen. Das Leben leben, auch wenn es nicht gerade rosig in diesem Moment war. Nebenbei knöpfte ich meine Hose oben zu, was ich zuvor noch nicht tat, um die Stiefel besser zu schließen, aber ich spürte deutlich, dass sie etwas straffer saß. Zwar nicht viel, aber ich bemerkte es, weil die Hose ziemlich Figurbetont und wie eine zweite Haut sonst saß. Somit spürte man dort schon ein Kilo zu fiel. Jedoch sagte mir Edan, dass man als Vampir nicht dick wurde.

Möglicherweise war ich einfach nur etwas zu dünn geworden durch das fehlende Essen in meiner Gefangenschaft und nun war es wahrscheinlich anders. Keine Ahnung. Ich sah mich an und wusste aber auch, dass ich mein verloren gegangenes Gewicht auch schnell wieder drauf hatte, so als wäre nichts geschehen. Ich war eigentlich perfekt. Vielleicht war die Hose auch nur beim Waschen eingegangen. Ich ließ den obersten Knopf schließlich offen, sodass es nicht allzu sehr drückte, schloss den Gürtel und platzierte ihn so, dass man es nicht sah. »Ist dir die Hose zu eng?«, erschreckte mich Edan und ich fuhr zusammen. »Irgendwie schon«, gab ich zu und zuckte mit den Schultern.

Vielleicht hatte sie meine Mutter doch zu heiß gewaschen. Denn angenommen ich wäre tatsächlich schwanger, sah man das niemals so zeitig. »Wir kaufen dir ein paar Neue.« Er kam zu mir und küsste mich auf die Stirn, um mich gleich zu umarmen. Erneut dachte ich an Eric und seine Worte. Eventuell sollten wir damit noch ein wenig warten, bevor ich doch noch mehr auseinander ging oder es war womöglich doch alles ein Irrtum.

Edan küsste mich noch schnell auf den Mundwinkel und zeigte mir, das sich mich beeilen sollte, indem er auf seine Armbanduhr tippte und im Anschluss nervös auf dem Türrahmen herum trommelte. Als ich kurzerhand aus dem Fenster sah, konnte ich Eric und Lizzi erkennen, die schon ungeduldig am Auto standen. Sein Blick wanderte nach oben und ich wusste, dass er mich sah. Eric zog die Augenbrauen nach oben und sprach in normaler Lautstärke: »Komm endlich!« Trotzdem konnte ich ihn hören, was einem normalen Menschen niemals gelang, von fünf Meter Entfernung und dann auch noch bei geschlossenem Fenster. Ich nickte ihm knapp zu.

Edan war schon vorausgegangen und ich schnappte mir meine Tasche, schloss meine Winterjacke und stülpte mir schnell eine dicke Wollmütze über. Als ich unten ankam, verabschiedete ich mich noch von Conny und Henry und stand kurzerhand auch schon vor dem Kombi. Mir war bitter kalt, obwohl ich mich warm genug einpackte, doch ich rief mir immer wieder unbewusst meine Erinnerungen an die Kühle und Nässe in den Schädel und erschauderte noch mehr. Aus diesem Grund sah mich Eric eigenartig an und kam zu mir. »Du solltest lieber im Bett bleiben. Du frierst viel zu sehr. Das ist für einen Vampir nicht normal. Auch nicht für einen Welpen.« Edan und Lizzi waren schon im Auto verschwunden und ich nickte ihm knapp zu, denn ich wusste, dass uns die anderen gut verstanden.

»Ich werde schon nicht gleich vom Stuhl fallen, Eric«, gab ich nüchtern zurück und setzte mich auf die Beifahrerseite neben Edan, der mich leicht angrinste und flüsterte: »Er hat recht.« Ich rollte mit den Augen. »Nun übertreibt nicht«, wobei der blonde Vampir hinter mir hüstelte: »Das tut hier irgendwie keiner.« Zugleich seufzte ich. »Gut. Dann unterlasst das, die ganze Zeit davon zu reden; wie krank ich doch sei.« Immerhin fühlte ich mich zwar nicht ganz auf dem Damm, aber immer noch so, dass ich es schaffte meinen Tag nicht im Haus zu verbringen. »Du bist gerade erst umgekippt, vergiss das nicht. Sobald es dir wieder schlechter geht, wirst du mir sofort Bescheid geben.«

Ich starrte geradeaus, schaute Edan allerdings einen Moment kurz an und nickte im Anschluss. »Ja, werde ich, Papa.« Kurz sah ich, wie er zusammenzuckte und ich starrte schnell aus dem Fenster, als hätte ich es nicht bemerkt. Ich versuchte automatisch an nichts zu denken und die Umgebung um mich herum aufzunehmen. Der Fahrweg zur Stadt war ziemlich kurz. Zumindest für mich. Ich wollte Stunden so im Auto sitzen bleiben. Es war mittlerweile mollig warm. Hier fror ich nicht mehr und ich genoss die weiten leeren Felder, die ich lange Zeit vermisste. Sehnsüchtig starrte ich aus dem Fenster. Ich sah die Freiheit in der bestehenden Sonne, die versuchte mit ihren schwachen Strahlen noch letzte Winkel der Umgebung zu erreichen.

Someday III - Lost in youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt