Kapitel 18

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Als ich am nächsten Morgen aufwache tut mir zwar mein Rücken weh, aber sonst war die Nacht auf dem Baum recht erholsam. Langsam kletter ich wieder den Baum herunter, als ich aus der Ferne einen spitzen Schrei höre. Er kommt nicht vom Füllhorn, sondern noch tiefer aus dem Wald. Ich schnappe mir ein Brötchen und jogge in Richtung Füllhorn. Zwar scheint, was auch immer noch weit weg zu sein, aber man weiß ja nie. Wahrscheinlich war es Leta, die geschrien hat. Es war definitiv eine Mädchenstimme und Bianca würde nicht so tief im Wald herum laufen. Ich laufe weiter durch den Wald und bin so auf verdächtige Geräusche fokussiert, dass ich nicht aufpasse wo ich hinlaufe. Ein Fehler. Ich übersehe eine Baumwurzel, bleibe mit dem Fuß daran hängen und stürze. Ich spüre einen stechenden Schmerz in meinem Kopf, dann wird alles schwarz.

Als ich wieder zu mir komme, pocht mein Kopf heftig und als ich aufstehe wird mir kurz schwindelig. Ich bin mit dem Kopf voll auf einen Stein gefallen. Vorsicht taste ich meinen Kopf ab. Na super, ich habe eine kleine Platzwunde am Kopf. Wenigstens ist blutet sie nicht mehr und kann mich an alles erinnern. Wie lange war ich bewusstlos? Eine Stunde? Zwei Tage? Ich gehe vorsichtig weiter und diesmal achte ich darauf, wohin ich trete. Ich laufe wieder zum Wasserfall und wasche das getrocknete Blut ab. Dann creme ich sie vorsichtig mit der Salbe ein und fülle meine Wasserflasche wieder auf. Ich sehe nach oben, um zu schauen wie viel Uhr es ist. Die Sonne steht schon recht tief, es müsste etwa fünf Uhr sein. Ich gehe wieder ein Stück Richtung Füllhorn und esse meinen letzten Apfel. Jetzt habe ich nur noch zwei Brötchen. Als die Hymne erklingt sitze ich an einen Baum gelehnt und schaue in den Nachthimmel. Wieder keine Tote. Lange wird das nicht mehr so weiter gehen, sonst wird den Leuten im Kapitol langweilig. Die Spielmacher werden sich bald etwas ausdenken müssen und wahrscheinlich werden sie uns zu einem Festmahl einladen, das mach sie oft gegen Ende der Spiele, um nochmal alle Tribute zusammen zu treiben. 

Am nächsten Morgen weckt mich ein seltsames Geräusch, direkt neben mir. Ich packe instinktiv das Messer, mit dem ich in der Hand immer schlafe, fester und öffne vorsichtig ein Auge. Ein Junge sitzt neben mir und hat nicht gemerkt, dass ich wach geworden bin. Es muss der Junge aus 3 sein und er hat ein Messer in der Hand. Er will mich töten. Blitzschnell richte ich mich auf. Er stößt einen Überraschungslaut aus und ehe er irgendetwas dagegen tun kann, habe ich ihn mein kleines Messer ins Herz gerammt. Ich springe auf, er kippt um und die Kanone ertönt. Ich stehe keuchend da, entsetzt und unfähig, mich zu bewegen. Du kannst nicht gewinnen. Nicht so. Hallen Apards Worte in meinem Kopf nach. Ich drehe mich um und renne. Mein Kopf pocht wieder und ich weiß nicht wohin ich soll. Ich fühle mich beobachtet, umzingelt. Es sind noch drei Tribute, die sterben müssen, aber sie werden die schwersten sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer Apard tötet ist recht gering und wenn nur noch wir beide übrig sind, dann bin ich tot, dass weiß ich.

Irgendwann bleibe ich keuchend stehen und lasse mich auf den Waldboden fallen. Mein Kopf tut weh und ich kann nicht wirklich klar denken. Ich versuche mich auf meinen Atem zu konzentrieren, als ich plötzlich den Klang der Fanfaren höre. Es ist Claudius Templesmith, der uns, wie ich erwartet habe, uns zu einem Festmahl beim Füllhorn einlädt. Ich seufze. Soll ich hingehen? Ich habe nur noch ein Brötchen, das andere habe ich eben gegessen. Doch viel größer, als der Hunger ist der Drang wieder nach Hause zu wollen. Wir sind noch vier, Leta, Bianca, Apard und ich. Wenn ich hingehe und mich irgendwo verstecke, wüsste ich, wer tot ist und wenn es schlecht für mich aussieht kann ich wieder abhauen. Andererseits, wenn ich hierbleibe bin ich in Sicherheit und die anderen können sich gegenseitig umbringen. Aber würden Bianca und Apard ihr Bündnis aufgeben, bevor sie mich gefunden haben? Ich habe keine Ahnung und wünschte Cashmere oder Gloss wären hier und könnten mir helfen. Sie sind beide zum Festmahl bei ihren Spielen gegangen, aber sie waren auch noch im Karrierobündnis. Ich überlege noch ewig und am Abend tut mein Kopf höllisch weh, doch ich habe mich entschieden. Ich werde zum Festmahl gehen.

When I dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt