Das Highlight meiner schlecht gestarteten Woche war eindeutig der Besuch aus Monaco und das Feiern mit meinen Freundinnen. Ich merkte deutlich den Unterschied und war tatsächlich auf mich selbst sauer, dass ich meine Freunde ausgeschlossen hatte und mich ihnen gegenüber wie eine Bitch benahm. Erst als ich alle zusammen sah und ein bis zwei Drinks mit ihnen trank, wurde mir erst bewusst, wie sehr sie mir in den letzten zwei Wochen gefehlt hatten. Auch wenn ein paar meiner Freundinnen nun nicht hier sein konnten, fand ich die Anwesenheit der anderen Mädels schon genug und versuchte mich selbst dazu zu überreden, all meine Hemmungen abzulegen und eine neue Genevieve zu sein.Eine, die in Monaco anscheinend all ihre Hemmungen ablegen konnte und in ihrem Freundeskreis den Titel als »It-Girl« bekommen hatte. Eine, die nicht fünfmal überlegen sollte.
Und in dieser Nacht wollte ich damit beginnen. Die paar Drinks mit meinen Freundinnen war die erste Etappe, um hinterher ziemlich ausgelassen zur Musik tanzen zu können. In der ersten Hälfte des Abens mit meinen Freundinnen bis ich sie dann irgendwann aus den Augen verlor und plötzlich mit irgendwelchen Typen tanzten, die wohl zu tief ins Glas geguckt hatten und keine Hemmungen mehr hatten ein paar Frauen von hinten anzutanzen. Doch als es dann für mich persönlich zu viel war, setzte ich mich auf den Barhocker und wartete nur darauf, dass der Barkeeper mich entdeckte.
»Hat das britische It-Girl schon die Nase voll?« Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah Freya an der Bar stehen. In ihren Händen hielt sie ihr Drink fest, während sich auf ihren Lippen ein Grinsen bildete. »Der Club ist nicht schlecht, aber kann kaum mit La Rascasse mithalten.«, sprach sie über die laute Musik hinweg und stubste mich an. »Du hast es dort geliebt und ich bin mir sicher, wenn du wieder zurückkommst, wirst du es wieder lieben.«
»Bestimmt.«, stimmte ich ihr zu und lächelte sie an. Bevor ich meine Hand heben und den Barkeeper auf mich aufmerksam machen konnte, nahm Freya sie auch schon runter. Sofort legte sich ein verwirrter Blick auf meinem Gesicht, bevor sie meine Hand nahm und mich praktisch von der Bar zerrte. Erst als wir dort standen, wo sich nur wenige aufhielten, ließ sie mich wieder los.
»Du erinnerst dich zwar nicht daran, aber du hast es geliebt.«, grinste sie mich breit an, holte aus ihrer Clutch eine kleine Blechdose in Herzform heraus und öffnete den Deckel. »Es sind keine Drogen, bevor du das denkst!«, kam sie mir zuvor und erkannte anhand meines Gesichtsausdrucks, dass ich jetzt schon leicht abgeneigt davon war. »In Monaco hat es wirklich jeder genommen, um durchfeiern zu können. Die Wirkung ist nicht stark und hält nur ein bis zwei Stunden. Bis jetzt wurde noch nicht bewiesen, dass sie schädlich ist.«, erzählte sie mir und demonstrierte mir, wie sie die Pille in den Mund nahm, einen Schluck von ihrem Drink nahm und sie herunterschluckte. »Célestin hat sie auch genommen und schau' wie sie sich gerade amüsiert!«, dabei zeigte sie mit ihrem Finger auf Célestin, die aus der Menge total herausstach und eng mit irgendeinem Kerl tanzt. »Es wird nichts passieren, Genne. Sollte erwas passieren, sind wir nicht allein. Deine Freundinnen sind hier.«, versuchte sie mich zu überreden und lächelte zufrieden, als ich mich nach langer Überlegung darauf einließ und höchstwahrscheinlich meine Dummheit siegen ließ.
So wie sie es mir anwies, öffnete ich meinen Mund und streckte meine Zunge heraus. Die Pille legte sie mir auf die Zunge und reichte mir anschließend ihren Drink, aus dem ich ebenfalls einen Schluck und somit die Pille nahm. Sekunden später schnitt ich eine Grimasse und drückte ihr den Drink wieder in die Hand. »Scheiße, Freya!«, konnte ich mir das Husten nicht verkneifen. »Da drin ist mehr Vodka als Sprite!«
»Ich liebs.«, lachte sie und schleppte mich wieder zurück.
Ich wusste nicht wirklich, was genau ich zu mir genommen hatte und ob es bleibende Schäden hinterließ. Das Einzige, was ich zurzeit zu Hundert Prozent wusste war, dass meine Stimmung sich mit jeder Minute veränderte. Ich fühlte mich wacher und gleichzeitig entspannt – Überwiegend hielt ich mich auf der Tanzfläche auf und schien wirklich mit jedem sprechen zu können, der mir gerade begegnete. Obwohl ich ungewollte Berührungen von mir unbekannten Menschen nicht ausstehen konnte und ich innerlich mit mir kämpfen musste, um niemanden deshalb anzugreifen, hatte ich das Gefühl nicht. Selbst nicht, als der wohlmöglich fünfte Kerl hinter mir tanzte und somit Molly und Sophia zur Seite schubste.
DU LIEST GERADE
FAKIN' IT ▷ m.mount
FanfictionIN WELCHE Genevieve Moretti wieder in ihr altes Londoner Stadtleben zurückkehrt und auf altbekannte Gesichter trifft, die ihr mehr Schmerz als Freude bereitet haben.