Natasha parkte einige Meter vor dem Haus ein. Es war bereits später Abends und entsprechend schon stockfinster. Ihre Hände klammerten sich ans Lenkrad, als würde sie es vor dem ertrinken bewahren. Doch dann machte sie die Tür auf und trat aus dem Auto in die Kälte. Schnellen Schrittes lief sie zu dem Haus der Williams. Der Vorgarten leuchtete alleine schon wie eine ganze Stadt. Ein LED-Rentier, ein Baum der völlig eingewickelt war in Lichterketten und noch so viel mehr. Doch das alles blendete Natasha aus. Sie versuchte ihren Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen und ihren Atem halbwegs flach zu halten.
Sie sah auf das Namensschild. Familie Williams. Mit zittriger Hand drückte sie das Klingelschild. Sie hörte sie Schritte im Flur, und kurz darauf öffnete sich die Tür. Ein Mann mit kurzen angegrauten Haaren und Brille stand in die Tür. "Hi, kann ich Ihnen helfen?" fragte er. Natasha nickte zaghaft. "Ja, ich... ich würde gerne zu Noel, ist sie da?" Der Mann schüttelte den Kopf. "Nein, sie ist vor ein paar Minuten raus gegangen." Natasha war verwirrt. Wo würde sie denn jetzt noch hinwollen? "Oh, okay. Tut mir leid für die Störung." Sagte sie und wollte eben gehen. "Warten Sie, sind Sie die Freundin von der Noel sprach?" Natasha drehte sich wieder zu ihm um. "Das kommt darauf an was sie Ihnen erzählt hat?" "Das Sie sich kennengelernt haben und etwas mehr als Freunde sind. So in etwa..." Natasha nickte. "Dann ja, das bin vermutlich ich." Der Mann hielt ihr die Tür offen. Kommen Sie doch rein. Wir können gemeinsam auf sie warten." Natasha haderte mit sich selbst. Es fühlte sich seltsam an. Sie wusste ja nicht einmal was Noel ihren Eltern überhaupt erzählt hatte. "Gerne." Entschied sie sich dann jedoch, und folgte Noels Vater ins Haus.
Sofort schlug ihr die Wärme ins Gesicht, die Natasha sehr entgegen kam. "Die Jacke können Sie einfach da an den Haken hängen." Natasha befolgte seine Anweisung und hängte die Jacke auf. Dann folgte sie Norman ins Wohnzimmer. "Schatz, wir haben Besuch." Sagte er zu der Frau die dort saß. Die stand natürlich sofort auf und kam zu Natasha. "Hi, ich bin Kathrin. Und Sie sind?" Natasha nahm ihre Hand und setzte ein Lächeln auf. "Natasha, ich glaube Noel hatte von mir erzählt." Kathrins Augen wurden groß. "Sind Sie die Freundin?" "Katy!" Fuhr Norman dazwischen. "Alles gut, ja das bin ich... oder war es zumindest." Kathrin sah sie mitleidig an. "Setzten wir uns doch ins Wohnzimmer. Wollen sie etwas trinken oder essen? Wir haben bestimmt noch Tee und Kekse." Schlug sie vor. Kathrin war wohl etwas über eilig. Doch Natasha lehnte ab. "Danke, nein. Das ist sehr lieb von ihnen." Kathrin nickte und ging dann ins Wohnzimmer.
Norman folgte ihr und deutete auf einen Sessel. Natasha nahm Platz und rieb sich ihre Knöchel. Sie tat dies selten, eigentlich nur wenn sie nervös war. Und im Moment war sie sehr nervös. "Noel hatte gemeint das sie Sie sehr vermisst." Begann Norman das Gespräch. Natasha sah ihn erstaunt an. "Hat sie das wirklich gesagt?" Norman nickte. "Aber sie macht sich auch schreckliche Sorgen um sie. Wegen ihres Drogenproblems." Natasha schaltete schnell. Das musste Noel den beiden erzählt haben statt ihrer Todes-Rechnung. Die Russin war froh darüber das sie den beiden nicht die Wahrheit erzählt hatte. "Ich bin schon seit einer Weile clean. Und um ehrlich zu sein, seit ich Ihre Tochter kennengelernt habe, hab ich nicht mal daran gedacht." Kathrin lächelte. "Von dem was wir gehört haben, sind Sie eine sehr sympathische Person." Natasha errötete leicht. Sie mochte die beiden. Doch waren sie nicht der Grund weshalb sie hier war.
"Wissen Sie wann Noel wiederkommt?" Norman und Kathrin schüttelten synchron mit dem Kopf. "Nein, sie meinte bloß das sie etwas frische Luft holen wollte. Aber ehrlicherweise bin ich mir da nicht sicher." Antwortete Kathrin. "Was meinen Sie?" fragte Natasha. Kathrin sah etwas unsicher zu Norman. "Ich fand das sie etwas abwesend und traurig gewirkt hatte." Natasha nickte verständlich. "Gibt es Orte an welche sie öfter kommt wenn es ihr nicht so gut geht?" fragte Natasha. Norman schüttelte mit dem Kopf. "Normalerweise kam sie dann immer zu uns, wenn was war." In dem Moment kam Kathrin auf eine Idee. "Doch manchmal geht sie spazieren. Einfach durch die Gegend schlendern. Es gab Tage da war sie Stunden unterwegs. Kam einmal völlig unterkühlt zurück." Natasha sah besorgt zu ihr. Wenn sie jetzt alleine draußen rumlaufen würde... sie würde erfrieren. Und wenn sie zurück kommen und Natashas Auto sehen würde, da Wahrscheinlichkeit das sie wieder geht war höher als das sie reinkommen würde.
"Ich werde sie suchen gehen." Beschloss Nat. "Wenn sie jetzt draußen rumirrt, wird sie sich den Tod holen." Norman sah überrascht zu ihr. "Bist du sicher?" Natasha nickte. "Auf jeden Fall. Ich muss so oder so mit ihr reden." Die beiden nickten. Die Russin stand auf und ging zur Tür. "Warten Sie kurz." Sagte Kathrin. Natasha blieb stehen und sah zu ihr. "Sagen Sie ja das richtige zu ihr. Sie sind ein guter Mensch und es wäre schön das Noel jemanden wie sie hat." Natasha nickte lächelnd und trat aus der Tür.
Es war furchtbar kalt, doch das musste sie jetzt wegstecken. Sie beschloss zu Fus zu gehen, mit dem Auto würde sie Noel wohlmöglich noch überfahren. Zügig schritt sie voran. Kaum 5 Minuten später begann es zu schneien. Der Boden bedeckte sich nach und nach mit Schnee. Natasha lief die Straße entlang und sah sich um. Doch Noel konnte sie nirgendwo entdecken.
Nach einer Stunde war ihr kalt, und sie zitterte. Doch Natasha lief trotzdem eine Landstraße entlang. Vielleicht war sie aber auch schon wieder zuhause? Sie hätte Norman und Kathrin für diesen Fall ihre Nummer da lassen sollen. Sie hatte mehrere Nachrichten an Noel geschrieben, doch keine davon wurden beantwortet.
Aus der Ferne hörte Natasha einen Glockenschlag. War es schon so spät? Natasha hatte mittlerweile völlig ihr Zeitgefühl verloren. Ein zweiter Glockenschlag ertönte. Was war das? Natasha sah etwas auf der Straße. Es hätte ein Stein sein können... Ein dritter Glockenschlag ertönte. Natasha ging einen Schritt schneller. Ein vierter Glockenschlag. Das musste nicht unbedingt ein Stein sein. Das könnte auch ein Mensch sein. Ein fünfter Glockenschlag. Natasha ging noch einen Schritt schneller. Ein sechster Glockenschlag. Die Person hatte die selben mausbraune Haare, ebenso wie Noel. Ein siebter Glockenschlag. Trug sie eine Jacke? Ein achter Glockenschlag. "Noel?" rief Natasha. Der neunte Glockenschlag. Natasha begann zu rennen. "Noel!" rief sie zu ihr. Ein zehnter Glockenschlag. Natasha war nur noch ein paar Meter von ihr entfernt, auf der anderen Straßenseite. Ein elfter Glockenschlag. Natasha bleib stehen. "Noel?" fragte Natasha leise.
-------------------------------------
Ein bisschen spät aber noch da. Viel Spaß und bis morgen :)
DU LIEST GERADE
All I want for Chrismas is her
أدب الهواةEs ist Dezember. New Yorks Straßen sind eingehüllt in eine weiße Schneeschicht und im Tower der Avengers ist die Weihnachtsvorbereitung am laufen. Doch Natasha hält sich aus alle dem raus. Wenn es nach ihr ginge würde sie am liebsten auf Mission se...