Kapitel 16

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Ein Schrei weckt mich und ich fahre blitzschnell aus meinem unruhigen Schlaf hoch. Ich lausche auf weitere Geräusche. Nichts. Dann ein seltsames knirschen und poltern in meiner Nähe. Ich schnappe mir meine Sachen und laufe aus der Deckung, die die Ruine mir geboten habe und atme gefühlt Tonnen von Staub ein. Ich bekomme einen Hustenanfall und brauche einen Moment, um zu verstehen, was gerade passiert. Dann renne ich los Richtung Wald. Wieder poltert es und ich laufe noch schneller. Die Ruinen stürzen ein und begraben alles, was nicht schnell genug wegkommt unter sich. Ich habe es gerade noch rechtzeitig bemerkt, dank meiner guten Ohren, sonst wäre ich bei lebendigen Leib begraben worden. Eine Kanone donnert. Wer das wohl war? Wahrscheinlich der, der geschrien hat. Ich bin schon länger im Wald, als ich abrupt stehen bleibe. Der Wald. Gestern. Bianca und Apard. Sie sind hier und ich laufe ihnen direkt in die Arme, genauso wie es die Spielmacher wollen. Fieberhaft denke ich nach. Wo könnten die beiden sein? Vielleicht beim Füllhorn um neues Essen zu holen oder wollten sie erst mich töten. Zum Wasserfall. Der Wasserfall könnte am sichersten für  mich sein. 

Ich jogge zum Wasserfall, achte auf jedes noch so kleine Geräusch und versuche meinen wieder stark schmerzenden Arm zu ignorieren. Als ich beim Wasserfall ankomme mache ich eine kurze Pause und spritze mir Wasser ins Gesicht. Ich setzte mich hin, habe mein Messer aber jederzeit griff parat, öffne den Verband und sehe mir die Wunde an. Sie sieht besser aus, als gestern, es hat aufgehört zu Bluten und ich wasche vorsichtig das Blut ab. Dann trage ich wieder die Salbe auf und verbinde die Wunde wieder mit dem Verband, obwohl er nicht mehr so sauber und voller Blut ist. Mein Magen knurrt und erst jetzt merke ich, wie lange ich nichts mehr gegessen habe. Ich packe meine Sachen wieder ein und mache mich auf die Suche nach irgendetwas Essenbarem. Zum Füllhorn gehe ich erstmal lieber nicht. Als ich auch nach zwei Stunden nicht mehr als drei Mäuse gefunden und erlegt habe, gebe ich auf. Es hat keinen Sinn noch mehr Energie darauf zu verwenden, kleine Nager hinterher zujagen. Wenn ich etwas zu essen will, muss ich zu, Füllhorn. Wie machen das nur Leta und die anderen Tribute? Zum ersten Mal verstehe ich, was diese Spiele für sie sind, jetzt wo ich auch alleine bin und mich vor den Karrieros in Acht nehme. Jetzt wo ich verwundet bin und nicht einfach so an Essen komme. Wo sind die vielen Sponsoren, die Distrikt 1 sonst immer hat? Habe ich etwas falsche gemacht? Ja, habe ich, ich habe Nero getötet, denke ich. Ich brauche einen Plan, einen Plan an Essen zukommen und den Menschen im Kapitol zu zeigen, dass ich auch alleine gewinnen kann. Ich beschließe mich auf den Weg zum Füllhorn zu machen und zuschauen, ob Apard und Bianca wirklich dort sind.

Der Weg zum Füllhorn dauert länger, als ich es in Erinnerung hatte. Doch als ich schließlich ankomme, muss ich feststellen, dass Apard und Bianca wirklich beim Füllhorn sind. Natürlich, doof sind die beiden ja nicht. Sie wissen genau, dass ich nichts mehr zu essen habe. Wage nehme ich eine Bewegung von der anderen Seite des Füllhorns war. Auch Apard scheint sie bemerktet zu haben, denn er deutet in die Richtung und auch Bianca schaut jetzt in diese Richtung. Die beiden wenden sich in die Richtung und ich halte den Atem an. Erst jetzt fällt mir auf, wie wenige wir eigentlich noch sind. Apard, Bianca, ich und noch zwei weitere, darunter wahrscheinlich auch Leta, aber genau kann ich es nicht sagen, ich weiß noch nicht, wer heute morgen gestorben ist. Ansonsten waren noch der Junge aus 3 und das Mädchen aus 9 am Leben. Jetzt kann ich an der anderen Seite eine Gestalt ausmachen. Bianca rennt auf sie zu und Apard folgt ihr. Das ist meine Chance. Ich renne los, auf das Füllhorn zu und bete, dass die beiden mich nicht bemerken. Beim Füllhorn angekommen schnappe ich mir eine Packung Brötchen und eine mit Äpfeln. Dann renne ich, so schnell ich kann zurück Richtung Wald. „Hey! Bianca! 1!", schreit Apard plötzlich. Scheiße! Er hat mich gemerkt und ein schneller Blick nach hinten zeigt mir, dass Bianca jetzt direkt auf mich zu rennt mit einer Axt in der Hand. Ich renne noch schneller. Mein Arm tut wieder weh und ich weiß, dass Bianca mich jagen wird, bis ich nicht mehr kann. Ich erreiche den Wald, höre ihre Schritte hinter mir. Sie hat aufgeholt. Ein Zischen. Gerade kann ich noch einem großen Messer ausweichen, dass sie nach mir wirft. Ich muss sie irgendwie abschütteln. Die Bäume. Ich kann sie nutzen und ich weiß, dass Bianca nicht so wenig ist wie ich. Blöd ist Bianca zwar nicht, aber halt nicht besonders schnell im Ausweichen. Ich renne direkt auf einen großen Baum zu und schlage in der letzten Sekunde noch einen Haken. Bianca kann noch etwas abbremsen, knallt aber trotzdem gegen den Baum. Ich höre sie laut fluchen und beschleunige nochmal meine Schritte. Ein Blick nach hinten und ich sehen, dass ich sie abgeschüttelt habe. Trotzdem renne ich weiter und weiter, bis ich irgendwann nicht mehr kann. Ich bleibe kurz stehen und ringe nach Atem. Ich habe Seitenstechen und mein Arm schmerzt höllisch von der Anstrengung. Wenigstens habe ich auf meiner Flucht nicht meine Beute verloren. Ich suche mir einen geeigneten Platz und esse einen der Äpfel und, weil ich danach immer noch nicht satt bin ein Brötchen.

When I dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt