7.1 Türchen - Sieben, die Zahl der Geschichten

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TW: Tod, Verletzungen, psychische Belastung

Es war der 20. Dezember, kurz vor Sieben uhr abends. Ich war damals 16. Holly, meine beste Freundin, und ich waren unterwegs zu einer Weihnachtsfeier. Wir fuhren entspannt über die Landstraße, und sangen zu Last Christmas laut mit. "Glaubst du Luis wird kommen?" fragte Holly, als das Lied zu ende war. Sie war völlig besessen von ihm. Er war der klassische Badboy. Schwarze strähnige Haare, Tattoos die er mit Sicherheit ohne die Erlaubnis seiner Eltern hat stechen lassen und er trug häufig Ringe und Ketten. Doch bezweifelte ich das er zu einer Weihnachtsfeier kommen würde. "Holls, du merkst schon das der Typ nichts für dich ist oder?" Doch Holly schlug mich nur sanft mit der Faust gegen die Schulter. "Ach komm, sei ruhig." sagte sie lachend. Wir fuhren weiter am Feld entlang. Irgendwo, in ein paar hundert Metern ging ein Feldweg rein zu einem der Bauernhöfe die hier lagen. "Ich bin mir dafür sicher das Mrs. Nelson kommt." Mrs. Nelson war eine alte Frau ,die laut Aussage der Bewohner schon immer gelebt hat. Sie war gutmütig, vergesslich und backte die besten Kekse die die Welt je gesehen hatte. "Natürlich wird sie kommen. Ich wette mit dir das sie diese Weihnachtsfeiertradition mit gegründet hat. Wobei ich mich echt wundere-" WUUMS!!! Ich konnte gerade noch sehen wie vom Feldweg ein blauer Pick-up in uns reinrammte. Dann wurde es schwarz.

Als ich wieder aufwachte, hörte ich ein hohes Fiepen. Mein Kopf schwirrte und ich war völlig desorientiert. Ich sah mich um und versuchte zu erkennen was passiert war. Das Auto lag im Graben und stand schief. Als ich zur Seite sah, sah ich Holly. Ihr Gesicht war Blut überströmt und ihre Augen flackerten. "Scheiße!" Fluchte ich. Mit zitternden Fingern löste ich meinen Gurt und beugte mich zu ihr. Ich drehte ihren Kopf, sodass sie mich ansah. "Holly, Holly!" Ihre Augen fanden die meinen. "Gehts dir gut? Kannst du sprechen?" Fragte ich schnell hintereinander weg. Doch Holly antwortete nicht. "Kannst du mich hören?" Wieder keine Antwort. Ihr Gesicht war zerschnitten, von der Windschutzscheibe. Ihre Nase sah aus als wäre sie mehrfach gebrochen, eines der Augen war geschwollen und rot angelaufen und ihr Hals  war in rotes Blut getränkt. Ich sah eine Wunde an ihrem Kopf, aus der viel Blut pulsierend austrat. Ich hielt meine Hand dagegen und gab mir Mühe die Blutung zu stoppen. Holly versuchte ihre Hand anzuheben, schaffte es aber nicht. Sie deutete mit dem Kopf auf meine Schulter. Sie schien nicht sprechen zu können. Ich warf einen kurzen Blick über meine Schulter. Ich sah blos ein Stück Glas was wohl in meinem Rücken steckte. Ich spürte es nicht mal also drehte ich mich wieder zu Holly. "Ist egal, wir müssen dafür Sorgen das du aufhörst zu Bluten." Das Blut aus der Wunde lief mir den Arm hinab. Plötzlich zog ein Ruck durch das Auto. Mich drückte es in den Sitzt, und diesesmal spürte ich das Glas. Es musste ein riesiger Splitter gewesen sein, den mein Rücken schmerzte in ganzer Länge. Erneut gab es einen Ruck. Irgendwas war im hinteren Teil explodiert. Die Windschutzscheibe zerschlug es nun endgültig. Ein riesiger Splitter flog direkt auf Hollys Bauch zu. Ich schaffte es nicht ihn wegzuschlagen. Der Splitter steckte tief in Hollys Magengrube. "Fuck!" schrie ich. Hollys Augen sahen mich an. Eine Träne lief aus ihren Auge. Schmerz spiegelte sich in ihnen wieder. "Holly?" fragte ich unsicher. Dann verdrehten sich ihre Augen plötzlich. "Hey, hey, hey bleib bei mir Holly! Bleib mir!" rief ich. Doch dann sackte ihr Kopf weg. Ihr Körper erschlaffte und ihre Augen wurden glasig. "Nein! NEIN!" schrie ich. Aus dem Hintergrund waren Sirenen zu hören, doch ich kümmerte mich nicht darum. "Holly!" schrie ich immer lauter. "Holly!" Meine Stimme brach und wurde trotzdem lauter und hysterischer. Dann sackte plötzlich alles unter mir weg. Der Boden verschwand, mit Blickfeld wurde schwarz, und sämtliche Geräusche waren fort.

Ich hörte ein sich wiederholendes Piepen. Mein Kopf dröhnte, als hätte ihn jemand eingeschlagen. Dann blinzelte ich. Das erste was ich sah waren meine Eltern die gegenüber von mir in Stühlen saßen und schliefen. Dann erkannte ich wo ich war. Ich lag in einem Bett mit weißem Bezug und trug ein Nachthemd mit Blümchenmuster. Als ich zu meiner rechten sah, erkannte ich ein EKG, welches den Peipton von sich gab. Neben mir war ein Nachtschrank auf dem ein Wecker stand. Der 24.12? Aber eben war es doch noch der 20.? Was war hier los? Und dann kam alles wieder. Die Straße... Last Christmas... Das Auto und dann der Schmerz. Aber wo war Holly? Warum war sie nicht in meinem Zimmer? Oder hatte sie ein eigenes? Die Tür öffnete sich und ein Arzt kam herein. Als er sah das ich wach war, ging er sofort wieder heraus. Ungefähr 10 Sekunden später kam er mit einem anderen Arzt zurück. Dieser kam zu mir. "Hey, Noel. Können sie mich hören?" fragte er. Ich war verwirrt, was war hier los? Ich nickte. Dann leuchtete er mir plötzlich mit einer Taschenlampe ins Gesicht. Ich zog den Kopf weg und blinzelte. "Noel, Schätzchen, geht es dir gut?" Hörte ich dann die Stimme meiner Mum. Doch ich wollte gar nichts davon wissen. "Wo ist Holly?" fragte ich. Die beiden Ärzte sahen mich stumm an und auch meine Mum war plötzlich still. "Wo ist Holly?" fragte ich erneut. "Sie, ähm..." begann der Arzt mit der Taschenlampe. "Geht es ihr gut? Ist sie wach? Kann ich zu ihr?" Drei Fragen die in einem ziemlichen Tempo geschossen kamen. "Noel. Es tut mir leid Ihnen das sagen zu müssen, aber..." "Aber was?" Was zur Hölle meinte er? "Sie hat es nicht geschafft." Ich spürte einen Stich, mitten in der Brust. Meine Augen wurden feucht. "Nein." sagte  ich stumpf. "Noel, Sie..." "Nein!" unterbrach ich ihn. Der Arzt sah mich ernst aber dennoch bemitleidend an. "Holly ist tot." Der Stich wurde zu einem Feuer. Es fraß mich von innen auf. Es schmerzte überall, und doch brachte ich keinen Ton heraus.

Nach dem wurde mein Leben immer eintöniger. Ich verließ meinen Freund, zu meinen anderen Freunden kappte ich den Kontakt. Ich besuchte die Schule nur noch selten und auch als wir umzogen, nach Ohio, wurde es nicht besser. Ich lernte irgendwann mal einen Typen kennen, doch der nutzte mich aus, betrog mich und ließ mich wieder zurück in mein Loch fallen. Und dann, 3 Jahre später, traf ich wieder jemanden. Und das Gefühl war ein ganz anderes. Ihr Name war Natasha. Natasha Romanoff. 

Die letzten 4 Sätze erzählte ich Natasha natürlich nicht.

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All I want for Chrismas is herWo Geschichten leben. Entdecke jetzt