12 𝐭𝐡𝐞 𝐬𝐡𝐢𝐩 𝐢𝐬 𝐝𝐫𝐨𝐰𝐧𝐢𝐧𝐠

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Wie ein Stück Elend saß ich auf seiner Couch und weinte stumm vor mich hin. Ich hätte lieber aufstehen und nach Hause fahren sollen, um ihm nicht länger in die Augen schauen zu müssen oder daran zu denken , dass er mich über Wochen belogen und ausgenutzt hatte. Mein Herz schmerzte in seiner Anwesenheit so sehr, dass ich mit dem Weinen nur sehr schwer aufhören konnte und mich vor ihm lächerlich machte.

Er hielt den Abstand zu uns ein und saß stumm auf der anderen Seite seiner Couch. Seine Haare standen in allen Richtungen ab, so oft fuhr er sich mit einer Hand dadurch. Auch er ließ in der Stille ein paar Tränen ab, wofür ich wirklich kein Verständnis zeigte. Er hatte mich betrogen und mich für Wochen glauben lassen, dass wir eine wunderbare Beziehung führten. Und trotzdem ließ er zu, dass wir miteinander Sex hatten. Ich sollte in diesem Raum die Einzige sein, die in ihrer Verzweiflung weinen durfte und nicht er!

Ein Teil in mir hasste ihn dafür und wollte ihm am liebsten dafür umbringen. Dennoch existierte ein Teil in mir, der ihn auch einfach nur umarmen wollte. Und ich kam mir wirklich dämlich dabei vor, überhaupt daran zu denken.

»Es tut mir wirklich so leid, Genevieve.«, entkam es leise über seinen Lippen, was mein Herz noch schneller schlagen und noch mehr schmerzen ließ. Den Schmerz und die Ernsthaftigkeit hörte ich deutlich aus seiner Stimme heraus, die mich in diesem Moment kalt lassen sollte.

Leider tat sie es nicht und führte nur dazu, dass ich wie ein Kleinkind weinte und dabei mein Gesicht in meine Hände vergrub. Ich war noch nicht einmal in der Lage dazu, ihn für seine Entschuldigung zu beschimpfen oder im die dunkelsten Dinge auf der Welt zu wünschen.

Die Klingel an seiner Haustür ließ unsere Blase zerplatzen und erinnerte uns wieder daran, dass es nicht nur uns auf dieser Welt gab. Sofort wischte ich mir die Tränen mit meinen Ärmeln aus den Augen und trocknete gleichzeitig mein Gesicht ab.

»Ich hab ein paar eingeladen, um die Situation zu erklären.«, erzählte er mir und blieb noch für einen kurzen Augenblick sitzen bis er seufzend aufstand und zur Haustür lief.

Innerlich stellte ich mich schon auf die Begegnung mit meinen Freunden ein und könnte auch schon wieder mit dem Weinen beginnen, als ich Mae als Erste ins Wohnzimmer laufen sah. Sie blieb zuerst an der Tür stehen und sah mir dabei zu, wie ich mich zu einem Lächeln zwingen musste. Sofort kam sie auf mich zu und nahm mich sofort in ihre Arme.

»Scheiße, Genne.«, sagte sie zu mir und drückte mich so fest, als könnte ich aus ihrer Umarmung fallen. »Du hast mir versprochen, dass wir uns auf Ibiza wiedersehen! Dich im Haus deines Ex wiederzusehen trifft nicht wirklich meinen Erwartungen von Ibiza.«, schmunzelte sie hörbar.

»Momentan würde ich Ibiza tatsächlich vorziehen.«, antwortete ich leicht lachend darauf und zog meine Nase hoch, als wir uns voneinander lösten und uns anschauten. Sofort erkannte ich die Veränderung an ihr, die mich nicht schlecht Staunen ließen. »Blond hat dir schon immer gestanden, doch Braun steht dir noch besser.«, machte ich ihr das Kompliment, wofür sie sich bedankte und ihre langen Haare über ihre Schultern warf.

Es traten immer mehr meiner Freundinnen ins Wohnzimmer meines Ex' und freuten sich, mich nach einem Jahr wieder zu Gesicht zu bekommen. Die Umstände waren gerade einfach nur beschissen, dennoch freute ich mich auch auf sie und konnte mir nicht vorstellen, wirklich nach Monaco gezogen zu sein und sie einfach hier gelassen zu haben.

»Wo habt ihr Mount gelassen?«, warf Molly die Frage in die Runde, nachdem wir uns alle hingesetzt hatten.

»Im Auto. Ich musste ihn wirklich aus seinem Haus zerren, um ihn ins Auto zu bekommen. Auf eine Schlägerei habe ich nun echt keine Lust. Besonders dann nicht, wenn Soph dabei ist.«, antwortete Kai und schmunzelte leicht. »Wenn die Prinzessin nicht länger im Auto bleiben möchte, kommt er schon von alleine raus. Die Frage ist nur, ob er zu sich nach Hause läuft oder ins Haus kommt.«, zuckte er mit den Schultern.

»Besser ist es.«, kommentierte Grace hörbar und schaute zu mir. »Du siehst beschissen aus, nebenbei gesagt.«, behielt sie den nächsten Kommentar nicht für sich und schenkte mir dabei ein Grinsen.

»Oh, vielen Dank.«, bedankte ich mich mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme und verdrehte dabei meine Augen. »Sorry, aber kennen wir uns?«, stellte ich die Frage mehr an den blondhaarigen Jungen neben ihr, der mich wie der Rest im Raum nicht aus den Augen ließ. Er kam mir kein bisschen bekannt vor und ich stellte mir wirklich die Frage, woher und wie wir uns kennengelernt hatten. »Du siehst aus wie die perfekte Version von Thaddäus.«, hielt ich mich mit meinen Gedanken nicht zurück.

»Das nehme ich jetzt einmal als Kompliment.«, antwortete er darauf und hob eine Augenbraue. »Wie kommt es, dass du dich nicht mehr an das Beste in deinem Leben erinnern kannst? Ohne mich, hättest du niemals deinen Master gekriegt!«, entgegnete er mir und lachte im nächsten Moment auf, als ich ihm das wirklich glauben wollte. »Wolltest du mir das gerade wirklich glauben, Genne?«

»Hör auf sie zu verwirren!«, zischte Sophia ihn an und sah leicht gestresst aus. »Könntest du bitte zum Punkt kommen und uns erklären, warum wir alle hier sind, Ben?«

Kaum antwortete er ihr auf ihre Frage, stellte sich mein Gehör direkt auf Durchzug. Seine Stimme zu hören tat noch immer höllisch weh und der Schmerz, den ich mit ihm in Verbindung brachte, war ebenfalls nicht ohne. Ich starrte einfach ins Leere und versuchte nicht erneut in Tränen auszubrechen, was mir sehr schwer fiel. Als ich es irgendwann nicht mehr aushielt, stand ich einfach auf und lief einfach aus dem Wohnzimmer. Gerade wollte ich tatsächlich überall sein, doch nicht mehr hier.

»Arschloch!«, fluchte ich laut auf, nachdem ich die Haustür mit einem Knall ins Schloss fallen ließ und gleich danach einen ästhetischen Gartenzweg mit meinem Fuß um trat. Es war nicht allzu stark, dennoch fiel er um und brach in ein paar Teile. Sekunden später tat es mir für den Gartenzwerg auch schon leid und hockte mit zu dem zerbrochenen Keramikteilen hin, die ich zur Hand nahm. »Jetzt sind wir beide kaputt.«, murmelte ich und fuhr mit dem Ärmel über meine Augen.

»Soll ich dir Sekundenkleber bringen oder möchtest du den Zwerg in Ruhe beerdigen?«, ertönte die Stimme neben mir und konnte dabei den leicht belustigten Unterton in der Stimme heraushören.

»Ha ha.«, lachte ich trocken auf und verdrehte meine Augen. »Was schon kaputt ist, kann nicht mehr repariert werden. Selbst mit Sekundenkleber nicht.«, belehrte ich ihn und legte die zerbrochenen Teile wieder auf den Boden hin. Ich wischte meine leicht verschwitzten Hände an meiner Leggings ab, bevor ich aufstand und ihm in die Augen sah. »Die Prinzessin hat es doch aus dem Auto geschafft.«

»Ich wollte gar nicht erst hier sein. Versuch du einmal gegen einen zwei Meter Typen wie Havertz anzukommen, dann können wir miteinander reden.«, erwiderte er daraufhin und neigte seinen Kopf leicht zur Seite. »Hast du etwa geweint?«, fragte er und musterte mein Gesicht ein bisschen zu lange.

»Wie kommst du darauf?«, entgegnete ich ihm und seufzte anschließend. »Es ist nichts.«, zuckte ich mit meinen Schultern und steckte meine Hände in die Taschen. »Willst du nicht rein?«

»Warum sollte ich rein wollen, wenn du vor wenigen Sekunden noch einen Gartenzwerg massakriert hast und mich über Sekundenkleber belehrst?«, harkte er nach und lächelte leicht. »Etwas stimmt nicht und ich will wissen, was der Grund für die Tränen sind. Hat dir irgendeiner schon erzählt, dass dir Tränen wirklich Null stehen?«

»Das muss mir keiner erzählen.«, antwortete ich ihm und biss mir auf die Unterlippe. Gerade als er seinen Mund wieder öffnen wollte, öffnete sich die Haustür.

»Hast du nicht woanders zu sein, Mount?«, fuhr Mae ihn direkt an und stellte sich neben mich.

»Tatsächlich habe ich das, aber ich wurde gegen meinen Willen hierhergefahren. Aber da gerade das Schiff am Sinken ist, möchte ich mir das Ganze aus der ersten Reihe anschauen. Wenn ihr mich entschuldigt, Ladies.«, entgegnete er und schaute mich noch ein letztes Mal an, bevor er ins Haus trat.

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