Kapitel 17

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Als ich das nächste Mal erwachte, sah ich schon klarer. Ich war zwar ziemlich müde, aber mir ging es dennoch einigermaßen gut, wenn man den Vergleich von zuvor nahm. Mit einem Blick zum Fenster sah ich, dass die Sonne gerade am Aufgehen war. »Wie lang habe ich geschlafen?«, murmelte ich und Edan stöhnte auf, der neben mir im Bett lag. Er war noch gar nicht richtig anwesend und ich hatte ihn wohl geweckt. Ich wusste, dass wenn mit mir in diesem Moment etwas Schlimmes passiert wäre, er es hätte sofort gespürt und wäre gleich aufgesprungen, doch so, war er richtig entspannt. Das sollte auch so bleiben.  

Ich streifte ihm eine verlorengegangene Strähne aus dem Gesicht und wollte mich gerade aus dem Bett begeben, als er mich ohne Vorwarnung am Handgelenk packte. Ich erstarrte und sah ihn erschrocken an. »Wo wolltest du denn hin?«, fragte er mich leicht, als ich forschend in sein Gesicht blickte. »Keine Ahnung?« Das war natürlich eine dämliche Aussage, aber ich wusste es wirklich nicht. Obwohl, wenn ich recht überlegte. »Ich müsste mal auf die Toilette« und sein Lächeln wurde breiter. »Ich trage dich.« Nach diesem Satz musste ich lachen. »Bitte was?«, stotterte ich zugleich, als er seine Worte extrem ernst nahm. »Ich werde ja wohl noch allein aufs Klo können.«

Edan richtete sich anbei auf und die Decke ließ seinen Oberkörper entblößen. Ich starrte ihn an. »Und wie sind die Aussichten?«, griente er und musterte mich nebenbei. Mein Mund wurde automatisch trocken. Er wusste genau, was er für eine Wirkung auf mich hatte und im Moment ging es mir so gut, dass ich mich gern von ihm ablenken ließ und meine Zeit mit ihm gemeinsam gern genutzt hätte. »Musst du nicht mehr aufs Klo?«, fragte er mich stattdessen unschuldig. Prompt machte ich mich von seinen kleinen Brustwarzen los und schaute ihm wieder in die hellen blauen Augen. Dann fiel mir allerdings meine Mutter wieder ein und mein Herz begann zu rasen. »Wo ist sie?«

Panik packte mich und auf der Stelle war die Entspannung, die ich zuvor noch spürte regelrecht verpufft. Edan hingegen wurde ernst, aber er sah nicht besorgt aus. »Ihr geht es gut. Du wirst sie bald sehen, aber jetzt nicht. Vorher isst du was.« Wie in Trance stand ich schließlich langsamer auf, als ich eigentlich wollte, aber das lag daran, dass meine Beine wie Pudding waren. Was auch immer diese Vampirin mir spritzte, es half ungemein eine Leck-mich-am-Arsch-Stimmung zu bekommen. Edan stand natürlich gleich mit auf. Er wollte mich wirklich auf die Toilette bringen und auch wenn ich dagegen rebellierte, war es doch allemal besser, als wieder den Boden unter den Füßen zu verlieren.

»Danke«, flüsterte ich dennoch an seiner Brust, kurz bevor er mich vor der Badezimmertür absetzte. »Nein.« Parallel hob ich den Zeigefinger, weil ich wusste, was er vorhatte. »Ich dachte ja nur«, sprach er mit zusammengebissenen Zähnen und trat ein paar Schritte zurück. »Ich glaube, dass ich alt genug bin um selbstständig aufs Klo zu gehen. Es wäre ziemlich erniedrigend, wenn du mir beim Pinkeln auch noch zugucken musst«, gab ich trocken zurück und machte mich an der Klinge zu schaffen, um diese nach unten zu drücken. Im Anschluss drehte ich mich noch einmal herum, sobald ich durch die Tür war. »Wenn ich Hilfe brauche, werde ich dich rufen«, erklärte ich. Es war zwar nicht viel, aber ich sah, dass sich sein Gesicht leicht entspannte, denn Edan wollte mir irgendwie immer helfen, aber ich war kein Baby. Ich konnte auch noch etwas allein.

Eilig stieg ich dann noch unter die Dusche. Dennoch kam mir der Gedanken an meine Mutter wieder in den Sinn. Ich konnte nicht einfach so warten, bis ich etwas im Magen hatte. Sie war kurz davor gewesen zu sterben. Edan sagte, sie sei noch am Leben und wenn sie es war, dann musste ich sie sehen und das so schnell wie möglich. Das werde ich ihm auch sagen. Er musste das verstehen. Heißes Wasser rieselte anbei über meinen Körper. Es tat gut und fühlte sich wohlig an. Nebenbei streckte ich mein Gesicht in den Strahl und genoss jeden Tropfen, bis ich schlussendlich merkte, dass ich viel zu lange im Badezimmer war. Um genau zu sein, waren es nicht einmal fünf Minuten, aber schon zu lang für mich.

Someday III - Lost in youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt