Kapitel 15

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Mittlerweile ist eine Woche vergangen und der Junge aus 10 ist uns noch zum Opfer gefallen. Noch acht, die sterben müssen. Eigentlich geht es uns Karrieros gut, wenn wir nicht schon unsere ganzen Essensvorräte aufgebraucht hätten und es in der Arena mehr, als nur Mäuse geben würde. „Wir brauchen was zu essen", meint Meira. „Wir gehen jetzt nicht zurück zum Füllhorn!", widerspricht Nero ihr. Er hat schlechte Laune, weil wir nichts mehr zu Essen haben und will, aber erst noch mehr Tribute finden, bevor wir wieder zum Füllhorn gehen. „Wir gehen zurück, wenn wir noch einen gefunden haben", entscheidet Bianca. „Das kann ewig dauern", entgegnet Talon. „Nicht wenn wir auch mal was tun würden und nicht hier rumsitzen würden und streiten", meint Apard. „Gut, Nero und ich schauen, ob wir vielleicht doch mehr, als Mäuse finden und ihr macht euch auf die Suche nach Tributen", schlage ich genervt vor. Die anderen stimmen zu und Nero und ich wollen gerade los gehen als Talon meint: „Ich komme mit euch." „Echt jetzt?", fragt Nero genervt. Ich werfe ihm einen vielsagenden Blick zu. Er scheint mich verstanden zu haben und erlaubt Talon mit zukommen. Wir machen uns zu dritt auf den Weg Richtung Wald. Die meiste Zeit schweigen wir und ich hoffe inständig, dass Nero mich wirklich verstanden hat. Mein Plan ist recht einfach. Ich verschwinde kurz, warum auf immer und Nero kann Talon umbringen, was Nero nicht weiß, dass ich dasselbe mit ihm vor habe. Es ist gemein und das weiß ich auch, aber ich muss gewinnen. Alles andere kann ich meiner Familie nicht antun. 

Ich bleibe plötzlich stehen und tue so, als hätte ich etwas gesehen. „Was ist?", fragt Talon. „Ich glaube da war was. Bleibt kurz hier, ich bin gleich wieder da", antworte ich und gehe in die Richtung, in der ich anscheinend etwas gehört habe. Ich gehe solange weiter, bis ich die Kanone höre. Ich bleibe stehen und bete, dass es wirklich Talons Kanone war. Langsam mache ich mich wieder auf den Rückweg und gehe nochmal meinen Plan durch. Alles wird gut, Saphira. Atme. Sage ich mir immer wieder. Wenn mein Plan funktioniert, muss ich mich dann alleine durchschlagen. Doch alleine bin ich auch schon früher besser klar gekommen, als mit anderen. Als ich wieder bei Nero ankomme, sehe ich, dass er mich verstanden hat. Ich versuche Talons Leiche zu ignorieren. Ich lächle Nero an und gehe zu ihm. Atme, Saphira, atme. Sage ich mir wieder. Auch Nero kommt auf mich zu und jetzt stehen wir ganz nah voreinander. Ich spüre das Messer in meiner rechten Hand. Ohne Grund muss ich an Apard denken. Verdammt, warum muss ich immer dann an ihn denken, wenn es mir am wenigsten passt. Nero mustert mich und ich muss mich zwingen zu lächeln. Dann küsst er mich. Ich erwidere seinen Kuss und fahre gleichzeitig mit meiner rechten Hand seinen Rücken hoch. Er weiß nicht, dass ich ein Messer in der Hand habe. Jetzt, denke ich und stoße Nero das Messer in den Nacken. 

Einen Moment starre ich aus seine Leiche, unfähig mich auch nur irgendwie zu bewegen und kann nicht glauben, was ich eben getan habe. Die Kanone hallt in meinem Kopf nach. Stimme reißen mich aus meiner Trance, doch es ist zu spät, abzuhauen. Apard, Bianca und Meira sind da. Sie schauen von Talons Leiche zu Neros und schließlich von mir. Apard versteht es als erstes. Sein Gesicht ist ausdruckslos und ich habe keine Ahnung, was in seinem Kopf vor sich geht. Meira ist wie erstarrt und sieht entsetzt aus. Bianca starrt mich finster an, dann wirft sie ein Messer nach mir. Das habe ich nicht kommen sehen und das Messer trifft mich leicht am Ohr und bleibt zittert im Baum hinter mir stecken. Ich greife auch zu meinen Messer und konzentriere mich auf Bianca. Sie nimmt noch ein Messer und wirft es wieder auf mich zu. Gerade noch rechtzeitig reiße ich den Arm hoch. Schmerz benebelt meine Gedanken und ich schreie kurz auf vor Schmerz. Wäre ich auch nur einen Bruchteil einer Sekunde langsamer gewesen, wäre ich jetzt tot. Bianca will sich noch ein Messer nehmen, doch sie hat keins mehr und um an ihre Axt zukommen braucht sie länger. Ich nutze den Moment und schleudere ein Messer auf Meira zu. Es trifft sie in den Bauch. Sie stolpert nach hinten und renne so schnell ich kann davon. Weg. Einfach weg von diesem Ort. Während dem Rennen ziehe ich das Messer aus meinem Arm. Ich versuche irgendwie den Arm so still zu halten wie es eben beim rennen geht. Auch mein Ohr schmerzt an der Stelle wo mich Biancas anderes Messer getroffen hat, doch mein Arm tut viel schlimmer weh. Eine Kanone knallt. Wahrscheinlich Meiras. Ich weiß nicht in welche Richtung ich gerannt, aber irgendwann stehe ich in einer der Ruinen und lasse mich gut versteckt dort nieder. Ich will mir meine Wunde am Arm ansehen, doch meine Jacke stört und kurzerhand reiße ich den Ärmel ab. Er ist mit meinem Blut durchtränkt und hat sich dunkelrot gefärbt. Ich sehe mir die Wunde genauer an. Sie ist nicht groß, aber tief und hört nicht mehr auf zu bluten. Scheiße. Ich habe ein Problem, wenn die Blutung nicht bald aufhört werde ich irgendwann verbluten. Kurz schließe ich die Augen und versuche mich zu sammeln, als ich ein leises, durchdringendes Piepsen höre. Ich öffne die Augen wieder und sehe einen kleinen Fallschirm an dem eine Dose befestigt ist. Ich schraube die Dose auf. In ihr ist eine kleine Tube und ein sauberer Verband. Danke, Cashmere. Vorsicht trage ich die Salbe, die sich in der Tube befindet auf die Wunde auf und verbinde sie mit dem Verband. Ich habe nicht viel Ahnung von Verbänden, aber ich versuche ihn so fest es geht zu binden, um die Blutung zu stoppen. Am Abend sitze ich immer noch in meinem Versteck und nicke fast ein, bis die Hymne mich weckt. Die Gesichter von Nero, Talon und Meira erscheinen nacheinander am Himmel. Drei Karrieros an einem Tag und zwei davon habe ich getötet. Jetzt sind es nur noch 5 Tribute, dann kann ich nach Hause.

When I dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt