Kapitel 1

1.1K 54 3
                                    

Blut strömte unaufhaltsam in meinen Mund und Fangzähne bohrten sich noch tiefer in seine Vene. Ich brauchte jeden Tropfen, alles was ich kriegen konnte und noch mehr. Mein Verstand setzte aus. Ich war wie in Trance. Da war nur noch der Vampir, den ich liebte und dessen Blut stürmisch in meinen Mund drang. Ich spürte nicht einmal wie Eric, der Vampir den Edan schon seit hunderten von Jahren kannte, mich versuchte von ihm wegzuzerren. »Larissa! Das reicht!«, schrie er und ich konnte meine Kraft kaum bändigen.

Die ersten Wochen als Vampirin waren nun vorbei, aber durch meine Entführung vor sehr kurzer Zeit, bekam ich eine halbe Ewigkeit kein Blut mehr und war so ausgehungert, dass ich nun trinken musste. Unaufhaltsam. Ich erkannte mich selbst nicht mehr. Die nette Larissa von neben an, rückte in den Hintergrund und das Tier in mir dachte an nichts mehr, außer: Durst.  »Verdammt. Edan komm zu dir!«, brüllte Eric nun ihn an und ich schaffte es tatsächlich mich einen Moment von ihm zu lösen. Mein Atem drang laut durch die Dunkelheit. Als ich in Edans Augen blickte und ihn ansah, bemerkte ich ein leichtes Lächeln, welches seinen Mund umspielte. Er starrte anbei nach oben in den schwarzen Himmel.

Seine Iris war immer noch violett und er wirkte verträumt, was den Zwang erneut von ihm zu trinken, unerträglich machte. Seine Mitte spürte ich klar und deutlich. Man sah es sogar durch seine Hose. Natürlich gefiel ihm dieses Gefühl, wenn ich mich von ihm nährte. Vampire drifteten dann in eine Art Trance und ein enormes Glücksgefühl rauschte durch den Körper. Es gefiel ihm so sehr, dass er wollte das ich weitermachte, aber das war nicht richtig. Ich wusste das, tief in meinem Innersten, auch wenn ich mich nicht zurückziehen wollte. »Verschwinde!«, zischte Eric hingegen und zog mich komplett von Edan weg, der aussah, als hätte er Drogen genommen.

Ich wusste, dass seine Kraft viel stärker als meine war, weil er schon so lang auf der Erde weilte. Deswegen war ich auch nicht überrascht, als mich der Blondschopf locker gegen einen der Bäume schleuderte, obwohl ich wieder einigermaßen klar im Kopf war. Dennoch hielt ich das aus. Immerhin war ich kein Mensch mehr. Nur eines störte mich gewaltig: Das da jemand versucht, mich von meinem Liebsten fernzuhalten.

Ich blieb allerdings standhaft, bemerkte lediglich die Rinde in meinem Rücken und fletschte die blutigen Fänge. »Wie kannst du es wagen?«, keifte ich aufgebracht. »Du wirst mich nicht von ihm fernhalten!« und ich streifte über meinen Arm, um einen Kratzer zu überdecken, der vor einer Sekunde durch das Holz entstand. Er heilte schneller, als bei einem Menschen, aber es brannte trotzdem etwas. Schade das man als Vampir nicht schmerzfrei war. »Das kann ich. Halte dich von ihm fern. Verstanden? Du hast dich einfach nicht im Griff und dieser Troddel ist so dumm und lässt dich weiter trinken. Gott, wo bin ich hier nur gelandet?«, giftete Eric. Seine Worte drangen in meinen Kopf und ich entspannte mich etwas. Dafür war er ja auch mitgekommen.

Ich bekam so lang kein Blut mehr, welches ich benötigte, dass ich fast zu Grunde gegangen bin und nur durch Edan konnte ich mich wieder nähren. Eric war nur dabei, sodass nichts schiefging und das war auch gut so. Ich wusste mein Vampir war stark genug und hätte die Kraft gehabt mich wegzudrücken, aber er wollte es nicht. Ich spürte seine Gedanken und die waren mehr als versaut. Die Bilder von ihm schossen mir prompt erneut in den Kopf und ich wusste, weshalb es mir nicht möglich war das zu beenden, auch wenn ich es wollte.

Mein Gesicht errötete auf der Stelle, bei den Gedanken daran und wurde dann doch ziemlich blass, als mir bewusst ward, dass ich ihm gefährlich werden konnte. Vor allem, weil sich Edan nicht wehrte. Er war wirklich dumm gewesen. Noch immer lag er auf heruntergefallenen Nadeln, Erde und Geäst auf dem Boden und starrte in den Himmel, der so dunkelgrau war, dass wir wussten, es gab bald Schnee. Der Winter war fast da. »Es ist besser, wenn du jetzt endlich verschwindest!«, murrte Eric und ich wischte mir die letzten Tropfen Blut von der Lippe. Er hatte ja auch recht. Ich musste erst einmal weg. 

Someday III - Lost in youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt