Ich stocherte in meinem Eis herum, was schon mehr Soße als alles andere war. Mir war der Appetit eindeutig vergangen. Noch immer saß ich an dem Türrahmen zu meinem alten Zimmer gelehnt, auf dem Boden, bis es gegen die Wohnungstür klopfte. Ich wusste, dass es nicht Edan war, sondern Eric. Notwendigerweise stand ich auf, drehte den Schlüssel im Schloss und ließ ihn hinein. »Mach die Tür hinter dir wieder zu«, sprach ich und setzte mich wieder an meinen ursprünglichen Platz. »Sieht lecker aus, was du da isst« und Eric rümpfte die Nase. »Finde ich auch«, antwortete ich mürrisch und rührte mit dem Löffel die flüssige Eiscreme. Ich sah ihn fragend an. »Was willst du hier?«
Er setzte sich mir gegenüber an die andere Seite des Türrahmens und schaute mich an. »Ich würde gern wissen was da vorhin los war? Du packst doch nicht umsonst deine Sachen und ziehst wieder runter zu deiner Mutter.« Er schob sich die blonden Haare aus der Stirn und nahm mir den Löffel aus der Hand, damit ich endlich Ruhe gab und nicht weiter sinnlos darin herumstocherte. »Hast du die beiden nicht gefragt?«, wollte ich wissen. »Doch schon, aber ich habe nicht die Antwort bekommen, die ich wollte.« Erneut sank meine Laune in den Keller.
»Das heißt?«, fragte ich müde. »Eigentlich habe ich überhaupt keine bekommen. Deswegen bin ich hier, damit du mir vielleicht das erklären könntest.« Ich zuckte mit den Schultern und sagte ihm, was ich zuvor sah. Mehr konnte ich nicht erzählen, denn mir verriet ja auch niemand etwas. Eric wurde nun ruhig, bis er das Schweigen erst ein paar Minuten später brach: »Ich glaube nicht, dass zwischen den beiden etwas läuft. Da brauchst du dir die wenigsten Gedanken darüber machen, aber mich würde brennend interessieren, weshalb die zwei so ein Geheimnis um etwas machen.«
Augenblicklich stand ich auf. »Was ich denke, dass lass mal meine Sorge sein.« Vielleicht lief ja nichts zwischen den beiden, aber es verletzte mich, dass er mich wieder einmal ausschloss. »Zumindest ist es wichtiger als ich, denn er hat nicht groß den Anschein gemacht, dass es ihn stört, wenn ich nicht mehr oben schlafe.« Augenblicklich konzentrierte ich mich und versuchte zu lauschen. Edan war oben und Lizzi bei ihrer Mutter, was mich wenigstens etwas beruhigte. Es schien, als schlief er. Ich hingegen lief in die Küche und holte mir ein Glas heraus. »Was hast du vor?«, fragte Eric. Ich goss mir etwas Wein ein und sah ihn schulterzuckend an. Ich wusste zwar, dass meine Mutter keinen Alkohol mehr trank, dennoch lag diese Flasche noch in der obersten Wohnung. Nun war sie bei mir. »Ich werde etwas trinken. Nach was sieht es wohl aus.«
Seine Augen verengten sich sofort. »Ich glaub nicht, dass das der beste Weg ist, mit Problemen umzugehen.« Natürlich war es das nicht, aber in dem Moment half es. »Aber ich schon!«, motzte ich zurück. »Larissa, du bist schwanger. Ich weiß das verdammt. Alkohol ist da fehl am Platz. Es wird zwar nicht dem Baby schaden, wie bei einem Menschen, aber du solltest es trotzdem lassen. Dir wird richtig übel werden.« Ich lachte. Das war doch alles ein Witz. »Wenn es so wäre, würde Edan es doch merkten, oder meinst du nicht? Er sagt, dass es nicht so sei. Vielleicht bilden wir beide uns das ja auch wirklich nur ein.«
Ich trank einen großen Schluck und ließ mir die Süße die Kehle herunterrinnen. Ich wusste einfach nicht mehr was ich dazu sagen sollte. Wusste selbst nicht mehr, was richtig und falsch war. Ob Eric recht hatte oder nicht. »Ich will, dass du jetzt gehst!«, gab ich ihm zu verstehen. »Mir ist nicht wohl dabei, wenn du hier allein sitzt und trinkst, wenn es dir schlecht geht«, äußerte er sich besorgt. Anbei öffnete ich meine Kapuzenjacke und hing sie über den Küchenstuhl. »Ich werde gleich ins Bett gehen und mich nicht ins Koma saufen. Keine Angst. Also würdest du jetzt bitte gehen?« Ich starrte ihn an und er murmelte irgendetwas, was ich nicht verstand, dann schritt er in den Flur, drehte sich aber noch einmal herum. »Mache dir nicht einen zu extremen Kopf. Wir werden schon herausbekommen, was da los ist.«
Er klang ziemlich zuversichtlich, doch er steckte mich mit seiner Euphorie leider nicht an. Schließlich verabschiedete ich mich gefällig und ließ ihn aus der Tür. Mit müden Schritten ging ich wieder in die Küche und setzte mich mit meiner Flasche Wein an den Tisch. Ich musste abwägen um was es ging. Was war so wichtig, dass ich es nicht erfahren durfte? Aus einem Glas wurden zwei und aus zwei wurden drei und im Endeffekt war es fast die ganze Flasche. Sie besaß zwar nicht viel Alkohol, aber Wein vertrug ich noch nie und das war jetzt auch als Vampir irgendwie nicht anders.
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Someday III - Lost in you
Vampire3. Band (Trilogie) Dieser Teil schließt komplett am 2. Band an; d.h. die anderen müssen vorher gelesen werden. Lara und Edan sind endlich wieder vereint, doch es hat sich viel nach ihrer Entführung verändert. Stephan ist zwar tot, aber doch nicht ve...