Kapitel 32

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Die ganze Zeit zitterte ich wie Espenlaub. Obwohl, wenn man es doch genau nahm, lag ich wie ein Brett da. Ich war anwesend, aber nicht im Stande mich überhaupt zu bewegen. Ich hörte das kleine pochende Herz meines Kindes, was ich so gern in den Arm nehmen wollte, allerdings blieb mir keine Möglichkeit dazu. Wenn Edan sie doch nur neben mich legen würde... Es hätte mich so beruhigt. Alexej war auch da. Wieder, oder immer noch? Keine Ahnung. Erneut sank ich in einen kurzen Schlaf und schreckte einen gefühlten Moment später innerlich zusammen, doch keiner schien das zu bemerken, obwohl mich niemand allein ließ. 

Sogar wie meine Mutter und Steven mit dem Wagen davonfuhren, konnte ich wahrnehmen und auch, dass Edan mir kein Blut geben konnte, weil er es nicht mehr schaffte. Nun musste Alexej hinhalten und dafür war ich mehr als nur dankbar. Ich verdankte ihnen mein Leben und auch das meiner Tochter. Unvermittelt fröstelte es mich jedoch so sehr, als lag ich in einer Wanne aus Eis. Ständig ging mir durch den Kopf, weswegen ich wohl diese Empfindungen hatte. Warum deckt mich niemand zu? Aber kurzerhand spürte ich beim Konzentrieren, dass dicker Stoff schon über mir lag. Trotzdem war mir unendlich kalt. Nebenbei versuchte ich Edan nach und nach immer wieder in Gedanken zu erreichen, aber ich war zu schwach.

Vielleicht wäre es nicht notwendig ihn irgendwie zu übermitteln, dass ich etwas mitbekam, doch es wäre eine Möglichkeit gewesen miteinander überhaupt zu kommunizieren. Sofort wurde mir traurig ums Herz. Ich fühlte mich einsam, obwohl immer jemand um mich herumrannte; und doch irgendwie verlassen... Ich wollte weinen, schreien, aber konnte nicht. Otilia hatte mir irgendetwas verabreicht, was mich ruhigstellte. Womöglich war das auch gut so, denn ich war schwach und das hieß, dass die Schmerzen niemals erträglich gewesen wären; aber wie lange musste ich liegenbleiben? Es raubte mir regelrecht den Verstand. Wohingegen sich Edan und Alexej über Daniel unterhielten. Allerdings versuchte ich dabei wegzuhören. Immerhin schnitt er mir meine Tochter aus dem Leib. Schon der Gedanken daran war abartig und dieser Typ krank.

Als ich nach einer Ewigkeit zum wiederholten Male wegschlief und erneut erwachte, bemerkte ich, dass es mir extrem heiß wurde, sodass ich am liebsten in einen Kühlschrank gekrochen wäre. Meine Stirn fühlte sich klatschnass an und der Schweiß tropfte mir über die Schläfen. Augenblicklich riss ich die Lider nach oben und starrte kurz darauf tatsächlich an die Decke. Es war nachts. Sofort war ich jedoch hellwach. Träume ich? Oder hatte mich jemand geweckt? Aber es befand sich keiner im Raum. Im Schlafzimmer. Das von Edan und mir.

Langsam ließ ich meine Hände über das Laken wandern und richtete mich auf, probierte meine Glieder zu strecken und beugte mein Rücken durch. Die Nadel die ich noch spürte, vor was weiß ich wie vielen Stunden mir diese gegeben wurde, steckte immer noch in meiner Haut. Das Ende war abgebunden und über einen Kleiderständer gehängt; wusste gar nicht für was das alles gut war. Dennoch war ich mir sicher, dass man dafür sorgte, dass ich langsam wieder auf die Beine kam, was wahrscheinlich nun geschah. Allerdings allein. Anbei versuchte ich mein kleines Herz zu suchen und lauschte. Sofort fand ich es eine Etage tiefer. Auch wenn meine Gefühle verwirrt waren und ich nicht klar denken konnte, wusste ich, dass ich zu ihr musste. Immerhin war sie viele Monate in meinem Bauch gewesen und vom ersten Moment an liebte ich sie.

Zögerlich schwang ich meine Beine aus dem Bett und bewegte meine Zehen. Ich spürte sie, doch sofort machte sich mein Unterleib bemerkbar, weswegen ich mein Shirt nach oben schob und auf einen riesigen weißen Verband schaute, den ich sofort etwas abzog. Ich war von Otilia genäht worden. Die Wunde war gut versorgt und sauber. Dennoch verschwand sie irgendwann wieder, aber nur wie lange dauerte das? Immerhin hatte ich kaum mehr Blut in mir gehabt. Doch das von Alexej und Edan gemeinsam, stärkte mich soweit, dass ich langsam lautlos aufstand und versuchte ein paar Schritte zu gehen. Dennoch ging das nicht alles spurlos an mir vorbei.

Someday III - Lost in youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt