Kapitel 25

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Ungefähr zwanzig Minuten später holte ich mein Handy heraus und sah zig Anrufe von meiner Mutter. Ebenso Nachrichten, was mir einfiele davonzulaufen und das ich sofort nach Hause kommen soll. Das war wieder typisch. Nicht einmal ein paar Minuten gönnten sie mir. Wovon ich jedoch überhaupt nicht ausging, dass Edan sich auf der Stelle bei mir meldete. Jetzt bin ich auf einmal wieder Mode. Auch in diesem Moment, als ich leise seufzte sah ich auf dem Display die Worte: »WENN ICH DICH FINDE, GNADE DIR GOTT.« Genervt wollte ich mein Handy geradewegs wieder in die Tasche schieben, drückte aber noch seinen Anruf weg und schrieb schnell: »DANN WEIßT DU JA WIE ES IST, WENN MAN EINFACH SO VERSCHWINDET OHNE, DASS MAN BESCHEID SAGT!«

In dem Augenblick, wo ich es erneut in die Tasche stecken wollte, sah ich wieder einen Anruf. Ich dachte nicht lange nach und ging schließlich dran. Noch bevor ich allerdings etwas sagen konnte kam: »Die Situation ist doch ganz anders. Du kannst das damit nicht vergleichen!«, motzte Edan in den Hörer. »Das kann ich, denn ich stehe auch da und mache mir Gedanken darum, dass dir vielleicht was passieren könnte, aber daran denkst du mal wieder nicht. Du hast mir gesagt, dass du mich nicht allein lässt und was tust du?«, antwortete ich und er knurrte: »Das ging nicht anders. Ich musste ihn einfach kriegen. Hätte ich aber gewusst, dass alles so kommt, wäre ich bei dir geblieben. Dann wärst du wenigstens nicht stiften gegangen.«

Zugleich seufzte ich: »Es ist ganz gut, dass ich allein bin. Zumindest für eine kurze Zeit und jetzt sag nicht das ich das manchmal bin. Wie denn, wenn ich im Haus sitze und die anderen eine Etage tiefer hocken?« Immerhin war ich sonst jemand, der die Nähe der Natur suchte. Seit Monaten passierte das nicht mehr. »Das ist kein Grund wegzulaufen«, gab er zurück. »Natürlich ist es das. Ich fühle mich eingesperrt und das seit Monaten.« Ich hörte ein schweres Einatmen und ein warmes Kribbeln in meinem Blut. Augenblicklich drehte ich mich herum, sah aber niemanden, wusste aber, dass er längst da war. Edan legte zugleich auf und ich hörte prompt seine Stimme über das Feld. Kein Mensch hätte ihn verstanden, aber ich tat es und das ziemlich deutlich, auch wenn er Meter weit entfernt war und nicht laut redete. 

»Du weißt, weshalb es so ist. Es ist zu gefährlich dich allein irgendwo hinzulassen.« Er hatte Recht, aber ich wurde bescheuert, wenn alle um mich herumrannten. »Was ist mit ihm?«, musste ich nun wissen. »Wir haben ihn verloren. Deswegen bin ich auch hier.« Automatisch verdrehte ich die Augen und sah Edan genauer an. Er war ohne Jacke. Das Hemd war aus der Hose gerutscht und der oberste Knopf stand offen, sodass man seinen Brustansatz sah. Seine Haare waren nicht mehr im Zopf. Zumindest der größte Teil. Seine Mimik war enttäuschend und irgendwie wütend, aber auch traurig. »Und das heißt jetzt, dass ich immer noch nicht allein irgendwohin gehen kann...«

Langsam kam er auf mich zu und blieb schlussendlich einen Meter vor mir stehen. »Mir wäre es lieber, wenn du es nie wieder tun würdest, sondern ich immer dabei wäre.« Ungewollt gluckste ich auf und zog meinen Vampir an mich, um meine Nase in die Kuhle seines Halses zu legen. Seine Hände wanderten ganz selbstverständlich in mein Haar und er drückte seine Lippen auf meine, doch er ließ schneller wieder von mir ab, als mir eigentlich lieb war. Wenigstens zog er mich nicht gleich wieder mit zurück, sondern trottete mit mir ein wenig durch die Gegend und das tat verdammt gut. Uns beiden. Langsam und gemächlich. Erst sprach niemand etwas. Es war gut so, denn die Ruhe hier draußen war irgendwie... himmlisch.

Die Luft nicht allzu warm und da wir ewig nicht mehr allein zusammen außer Haus waren, fand ich es besser als nichts; auch wenn wir unsere Zweisamkeit auf einem Feld verbrachten. Irgendwann lenkte Edan dennoch um und schlug einen anderen Weg ein. Ich wusste, dass er nun Richtung Auto lief, denn ich sah es schon von Weitem, obwohl wir auch das Stück hätten laufen können. Augenblicklich schummelte ich von der Seite zu ihm auf und sah sein perfekt geformtes Gesicht. Die hellen Augen waren nach vorn gerichtet, aber er unterdrückte ein Lächeln. Er wusste genau, dass ich ihn beobachtete.

Someday III - Lost in youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt