Kapitel 19

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Im Morgengrauen mache ich mich auf dem Weg zum Füllhorn. Als ich ankomme ist noch alles ruhig und niemand ist zu sehen. Ich suche mir ein gutes Versteck und esse mein letztes Brötchen. Langsam geht die Sonne auf, doch immer noch ist niemand zu sehen. Weder die anderen Tribute, noch das Festmahl erscheint. Es ist still. Zu still. Angestrengt lausche ich auf jedes noch so leises Geräusch. Nichts, nur ab und zu ein leises Rascheln, entweder durch Mäuse oder weil ich mich bewege. Gerade als die Sonne aufgegangen ist wird von unten ein Tisch mit Essen hoch gefahren. Das Essen ist da, nur die Tribute nicht. Dann sehe ich sie, Leta. Sie kommt aus dem Wald gerannt und läuft auf den Tisch zu. Sie schnappt sich etwas von dem Essen auf dem Tisch und rennt wieder Richtung Wald. Kurz überlege ich, ihr hinterher zu jagen, doch da tauchen auch die anderen auf. Apard ist als erster bei Leta. Von meinem Versteck aus beobachte ich, wie sie ihre Axt hebt und Bianca irgendetwas schreit. Leta holt mit ihrer Axt aus, doch Apard ist schneller, als sie. Er packt ihre Hand, mit der Axt und dreht ihr mit einer einzigen schnellen Bewegung den Arm nach hinten. Sogar hier, in meinem Versteck, scheine ich das hässliche Knacken zu hören, mit dem ihr Arm bricht. Leta schreit auf und Apard sticht ihr einen Speer in den Bauch. Sie fällt zu Boden und bleibt reglos liegen, ihr Arm steht in einem seltsamen Winkel von ihrem Körper ab und ihre Kanone wird abgefeuert. 

Drei. Wir sind noch zu dritt und jetzt haben die beiden Karrieros es auf mich abgesehen. Selbst wenn ich jetzt abhauen würde, sie würden mich kriegen. Sie sind zu zweit ich bin alleine. Ich habe keine Chance. Gibt dich nicht auf. Um die Spiele zu gewinnen musst du vor allem in sich selbst vertrauen. Das hat Cashmere am letzten Abend zu mir gesagt, das letzte mal, als wir uns gesehen haben. Es darf ich das letzte mal bleiben. Atme, atme. Du kannst das. Nur noch zwei. Sage ich mir immer wieder und wieder, während ich Apard und Bianca beobachte. Sie gehen zurück zum Füllhorn und Bianca scheint sich über etwas aufzuregen. Klar, sie wollte Leta töten, wegen dem Training. Das Training, es kommt mir so ewig weit weg vor. Alle haben noch gelebt und die Spiele waren gefühlt noch so weit weg. Jetzt sind es nur noch drei von vierundzwanzig Tributen. Jetzt höre ich auch was Bianca und Apard sagen. „Wir hatten eine Abmachung!", meint Apard gerade gereizt. „Ja, ich weiß, aber...", will sie ansetzten doch er unterbricht sie. „Nichts aber, ich habe mich an die Abmachung gehalten jetzt kannst du dich ganz entspannt um 1 kümmern", sagt er ruhig. Eine Abmachung? Etwa wer wen tötet. Wenn das stimmt, dann scheint es, als kann Apard genauso wenig mich umbringen, wie ich ihn, oder Bianca hat einfach darauf bestanden, dass sie mich umbringen will, aber das glaube ich nicht so wirklich, Apard kann nämlich sehr stur sein. „Ja, schon gut", meint Bianca jetzt. Sie sieht sich um. „Die wird schon kommen", meint Apard. „Ja, das wird sie und ich glaube, ich weiß auch wo sie ist", sagt Bianca und lächelt. Apard sieht genauso verwirrt aus, wie ich mich fühle. Bianca kann mich eigentlich gar nicht gesehen haben, oder doch? Aber wenn sie weiß, wo ich bin, warum greift sie mich dann nicht an? Ich halte die Luft an und Bianca greift zu einem großen Messer, an ihrem Gürtel. Ich packe mein Messer ebenfalls, doch Bianca dreht sich nicht zu mir um. Sie dreht sich zu Apard um und sticht ihm das Messer in den Bauch.

Ich schreie auf. Er sinkt zu Boden und die Kanone wird abgefeuert. Er ist tot. Apard ist tot und ich habe Bianca eben verraten, wo ich bin. Genau das war ihr Plan, sie wusste nicht wo ich bin, aber jetzt weiß sie es und ich bin so gut wie tot. Sie wendet sich mir zu und ich stehe auf. Wir stehen uns einen Moment gegenüber, dann stürzt sie sich auf mich. Ich kann ihr gerade noch ausweichen und werfe eins meiner Messer auf sie zu. Es trifft sie seitlich leicht am Arm und Blut spritzt aus der Wunde. Diesmal stürze ich mich auf sie und reiße sie zu Boden. Doch sie drück meinen Arm zu Boden und jetzt ist sie über mir. Bianca dreht meinen Arm mit dem Messer so, dass das Messer jetzt genau auf meinen Hals ausgerichtet ist und drückt meinen anderen Arm mit dem Fuß zu Boden. Sie ist schwerer und stärker, als ich und ich kann mich nicht mehr gegen sie wehren. Langsam, aber bestimmt drückt sie meinen Arm mit dem Messer weiter nach unten. Fast kann ich schon die Messerspitze an meinem Hals spüren. „Das war's dann wohl mit dir, wie schade", sagt sie spöttisch und ein böses Lächeln umspielt ihr Lippen. Sie wird mich umbringen und ich kann nichts mehr dagegen tun. 


When I dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt