Noch nie in meinem Leben bin ich so schnell gerannt. Ich komme mit als erstes beim Füllhorn an und schnappe mir zwei Wurfmesser. Ich drehe mich um und kann gerade so noch einem, durch sie Luft fliegendem Speer ausweichen, der stattdessen den Jungen aus Distrikt 7 trifft. Der Junge stürzt zu Boden und bleibt reglos liegen. Ich laufe weiter und schnappe mir noch mehr Wurfmesser und verstaue sie in meiner Jacke. Gerade will ich weiter laufen, als jemand mit voller Wucht in mich herein rennt und wir beide zu Boden geworfen werden. Ich kann mich gerade noch abrollen, doch der Tribut, der in mich reingelaufen ist, ist vollauf einen spitzen Stein gefallen. Ich richte mich schnell wieder auf und will den Tribut töten, als ich erkenne wer es ist. Es ist das blinde Mädchen aus Distrikt 6. Ich denke nicht lange nach und handle einfach schnell. Ich helfe ihr aufzustehen. Sie sieht verwirrt aus und blutet an der Schläfe, wo sie auf den Stein gestürzt ist. „Lauf so schnell es geht zu dem Wasserfall, okay? Hast du den gehört?", frage ich leise und eindringlich. Sie nickt benommen. „Gut, dann mach, lauf dahin. Los", sage ich und sie rennt in Richtung Wasserfall. Ich hoffe nur keiner der Karrieros hat das gesehen, sonst wäre ich jetzt tot. Ich drehe mich um und sehe, wie das Mädchen aus Distrikt 11 auf mich zu rennt mit einer Axt in der Hand. Scheiße. Ich bin zu erschrocken, um rechtzeitig zu reagieren, doch kurz bevor sie bei mir ankommt stürzt sie zu Boden und rührt sich nicht mehr. In ihrem Nacken steckt ein Schwert und hinter ihr steht Nero. Ich lächle ihn dankbar an und diesmal meine ich es wirklich so. Er nimmt das Schwert und zieht es mit einem ekligen Geräusch aus ihrem Nacken. Ich wende mich zur Seite und schleudere eins meiner Messer in Richtung des Jungen aus Distrikt 9, es trifft ihn genau im Herz und er sinkt zu Boden. Plötzlich höre ich einen Schrei, der so voller Schmerz ist, dass er die anderen Geräusche des Gemetzels übertönt. Für einen Moment scheint es so, als wäre alles eingefroren, die Tribute halten kurz inne und für einen Moment ist es totenstill. Aber nur für einen kurzen Moment und dann geht das Gemetzel weiter und ich stehe mittendrin.
Ich laufe um das Füllhorn drumherum, um zu sehen von wem der Schrei kam. Warum bin verdammt noch mal so neugierig?! Das erste, dass ich sehe ist Bianca, dann sehe ich das Mädchen aus Distrikt 12. Bianca drückt sie brutal zu Boden und das Mädchen hat eine riesige Wunde, sich quer über ihren Bauch zieht. Ihre Klamotten sind von dem ganzen Blut durchtränkt. Wahrscheinlich hat Bianca sie mit ihrer Axt getroffen. Um sie herum hat sich eine Pfütze Blut gebildet. Bianca hebt langsam wieder ihre Axt. Das Mädchen wimmert vor Schmerz. Ich drehe mich um und laufe weg von den beiden. Ich will nicht sehen, wie Bianca sie tötet, will nicht sehen, wie langsam das Leben aus ihrem zierlichen Körper weicht und ihre Augen leer werden. Sie ist mir egal, aber trotzdem habe ich Mitleid mit ihr, sie war immer so ängstlich und Bianca hätte sie wenigstens schnell töten können, aber Bianca ist Bianca und Bianca ist brutal und hat Spaß am töten. Ich bin so in Gedanken versunken und entsetzt, dass ich nicht mitbekomme, wie das Mädchen aus Distrikt 3 auf mich zu rennt. Erst aussieht mich zu Boden wirft und ich hard mit den Kopf auf den Boden aufschlage. Kurz wird mir schwarz vor Augen. Sie ist über mir und hat ein Messer in der Hand, doch sie ist kleiner als ich und nicht so gut genährt. Ich bringe all meine Kraft auf, die ich finden kann und schaffe es ihr meinen einen Ellenbogen zu entreißen und sie damit am Knie zu treffen. Das überrascht sie und jetzt bin ich über ihr und drücke sie zu Boden. Ängstlich sieht sie mich aus ihren großen braunen Augen an. Doch sie hat versucht mich zu töten und man gewinnt die Hungerspiele nicht durch Warmherzigkeit. Kurzerhand schlitze ich ihr die Kehle auf. Blut spritzt und so schnell ich kann mache ich, dass ich von ihrer Leiche wegkomme.
Das Gemetzel am Füllhorn fühlt sich wie eine Ewigkeit an, aber ich habe es irgendwie geschafft mich größtenteils rauszuhalten und so stehen nur der Junge aus 9 und das Mädchen aus 3 auf der Liste, derer, die ich getötet habe. Während wir nach dem Gemetzel rum gehen, unsere Waffen einsammeln und zählen, wie viele Tribute gestorben sind, was wir eigentlich auch schon gemacht haben, als die Kanonen abgefeuert wurden, prahlt Bianca damit, dass sie insgesamt drei Tribute getötet hat. Nero hat ebenfalls drei getötet und Apard und Talon jeweils einen. Insgesamt sind zehn Tribute am Füllhorn gestorben. Vierzehn leben noch. Meira hat sich komplett aus der Schlacht rausgehalten und stattdessen die besten Waffen und Überlebenshilfen rausgesucht, die sie jetzt vor uns auftürmt. Wir entscheiden uns nur soviel mit zunehmen, dass wir noch gut kämpfen können und so nimmt jeder ein paar Waffen, etwas zu Essen und eine Trinkflasche. Ich habe Glück, dass Wurfmesser so klein sind und ich so viele von ihnen mitnehmen kann. „Was machen wir mit den anderen Sachen?", fragt Meira. „Wir lassen sie hier während wir die anderen Tribute jagen. Es wird sich sowieso niemand hier her trauen", meint Nero. Wir sind einverstanden und entscheiden uns, als erstes im Wald nach anderen Tributen zu suchen. Bianca geht vor und Apard hat darauf bestanden ganz nach hinten zu gehen. Ich und Nero gehen etwa zehn Meter hinter Bianca her und unterhalten uns leise. Ich muss darauf achten, dass er mir blind vertrauen würde und mich immer beschützt. So habe ich die besten Chancen, solange ich es später hinbekomme, ihn zu töten.
DU LIEST GERADE
When I die
FanfictionSaphira Ritchson, die kleine Schwester von Gloss und Cashmere, wurde für die 68. Hungerspiele ausgewählt. Erst ist sie recht erfreut, doch dann wird ihr ehemaliger bester Freund als männlicher Tribut für Distrikt 1 ausgewählt. Und Saphira ist sich...