Sanfte Hände streichelten meinen Nacken und ich blinzelte verschlafen. »Wie fühlst du dich?«, wollte Edan leise wissen und küsste meinen Hals. »Besser«, gab ich zu und drehte mich auf den Rücken, um ihn richtig anzuschauen zu können. »Du willst weg?«, fragte ich und sah, dass er sich längst einen Zopf gebunden hatte, ein Sweatshirt trug und Jeans. Plötzlich überwucherte wieder die Angst. Er durfte mich nicht allein lassen. Zitternd streifte ich mit den Handflächen über meine Arme, weil mir erneut frostig wurde, dabei hörte ich das Feuer knistern. »Du willst jetzt schon weg? Aber ich dachte...«, stotterte ich.
Ich suchte eine Uhr an der Wand, aber hier gab es keine und der Wecker auf dem Nachttisch war so gedreht, dass ich die Anzeige nicht sah, aber ich wusste, dass er bald verschwand. Er war mein Schutzschild; ohne ihn fühlte ich mich nackt und hilflos. Natürlich bekam ich prompt Panik, obwohl ich sie nicht haben brauchte. »Ich habe mit Alexej telefoniert und wir werden uns in der Stadt treffen. Wir werden es so kurz wie möglich halten. Bloß auf einen Kaffee und setzen uns dabei in den Park oder so. Ich habe ihm gesagt, was in der jetzigen Nacht mit dir war. Ich lasse dich ungern allein. Ich würde lieber wollen, dass du mich begleitest, aber es geht nicht anders.«
Ich schüttelte allerdings zugleich mit dem Kopf. Ich konnte es nicht ertragen, dass alles erneut zu hören. Ich wollte meine Entführung einfach bloß vergessen, dabei machte sie mich mehr fertiger, als alles andere. »Das wusste ich und ich verstehe dich da auch. Du stehst jetzt auf und wir werden etwas unten essen. Danach fahren wir gemeinsam los. Du bleibst einfach in der Nähe. Eric und Lizzi kommen mit und werden dich dann begleiten.« Ich nickte, obwohl ich sie eigentlich nicht dabeihaben wollte. Ich kannte Lizzi nicht, aber da sie Edans Jacke an dem Abend trug, war sie mir schon unsympathisch. »Ihr werdet euch schon irgendwann verstehen«, sprach Edan. »Sie ist nicht so übel wie du denkst.«
Zugleich zog ich die Augenbraue nach oben und starrte ihn zornig an. »Das ist mir schon klar, dass du das als Mann sagst. Euch ist es sowieso egal. Hauptsache es hat Titten und 'nen Arsch«, platzte es aus mir heraus, obwohl ich lieber den Mund halten wollte. Sofort hielt er jedoch den Zeigefinger auf meine Lippen und lächelte. »Nur deine. Ich zitiere: Titten und dein Arsch, gefallen mir« und seine Fingerspitzen streiften unter mein Shirt. Prompt wischte er alle Gedanken von dem Geschehenen weg. Nur noch er war da und seine Berührungen. Ich zog ihn am Kragen weiter zu mir herunter und küsste ihn stürmisch auf den Mund, aber bevor ich meine Zunge zwischen seine Lippen schieben konnte, löste er sich von mir.
Ich machte einen Schmollmund, da ich mit ihm zusammen sein wollte. Sei es nur; vor dem Fernseher zu sitzen, aber wir hatten ja noch die nächsten Tage und außerdem waren Ferien und auch bald Weihnachten. Ich hasste die Feiertage wie verrückt, wobei ich schon wieder genervt abkotzte. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich mich an eine schöne Zeit dort nie erinnern konnte. Außer Edan. Er machte es sicherlich besser und mein Blick fiel auf seine Gestalt. Mein Vampir stand auf und ich war versucht ihm zu folgen, doch uns blieb ja nun nicht allzu viel Zeit, weil ich ziemlich lang schlief, aber das war okay. Es tat ganz gut, wenn man ein wenig ohne Träume im Koma lag und dabei hilf mir Edan dankend.
Als ich mich ein paar Sekunden später aufsetzte war mir zwar etwas komisch, doch ich kümmerte mich nicht weiter darum. Es lag sicher daran, dass ich zu erschöpft war. Noch immer. Eigentlich müsste ich einige Tage liegen bleiben, um wieder richtig auf den Damm zu kommen, aber da fiel mir ja die Decke auf den Kopf. Ich konnte nicht nichts tun. Zugleich stellte ich mich auf meine Füße, fing allerdings schon zu schwanken an und klammerte mich sofort am Fensterstock fest, aber ich hatte keine große Chance. Scheiße. Was ist das? Mir wurde enorm übel und der Schwindel ließ sich nicht aufhalten.
Bevor ich allerdings die Möglichkeit besaß wieder auf das Bett zu sinken, wurde mir auf einmal schwarz vor Augen und meine Beine zogen komplett unter mir weg. Kurz bevor ich auf dem Teppich schlug, dachte ich noch daran, dass ich mich eigentlich so weit im Griff hatte, dass das nicht passierte, aber auch als Vampir konnte man sich schwach fühlen und auch der Wunsch standhaft zu bleiben, blieb eher ungehört. Wie ich auf den Boden fiel, bemerkte ich gar nicht mehr, so fix ging das. Dafür war ich aber auch wieder schneller wach, wie gedacht. »Lara!« Als ich meine Augen aufriss, sah ich schon Edan geschockt über mir knien, der mir sofort an die Stirn griff und flüsterte: »Was war das denn jetzt?« Das frage ich mich auch.
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Someday III - Lost in you
Vampire3. Band (Trilogie) Dieser Teil schließt komplett am 2. Band an; d.h. die anderen müssen vorher gelesen werden. Lara und Edan sind endlich wieder vereint, doch es hat sich viel nach ihrer Entführung verändert. Stephan ist zwar tot, aber doch nicht ve...