»Es ist momentan wirklich kompliziert. Die komplette Situation ist gerade kompliziert und ich habe keine Ahnung, wie ich dir das alles erklären soll.«, überhörte Genne die Unterhaltung zwischen Ben und seinem Freund, die im Nachbarzimmer miteinander telefonierten. Während Genne im Badezimmer stand und ihre feuchten Haare nach einer wohlverdienten Dusche mit einem Handtuch trocknete, belauschte sie ihren Freund unabsichtlich bei seinem Gespräch. Sie dachte sich zuerst nichts dabei bis sie den heutigen Tag noch einmal Reveu passieren ließ - Obwohl sie das Schwimmen im Meer mit ihm, das gemeinsame Bummeln durch die Stadt und das Essen mit der Familie als ausgezeichnet bezeichnete, bemerkte sie durchaus sein zurückhaltendes Verhalten. Bis auf den kurzen Vorfall im Wasser, hielt er sich in ihrer Nähe zurück und schien sie sogar zu meiden.Sie wollte ihn nicht vor allen Familienmitgliedern ausfragen, weshalb sie auf die beste Gelegenheit wartete. Doch seit sie von ihrem Ausflug und dem Essen zurück ins Zimmer kehrten, telefonierte er mit ein paar seiner Freunde und ließ ihr keine Chance ihn mit Fragen zu durchbohren. So blieb ihr gerade keine andere Wahl als auf ihn zu warten.
Auf nackten Sohlen tappste sie zur offenen Tür und lehnte sich an ihr an. Sie beobachtete ihren Fragen, wie er mit dem Rücken zu ihr gedreht an der Glastür zum Balkon stand und einen Moment nichts mehr sagte. Sein Handy hielt er weiterhin an sein Ohr und bemerkte gar nicht, dass Genne ihn beobachtete und belauschte.
»Schau, Dele. Ich hatte echt Bock auf Amerika, aber sie ist mir nun einmal dazwischen gekommen. Vielleicht hätte ich es euch vorher sagen sollen, aber jetzt bin ich schon hier. Und bitte, nenn sie nicht meine Mrs.«, entkam es über seine Lippen und wusste gar nicht, dass seine Worte sie verletzten. Allein seine Worte brachten sie dazu ihren Kopf zu senken und sich wieder ins Badezimmer zu stellen. Die Tür hatte sie zuvor leise ins Schloss fallen lassen und wollte nicht länger mitanhören, was Ben sagen könnte, was sie hinterher verletzte.
Er fand die jetzige Situation zwischen ihnen kompliziert und je länger Genne darüber nachdachte, desto mehr verstand sie seine Aussage - Während ihr Leben für ein paar Monate durch einen blöden Unfall anhielt, lief sein Leben ohne sie weiter. Er stand nicht jede Minute um ihrem Bett herum und wartete nur darauf, dass sie endlich aus ihrem Koma erwachte. Natürlich musste es für ihn nun etwas kompliziert sein und das verstand Genne voll und Ganz.
»Ich sollte ihm vielleicht mehr Zeitraum geben.«, dachte sie darüber nach und neigte ihren Kopf leicht zur Seite, während sie in den Spiegel blickte. Ihm nun ein bisschen mehr Zeitraum zu geben war momentan das logischste, was sie machen konnte. Dennoch fiel es ihr schon schwer, daran überhaupt zu denken. Sie und Ben waren für eine lange Zeit getrennt voneinander und ihm hinterher noch seinen Freiraum zu geben?
Das stand für sie nicht mehr zur Debatte.
Seufzend warf sie das nun feuchte Handtuch in den Wäschekorb und warf einen letzten Blick in den Spiegel. Statt in ihrem altbekannten Pyjama zu sein, hatte sie sich zuvor aus Ben's Koffer bedient und stand nun in einem seiner vielen Shirts im Bad. Ihre feuchten Haare fielen ihr offen über ihre Schultern und im Ganzen entsprach sie nicht wirklich ihrem Alter - Eher sah sie aus, als besuchte sie nach dem Sommer das College.
Leise kehrte sie ins Zimmer zurück und bekam die Aufmerksamkeit von ihrem Freund, der sich schnell bei seinem Gesprächspartner verabschiedete und auflegte.
»Hi.«, lächelte er sie schwach an und warf sein Handy auf das große Doppelbett.
»Hi.«, erwiderte sie und überlegte, ob sie ihn konfrontieren sollte. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe, dachte darüber nach und entschied sich für das Gegenteil. Wenn er sie bei seinen Freunden nicht als seine missus anerkannte, musste sie sich die Anerkennung verdienen. »Mit wem hast du dir ganze Zeit telefoniert?«, fragte sie und verriet ihm nicht, dass sie das Gespräch zum Teil mitbekommen hatte.
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FAKIN' IT ▷ m.mount
FanficIN WELCHE Genevieve Moretti wieder in ihr altes Londoner Stadtleben zurückkehrt und auf altbekannte Gesichter trifft, die ihr mehr Schmerz als Freude bereitet haben.