Kapitel 20

56 1 0
                                    

Doch ich kann etwas tun. Bianca hat meine Beine vergessen und kurzerhand stoße ich ihr mit aller Kraft, die ich aufbringen kann, mein Knie in den Rücken. Das trifft sie vollkommen unerwartet und sie lässt meinen Arm los. Durch den Stoß wird mein Arm nach unten gestoßen, doch gerade noch rechtzeitig reiße ich meine Hand hoch und schlitze mir nur das Kinn bis zur Lippe auf. Ich schmecke Blut, doch das ist jetzt egal. Ich schlage Bianca meinen Ellenbogen ans Kinn und sie versucht mit ihrem Messer mich zu erstechen. Mit dem Messer, an dem noch Apards Blut klebt. Ich weiche dem Messer aus und jetzt bin ich über ihr und drücke sie zu Boden. Mit meinen Füßen drücke ich ihre Arme zu Boden und halte ihr ein kleines aber messerscharfes Messer an die Kehle. Wenn sie das gleiche versucht, wie ich, dann wurde sich die Klinge in ihr Fleisch bohren und sie hätte quasi sich selbst umgebracht. „Tja, Pech gehabt Bianca", sage ich und sie sieht mich an, als würde sie mir den schlimmsten Tod dieser Erde wünschen. Kein Wunder, aber ich will gewinnen, dafür muss sie sterben und sie hat Apard getötet. „Und, wirst du mich jetzt umbringen, so wie du Nero umgebracht hast?", fragt sie und spuckt mir ins Gesicht. Angewidert wische ich mir ihre Spucke aus dem Gesicht und schlage ihr mit voller Wucht gegen das Kinn. „Du hast deine Verbündeten umgebracht", sagt sie mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Ja, das habe ich, aber das hast du auch Bianca, in diesem Punkt sind wir gleich", entgegne ich, betont ruhig. „Ach, willst du damit sagen, du wärst besser, als ich und ich hätte den Tod verdient?", fragt sie grimmig. „Oh nein, das habe ich nicht gesagt, aber ich habe keine unschuldigen Mädchen aus Distrikt 12 langsam und grausam umgebracht, obwohl sie sich nicht mal wehren konnten", sage ich. „Oh ja, aber die Spiele sind ja keine Wohltätigkeitsveranstaltung und jeder will schließlich gewinnen, nicht wahr?", sagt sie und tut unschuldig, aber das ist sie nicht. Sie hat Apard getötet. „Da hast du recht", antworte ich und schlitze ihr die Kehle auf.

Ich stehe auf. Ich zittere und ihre Kanone wird abgefeuert. Bianca ist tot. Ich habe sie getötet. Ich habe es geschafft, ich habe es geschafft. Ich habe die Spiele überlebt. Ich kann wieder nach Hause, zu meinen Eltern, zu Gloss und Cashmere und Claudius Templesmith verkündet: „Meine Damen und Herren, es ist mir eine Freude, Ihnen die Siegerin der sechsundachtzigsten Hungerspiele präsentieren zu dürfen, Saphira Ritchson aus Distrikt 1!"

Ein Hovercraft erscheint am Himmel und eine Leiter wird heruntergefahren. Der elektrische Strom fesselt mich an der Leiter und ich bin froh darüber, meine Kräfte scheinen mich komplett verlassen zu haben und ich bin unendlich froh endlich aus der Arena herauszukommen. Endlich kann ich weg. Ein Diener des Kapitols nimmt mich oben im Hovercraft in Empfang und bringt mich in einen Raum. Er reicht mir etwas zu trinken. Meine dreckigen Hände voller Blut passen nicht zu dem Glas, es ist viel zu sauber, viel zu schön. Ich trinke, langsam und mit vorsichtigen Schlucken. „Wo ist Cashmere?", frage ich plötzlich. Die Frage kommt mir plötzlich und total dringlich, ich dachte immer, sobald ich die Arena verlasse, ist sie da. „Sie ...du siehst sie gleich", meint der Diener ängstlich. Ich verstehe erst nicht wovor er Angst hat, bis ich es begreife, er hat vor mir Angst. 

Als wir auf dem Dach des Trainigscenters landen, doch immer noch ist Cashmere nirgends zu sehen, stattdessen sehe ich Dalia. Ich will zu ihr, sie fragen, wo meine Geschwister sind, doch da kommt jemand und sticht mir von hinten eine Nadel ein. Als ich aufwache, habe ich zuerst Angst, mich zu bewegen. Ich sehe, dass in dem Raum, in dem ich liege nur ein Bett steht. Nur ein Bett, keine Fenster, keine Türen sind zu sehen. Ich bekomme Panik. Wo bin ich? Warum ist Cashmere immer noch nicht bei mir, sie ist doch meine Mentorin? Ich bemerke ein paar Schläuche in meinem rechten Arm, die zur Wand hinter mir führen. Vorsicht Taste ich meinen Arm nach der Wunde ab. Sie ist weg, nichts als glatte Haut. Ich betaste mein Kinn, auch hier ist weder Blut noch die Wunde. Ich fahre durch mein Haar, dass jetzt wieder seidig und glänzend ist. Ein Avoxmädchen kommt durch eine Tür hinter mir und stellt ein Tablett mit Essen neben mir ab. Sie verschwindet wieder und lässt mich mit dem Essen alleine. Ich habe weder Hunger, noch Appetit. Wo ist Cashmere? Ich esse langsam das Essen, es ist nicht viel und trotzdem habe ich Mühe, es bei mir zu behalten. Als ich fertig aufgegessen habe werde ich unruhig, ich will aufstehen und endlich wissen, wo meine Geschwister sind, doch ein breites Band fesselt mich an das Bett. Ich versuche mich aus dem Band zu winden, doch aus einem der Schläuche sickert eine kalte Flüssigkeit in meine Adern und ich verliere wieder das Bewusstsein. 

Nach einigen Tagen, in denen ich nur gegessen und geschlafen habe und immer noch nicht weiß, wann ich endlich Cashmere und Gloss zu Gesicht bekomme, kann ich endlich aus diesem verdammten Bett raus. Ich ziehe mir schnell etwas an. Dann gehe ich langsam, fast vorsichtig aus dem Raum heraus und betrete einen weiträumigen, verlassenen Flur. Auf einmal höre ich eine Stimme, die meinen Namen ruft. „Cashmere!", schreie ich und drehe mich um. Am Ende des Flures in einem großem Raum warten sie alle auf mich: Cashmere, Gloss, Dalia und Celestia. Ich renne los. Es ist mir egal, dass ich gefilmt werde, ich will einfach zu ihnen. Zuerst werfe ich mich Cashmere in die Arme. Sie hält mich so fest sie kann und ich vergrabe mein Gesicht in ihren Haaren. „Du hast es geschafft! Du hast es geschafft, Saphira", flüstert sie. Ich löse mich langsam von ihr und sehe sie an. Sie weint und lacht gleichzeitig. „Tut mir leid", sagt sie. „Dir muss gar nichts leid tun, Cashmere", sage ich und umarme Gloss. „Die vierte Siegerin in der Familie, Respekt", flüstert er. Auch er lächelt, bleibt aber stark. „Oh Saphira", sagt Dalia immer wieder stolz und tätschelt meinen Arm. Dann umarme ich Celestia, sie schweigt einfach, aber das tut mir gut. „Geh jetzt mit Celestia. Sie muss dich fertig machen", sagt Cashmere und wischt sich die Augen. Ich umarme sie nochmal kurz, dann folge ich Celestia. 

When I dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt