Kapitel 11

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Urplötzlich und ohne Vorwarnung zog mich allerdings jemand aus der dunklen Ecke hervor. »Lass mich los!«, kreischte ich und schlug um mich. Auch, als ich mich noch immer wehrte, war ich zu schwach und es gab auch einen Grund dafür, denn es war nicht der Bruder von Stephan, der mich kurz zuvor noch verfolgte, sondern Edan, der mich am Kragen meiner Jacke nach oben zerrte. Er war sauer und das richtig. Seine wütenden Augen waren kurz auf mein Gesicht geheftet, aber dann umso schneller hinter mir. Dort stand Eric und Lizzi kam in dem Moment angerannt. »Ich habe gesagt, dass ihr sie nicht allein lassen sollt, verdammte Scheiße«, zischte er verbissen und zog mich aus der Ecke hervor.

»Sieh mich an«, bat er mich augenblicklich etwas ruhiger und ich erwiderte seinen Blick. »Es tut mir leid. Sei mir bitte nicht böse«, bibberte ich. Noch immer zitterte ich und mir war extrem kalt, aber auch die Angst nagte unaufhaltsam an mir und ließ sich nicht unterdrücken. Anbei biss ich mir unsanft auf die Unterlippe, damit meine Zähne nicht weiter aufeinanderschlugen und sah mich wie wild um; konnte aber niemanden ausmachen. »Ich bin dir nicht sauer, sondern den beiden« und er nickte mit dem Kopf in die Richtung; wo die anderen standen. »Es war meine Schuld.

Es war für mich in Ordnung, dass ich allein in das Geschäft gehe. Sie können nichts dafür«, versuchte ich mich zu rechtfertigen und Eric sowie Lizzi; nicht in die Pfanne zuhauen. Sie hätten sicherlich nicht angenommen, dass etwas passierte und eigentlich war es das ja auch nicht wirklich, oder doch? Verstört nagte ich weiter an meiner Lippe. »Das ist mir egal, was du gesagt hast. Ich habe ausdrücklich erklärt, dass immer einer bei dir bleibt. Ist das denn so schwer, oder was?« Den letzten Satz schrie er und rieb anschließend über meine Oberarme, aber es brachte nichts. Ich bebte trotz dessen. »Alles muss man allein machen. Das kann nicht wahr sein.« Erneut musterte er mich von oben bis unten und versuchte mich zu ergründen, indem er in meinem Kopf eindrang.

Selbstverständlich versuchte ich ihm die Bilder zu schicken, von diesem Typen, doch Edan sah mich nur mit zusammengekniffenen Augen an. »Bist du dir sicher, dass er real war?«, fragte er mich ruhig und ich nickte. »Ich bin doch nicht blöd«, motzte ich und dachte wieder an die Frau, die ihn ebenso sah. Sein Gesicht erkannte ich unter Tausenden. »Aber du hast viel durchgemacht. Es war eine schwere Zeit und die wird es auch noch weiterhin sein. Beruhige dich doch.« Fast fing ich zu weinen an, als er das sagte. Mein Kopf dröhnte und nach alledem zog auch wieder mein Bauch. Ich atmete die kühle Luft in meine Lungen und stellte mich etwas auf das andere Bein, damit ich eine bessere Lage fand mich hinzustellen. So ging es. Etwas.

»Wie lange wollen wir denn jetzt hier noch herumstehen? Ich will endlich wieder zurück«, brummte Lizzi. Mittlerweile war sie extrem angenervt und ich wusste, dass sie die ganze Zeit schon keinen Bock darauf hatte, auf mich mit aufzupassen. In diesem Moment kam sie zu mir, ergriff mein Handgelenk und zog mich aus meiner einigermaßen bequemen Haltung heraus. Gerade, wo doch die Schmerzen fast weg waren, fingen sie wieder an zu stechen und das so extrem, dass ich mich krümmte. Ich schrie auf und beugte mich nach vorn. Edan rief noch: »Nein!« und Eric: »Stopp!«, aber sie war zu schnell. Mir würde plötzlich wieder so schlecht und mein Bauch brachte mich fast um. Ich konnte mich nicht mehr aufrichten. Sofort war Edan an meiner Seite und starrte aber dennoch kurz Eric durchbohrend an.

Eilig hob er mich nach oben und presste mich fest gegen seine Brust, als wäre ich ein kleines Baby. »Beruhige dich doch«, murmelte er und drückte mich noch enger an sich. Ich kuschelte mich zugleich an seine warme Jacke und schloss die Augen. Langsam aber sicher vergingen meine Nervosität und Angst, da mich sein Geruch umhüllte. Ich war mir aber auch sicher, dass er etwas mit mir anstellte, damit ich mich beruhigte und schließlich wich es in Müdigkeit um. Mein Bauch tat mir zwar noch ein wenig weh, aber es war nicht mehr so extrem wie zuvor, umso mehr ich mich beruhigte. Binnen weniger Minuten setzte mich Edan schlussendlich auf den Rücksitz ins Auto und warf Eric den Schlüssel zu. »Fahr du. Ich bleib mit Lara hinten.« Das war erst einmal das Letzte, was ich noch hörte.

Someday III - Lost in youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt