Kapitel 7

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Mir war so heiß und ich spürte noch, wie ich meine Decke von meinem Körper streifte. Jede Schweißperle schenkte meiner Haut nicht einmal annähernd Kühle. Es war schlimm. Zwar war ich nicht wirklich wach, aber ich schlief auch nicht richtig. Zugleich streckte ich meinen Arm aus und berührte das etwas kühlere Lacken, in der Hoffnung wenigstens so etwas Frische zu bekommen. Im Unterbewusstsein. Der Ofen musste an sein, aber er stand im Wohnzimmer. Wie konnte ich dann innerlich so kochen? Oder brannte es gar?

Meine Vampirsinne ließen mich jedoch nicht im Stich und ich konnte keine Gefahr um meine eigentliche Umgebung ausmachen. Womöglich wurde ich doch irgendwie krank. Nur nebenbei bemerkte ich, dass das Bett neben mir leer war und stand automatisch auf. Hatte ich die Augen offen oder doch geschlossen? Ich wusste es nicht und als ich an mir herunterblickte, sah ich, dass ich noch immer dasselbe trug, als ich ins Bett ging. Ein weißes Shirt von Edan und eine kurze Stoffhose, die über meinen Schenkeln endete und genau so lief ich durch die Tür ins Wohnzimmer. Dennoch wirkte ich noch immer nicht, als wäre ich tatsächlich anwesend.

Der Ofen war wirklich an und Feuer brodelte darin. Die Flammen schlangen sich ineinander. Rot. Orange. Prompt hielten mich diese gefangen und ich starrte auf die wunderschönen Farben, die mich an einen Sonnenuntergang erinnerten. Bis mich ein eigenartiges Geräusch innehalten ließ. Auf der Stelle fuhr mein Kopf nach links. Natürlich schrie ich wie eine Verrückte auf, als die Tür sich mit einem lautem Krach öffnete und mit der Klinke gegen die Wand dahinter schlug. Anstatt jedoch zu fliehen, hob ich die Hände und hielt mir unvermittelt die Ohren zu, da der extreme Lärm lautstark mein Trommelfell erschütterte.

Der Tisch war eine gute Option, aber dort konnte ich mich nicht darunter verstecken. Sofort blieb ich dort nicht lange ungesehen. Deswegen kroch ich auf allen vieren über den weichen Teppich, der sich plötzlich wie Draht anfühlte. Ich schaute nach unten und sah hunderte von kleinen Spitzen. Der ganze Boden sah plötzlich aus; wie unendlich langes schwarzes Leder mit scharfen Nadeln, die mich verletzten. Erneut schrie ich auf und sah, wie sich Tausende in meine Schienbeine und Handflächen bohrten. Rot. Überall Blut. Mein Blut.

Trotz der unendlichen Schmerzen flüchtete ich mich hinter die Couch. Mit einem Satz war ich darüber und riss vor Schreck noch den kleinen Beistelltisch inklusive Vase um, die in Scherben zerbrach. Ich konnte nur hoffen, dass das was da durch die Tür in diesem Augenblick kam, mich in Ruhe ließ. Vielleicht war es auch nur ein Bär, der sich verlaufen hatte, doch ich spürte nicht einmal mehr die Herzschläge von den anderen im Haus. Sie waren einfach verschwunden. Was sollte das? Wo war mein Edan? Hatten mich alle verlassen, oder waren sie tot, weil ich keinen mehr wahrnahm?

Ich verkroch mich weiter in die hinterste Ecke; in mein Versteck. Nur die Tapete kratzte rau in meinem Rücken. Dann war alles ruhig. Ich hörte auf zu atmen, um irgendetwas mitzubekommen, aber da war nichts, oder doch? Sollte ich riskieren mich zu zeigen und meine Deckung aufzugeben oder war es besser doch lieber zu warten, bis irgendwer kam? Noch bevor ich die Entscheidung allerdings traf, wurde ich von oben blitzartig an den Haaren gegriffen und aus der Ecke gezogen. Ich kreischte auf. Fast war mir so, als zog mir jemand meine Kopfhaut ab. 

Mit einer extremen Wucht wurde ich gegen den Ofen geschleudert. Zum Glück verbrannte ich mich nicht, aber die Wunden der Nadelstiche waren noch immer blutig und ließen mich wimmern. Wo befand ich mich? Zuhause? Allerdings vermischten sich Bilder mit meinen Erinnerungen und dem Ort, an dem ich mich tatsächlich befand. Nur ganz nebenbei spürte ich eine warme Flüssigkeit, die mir die Schläfe heruntertropfte. Ich war verletzt, was mich erst recht keinen klaren Gedanken mehr fassen ließ. Zugleich stand er vor mir. 

»Ich weiß, was du und deine Sippe meinem Bruder angetan habt und du bist die Letzte, die noch dafür büßen wird.« Seine Worte hallten in meinem Hirn nach, machten mich noch ängstlicher, weil ich genau wusste, wer es war und wer mich da heimsuchte, dabei wollte ich ihn vergessen. Das alles. Aber so sehr ich auch fliehen wollte. Ich konnte nicht. Meine Angst lähmte mich regelrecht und auch so, war kein Durchkommen, aber da Edan mich nicht umsonst in einen Vampir verwandelt, doch wenn ich den Bruder von Stephan vor mir stehen sah, schienen meine Glieder nicht mehr das zu machen, was ich ihnen befahl. Mein Körper erzitterte zugleich und der fremde Mann zückte ein blutiges Messer aus seiner Hose. 

Someday III - Lost in youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt