»Es ist wirklich sehr lieb von dir, dass du mich extra mit auf deine Arbeit mitnimmst. Ich hab nur keine Ahnung, was das Ganze nun bringen sollte, aber hey! Kostenlose Tickets zu irgendwelchen Fußballspielen sollte man nie abschlagen.«, lachte ich leicht und lief neben dem blondhaarigen Kerl her, der sich auch ,,der Freund einer meiner besten Freundinnen" nannte. So sehr ich mich auch an ihn erinnern wollte, war mein Kopf einfach leer. Keine einzige Erinnerung oder ein Bruchteil, der mich wissen ließ, wie ich ihn überhaupt kennengelernt hatte oder ihn mit Grace je verkuppelt zu haben. Nichtsdestotrotz war ich erstaunlich stolz auf mich und fand sogar, dass ich einen recht guten Job geleistet hatte.Er und Grace passten wie die Faust aufs Auge.
»Das ist die Einstellung, die ich hier sehen möchte.«, antwortete er darauf und schmunzelte dabei. »Du erinnerst dich zwar nicht mehr daran, aber wir beide waren als Praktikanten damals echt unschlagbar! Den Instagram Account haben wir am Leben gehalten und sonst haben wir auch immer sehr gut miteinander funktioniert.«, erzählte er mir und führte mich in den Raum, in dem die Pressekonferenz vor dem Spiel stattfinden sollte. »Bis du dann einfach nach Monaco gezogen bist.«
»Der letzte Satz hat sich echt nach einem Vorwurf angehört.«, hörte ich den vorwurfsvollen Ton in seiner Stimme heraus.
»Wahrscheinlich, weil es ein Vorwurf an dich war. Ich bin dir noch immer böse, dass du ohne ein Wort einfach verschwunden bist und ich von dem alten Humphey, der mich übrigens des Rufmordes bezichtigt hat und mich unbedingt hinter Gitter sehen wollte, dass du dich gegen die angebotene Stelle entschieden hast und viel lieber nach Monaco ziehen wolltest. Dann gab es ein paar abwertende Kommentare wie, „warum noch arbeiten gehen, wenn man sich auf dem Reichtum des erfolgreichen Bruder ausruhen kann" und ,,Steuern zahlen ist auch richtig unnötig" von ihm.«
»Und dann wundert er sich, warum ich nicht übernommen werden wollte?«, lachte ich auf und fand allein die Reaktion von diesem Mr. Humphey widerlich. »Gott sei Dank bin ich ausgewandert.«, kommentierte ich und war stolz auf mich, keinem Unternehmen zum Opfer gefallen zu sein, der so über ehemalige Praktikanten sprach.
»So ein Leben in Monaco hätte ich auch gerne gehabt.«, merkte er an und stupste mich an. »Es wundert mich nur, dass du in der Zeit keine Fürstin geworden bist. Fürstin Genevieve von Monaco hört sich echt adelig an.«, betonte er meinen Namen und wackelte mit seinen Augenbrauen, was mich leicht zum Lachen brachte.
»Daran hätte ich mich echt gewöhnen können, aber ne. So wie ich von meinen Freundinnen aus Monaco erfahren habe, hätte mein dortiger Lebensstil niemals in die Königsfamilie gepasst. Ebenso habe ich mich sicherlich nicht an den nächstbesten Adeligen geschmissen, weil ich in einer Situationship war.«
»Situationship? Was soll das sein?«
»Ein Zwischending von einer Beziehung und keiner Beziehung.«, erklärte ich ihm und erkannte, dass ich ihn nur noch mehr verwirrte.
»Das Wort Situationship hab' ich jetzt einmal in mein Vokabular aufgenommen. Aber mit wem warst du denn in einer Situationship und warum wusste ich nichts davon? Ich hab jeden Tag mit dir gearbeitet!«
»Mit Mason.«, antwortete ich ihm und wusste nicht, ob Mason und ich es überhaupt unseren Freunden erzählt hatten. Es war halt ein Zwischending und höchstwahrscheinlich wollten wir es vorerst für uns behalten bis es zu etwas ernstem geworden wär.
»Mädchen, was?«, brach er in Gelächter aus und zog die Blicke anwesender Journalisten auf sich, die sich gerade wohl mehr aif ihre Arbeit konzentrierten. »Du, Mason in einer Situationship?«, harkte er und versuchte sich das Lachen zu verkneifen.
»Schein wohl als hätten wir es keinem erzählt.«, murmelte ich und verdrehte meine Augen, als er sich auf die Unterlippe biss und sich echt beherrschen musste. »Warum lachst du?«
»I-Ich kann es mir nur nicht vorstellen.«, brachte er hervor und atmete tief durch. »Nach dem Ganzen habe ich nicht wirklich daran geglaubt, dass ihr wieder was am Laufen habt.«, erklärte er und klopfte mir auf die Schulter. »Was das Herz wohl nur alles möchte, nicht?«
»Ich hab eine zweite Chance bekommen, warum dann auch nicht Mason?«, entgegnete ich und zuckte mit den Schulter.
Für einen kurzen Moment starrte er mich einfach nur an bis er dann plötzlich prustete und mit dem Kopf nickte: »Wär ich ein Mädchen, Genne, dann wärst du von uns beiden die bessere Person.«, sprach er in Rätseln und zog mich im nächsten Moment auf einen Sitzplatz, als der Beginn der Konferent angekündigt wurde.
Da ich hier praktisch als Sportjournalist von BBC Sports saß, was sicherlich nicht erlaubt war, musste ich mich trotzdem benehmen und aufmerksam schauen. Es war nicht anders als die Pressekonferenzen, die Lando immer hatte, weshalb mich nun nichts Neues erwartete. Der einzige Unterschied zwischen Landos und einer Champions League Pressekonferenz war, dass die britische Presse deutlich mehr dumme und gleichzeitig provokante Fragen stellten. Und da ich allein in den paar Stunden gemerkt hatte, dass Blake hin und woeder einmal sehr provokant sein konnte- mehr nervig als provokant, aber immerhin provokant – war ich auf seine Fragen und Gegenfragen gespannt.
»Schade, dass dein Situationship nicht an der Presskonferenz teilnimmt. Ihn hätte ich gerne gegrillt. Und das mit dem Hintergedanken, dass er mich nicht hochnehmen darf.«
»Nicht vor Kamera, aber privat. Und wenn vor der Kamera, dann in mehreren umstellten Sätzen. So wie Lando hat auch er Training extra für Konferenzen.«, stellte ich mich auf die Seite von Mason und schmunzelte leicht.
»Aber jetzt einmal Realtalk. Wer würde den anderen mehr hochnehmen? Mason oder ich?«
Ohne ihm darauf eine Antwort zu geben, deutete ich ihm an, dass er jetzt seinen Mund halten und sich auf seinen auf seinen Job konzentrieren sollte, der nun mit dem Eintreten der ersten Kandidaten begann. So wie ich es geahnt hatte, nahmen die britischen Journalisten kein Blatt vor dem Mund. Besonders Blake, der seine Fragen umformulierte und sie weniger dumm und provokant klingen ließ. Doch jeder Mensch im PR Bereich hätte einfach zwischen den Zeilen ,,hören" können und herausgehört, dass Blake die Spielweise des FC Chelseas seit Saisonbeginn kritisierte und einen weiteren Sieg in der Champions League – an die ich mich Null erinnern konnte – in Frage stellte. Da ich mir aus verschiedenen Gründen seit Beginn der Saison kein einziges Spiel der Blauen angeschaut hatte, konnte ich Blake weder zu stimmen noch Einspruch einlegen. Aber so wie sich jeder Journalist auf ihre mangelde Erfolgsquote in den letzten Spielen bezog, befand sich der Club wohl tatsächlich in einem Tiefpunkt.
»Hätte nicht gedacht, dass du in deinem Job so gut bist.«, machte ich meinem ehemaligen Kollegen ein Kompliment und war echt erstaunt darüber, wie sauber er seine Arbeit erledigt hatte. »Du siehst nicht wirklich nach einem aus, der jemanden um tausend umformulierten Sätzen zu Grund und Boden kritisieren könnte.«, lachte ich leicht bei seinem beleidigten Gesichtsausdruck und verließ mit ihm den Presseraum.
»Es enttäuscht mich wirklich sehr, dass du meine Fähigkeiten in Frage gestellt hast, Genne. Aber dein Kompliment nehme ich mehr sehr zu Herzen.«, erwiderte er darauf und warf einen kurzen Blick auf die Uhr. »Wenn du mich entschuldigst. Ich müsste da einmal ganz dringend, bevor das Spiel beginnt. In der Zwischenzeit kannst du ja wieder ein paar alte Kontakte knüpfen. Die Blicke von Sabrina Coopers dorthinten sollten praktisch an deinem Hinterkopf brennen.«, machte er mich auf eine brünette Frau aufmerksam, die sich ebenfalls in der Pressezone befand und uns auffällig beobachtete. »Eine sehr nette Seele, wenn du mich fragst. Bis gleich!« und mit diesen Worten ließ er mich allein und gab der braunhaarigen Journalisten genug Raum, um sich mir zu nähern.
Während unserer Unterhaltung, die sie überwiegend führte, entdeckte ich hinter ihr ein bekanntes Gesicht. Sein Blick traf meinen und auf seinen Lippen legte sich ein kleines Lächeln, dass ich automatisch erwiderte. In ihrem Redefluss bemerkte Sabrina gar nicht, dass meine Aufmerksamkeit gar nicht mehr auf ihr lag, sondern auf einen der Chelsea Spieler. Der Blickkontakt hielt nicht sehr lange, da ihn irgendein Teamkollege auch schon weiterzog.
»Ladies.«, kam Blake wieder dazu und legte einen Arm auf meiner Schulter ab. »Wollen wir hoch?«
+
hat einer Ideen, wo man
ein Date haben könnte?
Frag für einen Freund ;)
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FAKIN' IT ▷ m.mount
FanfictionIN WELCHE Genevieve Moretti wieder in ihr altes Londoner Stadtleben zurückkehrt und auf altbekannte Gesichter trifft, die ihr mehr Schmerz als Freude bereitet haben.