Kapitel 4

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Wir wechseln das Abteil, um uns die Zusammenfassung der Ernten in ganz Panem anzusehen. Als erstes kommt natürlich unsere eigene. Ich muss erfreut feststellen, dass ich mich tatsächlich gut gehalten habe. Ich lächle eigentlich die ganze Zeit, nur als Apard aufgerufen wir bröckelt meine Fassade ganz kurz, ob er es bemerkt hat? Nacheinander sehen wir uns dann die anderen Ernten an, hören die Namen der anderen Tribute und betrachten die Gesichter unsere Konkurrenten. Viele ziehen einfach an mir vorbei nur die beiden Tribute aus Distrikt 2, ein großer, kräftiger Junge und ein großes Mädchen mit rotbraunen Haaren, beide haben sich freiwillig gemeldet, sehr wahrscheinlich werden wir uns mit ihnen in den Spielen verbünden, genau wie mit den beiden Tributen aus Distrikt 4, ein großer, dunkelhaariger Junge, er hat sich ebenfalls freiwillig gemeldet und ein zierliches Mädchen mit karamellfarbenen Lockenhaar, ein Mädchen aus Distrikt 6, die anscheinend Blind ist, denn sie wird von einem Mann, wahrscheinlich ihr Vater, hoch zur Bühne geführt, ein Junge aus Distrikt 10, er ist erst zwölf und ein Mädchen aus Distrikt 12 mit langen schwarzen Haaren die auf dem Weg zur Bühne fast ohnmächtig wird, bleiben mir in Erinnerung. „Ich denke ihr werde euch, wie immer mit den Tributen aus 2 und 4 verbünden oder?", fragt Cashmere. „Ja, das wäre gut, die sehen recht brauchbar aus", meint Gloss. „Finde ich auch", sage ich. Verbündete sind am Anfang immer recht nützlich. Auch Apard stimmt zu. „Gut, die anderen Tribute sehen nicht wirklich nach Problemen aus", sagt Gloss, „aber unterschätzt trotzdem niemanden." Wir nicken beide. „Am besten geht ihr jetzt ins Bett, morgen wird ein anstrengender Tag", meint Dalia. „Ja, sie hat recht, alles weitere besprechen wir morgen", sagt Cashmere. Ich nicke, murmel einen Gute Nacht Gruß und will in mein Abteil verschwinden, doch Apard hält mich am Arm fest. Zum ersten Mal seid Jahren sehe ich ihm wieder in die Augen. Ich habe fast vergessen, wie tief grün sie wirklich sind. „Was ist?", frage ich ihn verwundert. „Mann Saphira, wir wurden zusammen für die Hungerspiele ausgewählt und du fragst mich, was los ist", fragt er aufgebracht. „Ja!", antworte ich trotzig. „Wir werde versuchen uns gegenseitig umzubringen, also versuche bloß nicht irgendwie wieder Kontakt mit mir aufzubauen", sagt er leise, aber bestimmt. Er hält mich immer noch fest. Ich reiße mich los. „Das hatte ich garantiert nicht vor!", fauche ich ihn an. Dann knalle ich ihm die Abteiltür vor der Nase zu. „Umso besser", höre ich ihn trotzdem noch sagen. Ich werfe mich wütend aufs Bett. Ich weiß nicht mal, was mich so wütend macht, aber ich bin es einfach und das macht mich noch wütender. Ich weiß schon, warum ich in Distrikt 1 nie Freunde hatte, weil sie mir, als ich älter wurde einfach zu nervig wurden. Ich liege einfach in meinem Bett und starre wütend an die Decke des Zugabteils. Ich habe keine Lust meine Klamotten auszuziehen und so schlafe ich irgendwann einfach mit ihnen ein. 

Ein Klopfen weckt mich und ich höre Dalia fröhlich rufen: „Zeit auf zu stehen! Es wir ein großer Tag heute!" Ich wechsle meine Klamotten und suche mir schnell ein blaues T-Shirt und eine schwarze Hose aus und ziehe mich an. Was meine Eltern und Ruby wohl jetzt machen? Ich muss wieder an Rubys Worte denken, du warst immer wie eine kleine Schwester für mich, du musst das schaffen, ich wusste garnicht, dass ich ihr doch so viel bedeute. Bis zum Kapitol ist es jetzt nur noch ein kleines Stück. Als ich den Speisesaal betrete, sind alle anderen schon da. Apard sitzt einfach da und ist sein Brötchen, er schaut nicht auf, als ich rein komme. Das ist mir sowieso lieber so. „Guten Morgen", flötet Dalia, „setzt dich und iss etwas wir sind gleich da!" Ich setzte mich und nehme mir ein Brötchen und etwas Rührei. Cashmere, die wieder mir gegenüber sitzt, ist schon hellwach und wirkt ziemlich aufgeregt auch, wenn sie es gut verbergen kann, ich merke es trotzdem. Gloss dagegen sieht total müde aus, er ist eher ein Langschläfer. „Kaffee?", fragt Cashmere ihn amüsiert, als er fast wieder einnickt. „Ja, bitte", sagt er schlaftrunken. Ich esse mein Brötchen und das Rührei auf und nehme mir dann noch Bratkartoffeln. „Wenn wir im Kapitol angekommen sind, werden Gloss und ich erstmal mit Enobaria, Lyme, Finnick und Ron reden. Dann ist die Eröffnungsfeier und dann können wir alles weitere besprechen", erklärt Cashmere uns. Enobaria und Lyme sind wohl die Mentoren aus Distrikt 2 und Finnick und Ron wohl aus Distrikt 4. „Klingt gut", sage ich.

When I dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt