Kapitel 21

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An diesem Tag klingelte sechs Uhr in der Früh mein Wecker. Leider kam ich genauso aus meinen Federn, wie ich hineinkroch. Nämlich hundemüde. Fast wäre ich sogar wieder eingeschlafen, als ich mich auf die Bettkante setzte und die Beine nach draußen baumeln ließ, doch Edan zog mich wenige Minuten später auf die Füße. Mittlerweile war nun der Anfang Mai und die Monate zuvor verschwanden regelrecht im Nichts. Nun musste ich zu meiner ersten Prüfung. Die Woche wurden echt harr, aber ich büffelte und lernte ziemlich viel. Also war ich mehr als nur vorbereitet. Wenn mir bloß meine Müdigkeit nicht zum Verhängnis wurde...

Mittlerweile war auch mein Bauch schon ziemlich gewachsen und ich konnte unser Baby sogar, wie es sich in mir bewegte, spüren. Wenn ich jedoch weite Klamotten trug, konnte man es lediglich erahnen. Dafür war er dann doch noch zu klein, obwohl ich schon Ende sechsten Monats war. Otilia, die nun zwei Mal die Woche vorbeikam, beruhigte mich, dass alles in Ordnung sei. Einen Monat länger, wie ein Mensch, würde ich das Baby in mir haben. Allerdings war ich schon in diesem Moment froh, wenn das Kleine endlich draußen war, denn Probleme mit dem Bücken hatte ich langsam allemal. Da ich von Natur aus schon je her neugierig war, hoffte ich so sehr, dass sie mir ebenso bald verriet, was es wurde, doch bisher klappte das nicht, weil es sich nicht drehte. 

Einerseits enttäuschte mich das irgendwo. Im Endeffekt war es allerdings egal, welches Geschlecht. Hauptsache es war gesund. Ihre ganzen technischen Geräte, die sie immer dabei hatte waren ganz anders, wie die von einem normalen Arzt. Nur das schien auch nicht länger meine Sorge zu sein. Immerhin verwandelte mich Edan schon längst. Sie beruhigte mich außerdem, dass es nicht ungewöhnlich sei, dass ich ständig einschlief, da das Baby mir ziemliche Energie raubte. Trotzdem war es langsam belastend. Natürlich gab mir Edan deshalb mehr Blut als zuvor, was mir schon ziemlich half. Ich hingegen ließ ihn weniger beißen. So kam er zwar über die Runden, aber man sah, dass seine Schatten unter den Augen nicht verschwanden. Er sah ebenso müde aus, was mich traurig machte, doch er meinte, alles sei in Ordnung, was ich nicht immer glaube. 

Ungeachtet dessen war er immer fürsorglich, trug weiterhin meine Bücher und nun auch meinen Rucksack. Mir fehlte es an gar nichts. Die anderen in der Schule wussten nicht, dass ich bald ein Baby bekam, außer Lukas und Eric, doch niemand sprach groß darüber. Ich spürte nur wie die beiden immer wieder ein Auge auf mich warfen. Mittlerweile hatte ich mich sogar daran gewöhnt. Es störte mich nicht mehr. Viel mir auch nicht auf. Womöglich, da ich nicht darauf achtete. Die Schwangerschaft verlief sonst soweit ruhig, aber das lag auch oft an Edan, der mir extrem half und dafür sorgte, dass ich nichts zu viel machte. Auch in der Nacht, war er mein rettender Anker, der mir meine Alpträume verscheuchte. 

Meine Mutter und ich stritten uns nie und sie entdeckte sich neu, was gut war. Sie unternahm viel mit Steven und alle wussten, dass die beiden wirklich eine gemeinsam eine Zukunft hatten. Ich freute mich echt für Tanja. Sie verdiente es. Peter war zum Glück auch komplett aus ihrem Kopf entschwunden, aber das Haus stand immer noch dort, wo wir früher wohnten. Dennoch nahm ich mir fest vor, noch bevor das Baby kam, mich mit ihr darum zu kümmern, da wir es nicht länger aufschieben durften. Wir mussten endlich abschließen und das wollten wir beide, bevor ich nicht mehr mit Edan allein war. 

Als wir nun ins Auto stiegen, war ich kaum nervös. Ich wusste, dass ich es schaffte und Edan sowieso, denn wie oft saß er schon in der Deutschprüfung? Sicherlich nicht nennenswert, da es zu häufig war und ich kriegte das ebenso hin. Nebenbei ruhte seine Hand auf meinem Schenkel und er holte mich immer wieder in die Realität zurück, indem er leicht mein Bein drückte. »Ich weiß nicht, was ich machen soll, dass du wieder etwas im Hier und Jetzt bist«, murmelte er, denn das war ich kaum noch. Meist lebte ich bloß noch neben der Spur, aber Otilia meinte, dass es bald besser wurde, dann wurde auch das Baby wieder ruhiger und ich endlich wacher und konnte mich mehr auf mein Leben konzentrieren. Nur zum Schluss war es dann für mich nicht mehr allzu beruhigend. Ich wollte gar nicht an die Schmerzen der Geburt denken.  Allerdings durften mir diese Gedanken nicht auch noch Sorge bereiten. 

Someday III - Lost in youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt