2. Wer ein Träumerle ist

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Bob sprang erschrocken auf, als er Justus in der Tür sah. Dabei war eigentlich gar nichts wirklich Auffälliges passiert. Die beiden hatten am Schreibtisch gesessen und gegrinst, als Peter einen Witz erzählt hatte. Sein Aufspringen hatte die Situation erst verdächtig gemacht. Innerlich ohrfeigte er sich für diesen Reflex, äußerlich lief er so rot an wie eine Tomate, zumindest fühlte es sich so an, als würde ihm gerade all sein Blut in den Kopf steigen. Am liebsten wäre er an Justus vorbei nach draußen geflüchtet, doch das hätte im Nachhinein für ein Kreuzverhör seiner Kollegen gesorgt und darauf konnte der Dritte gut verzichten.

Justus blickte Bob irritiert an und fragte dann: „Alles gut, Bob? Hast du einen Geist gesehen?"

„Ne, ne, alles- alles gut. Mir geht es gut." Bob schluckte merklich und ließ sich dann wieder auf das Sofa sinken.

„Na dann. Ich war eben mit Onkel Titus auf einer Versteigerung und irgendwie lässt mich das Verhalten eines Bietenden nicht los. Ich verstehe einfach nicht, wie er sich so respektlos verhalten konnte", fing der Erste zu erzählen an, während er sich eine Limo aus dem Kühlschrank holte und sich neben Bob auf das Ledersofa fallen ließ.

Als er seine Dose öffnete und einen ersten Schluck nahm, drehte sich Peter zu den beiden um und gab zu bedenken: „Och Just, das ist wahrscheinlich wieder nur eins deiner Hirngespinste. Gib es doch zu, du kannst es einfach nur nicht aushalten, dass wir zurzeit keinen Fall und tatsächlich sowas wie Ferien haben. Also ich würde heute zumindest noch gerne an den Strand und ich lasse mich nicht so gerne davon abhalten, weil du hinter jedem merkwürdigen Verhalten wieder direkt einen Fall witterst."

Bob stimmte Peter zu: „Ich habe mich auch darauf gefreut, heute noch ein wenig Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Dein Ehrgeiz in allen Ehren, Erster, aber ich habe für meine Verhältnisse heute schon genug Zeit in diesem stickigen Kabuff verbracht."

Justus nickte nur, zupfte dann kurz an seiner Unterlippe und sagte schließlich: „Na gut, dann geht ruhig an den Strand. Meine Gedanken befinden sich derzeit zu sehr bei potenziell kriminellen Aktivitäten, ich finde jetzt keine Ruhe."

Peter sagte prompt: „Okay, kommst du, Bob?" Der Dritte meinte, ein kleines Blitzen in den Augen des zweiten Detektivs erhaschen zu können und nickte.

„Und du willst wirklich nicht mitkommen, Just? Das Wetter ist traumhaft!", hakte er noch einmal nach. Natürlich freute er sich riesig, Zeit mit Peter alleine zu verbringen und dann auch noch am Strand, aber er wollte nicht, dass Justus sich ausgeschlossen fühlte.

Doch dieser antwortete nur, anscheinend schon in Gedanken versunken: „Nein, geht ihr ruhig." Das ließen die beiden anderen sich nicht zwei Mal sagen und traten ins Freie.

Als sie draußen vor der Zentrale standen, wehte ihnen ein kühler Wind entgegen und Bob fragte: „Und jetzt? Wir haben beide keine Schwimmsachen dabei."

Doch Peter antwortete nur grinsend: „Och, Bobbele, dann gehen wir eben so ins Wasser. Bei der Hitze trocknen wir eh schnell und gegen einen Strandspaziergang nach dem Schwimmen hast du sicherlich auch nichts einzuwenden, oder?"

Er schüttelte lächelnd den Kopf. Natürlich hatte er nichts gegen einen Spaziergang am Strand. Peter hätte mit ihm auch zu einem Basketballspiel gehen können und er wäre ohne zu murren mitgekommen. Er verstand die Regeln zwar nicht und auch sonst konnte er dem Sport nichts abgewinnen, doch alleine um Peter nah zu sein, hätte er es über sich ergehen lassen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Peter ihn Bobbele genannt hatte. Das tat er nur sehr selten, meistens aus Spaß, doch jetzt hatte es so sanft geklungen. Oder täuschte er sich etwa schon wieder?

„Alles okay? Du bist heute wirklich ein Träumerle, Bob", riss Peter ihn aus seinen Gedanken.

„Mh?", erwiderte der Dritte, obwohl er den zweiten Detektiv sehr wohl verstanden hatte.

„Du bist ein Träumerle, sagte ich. Und daraus schließe ich, dass wir besser mit meinem Wagen zum Strand fahren." Bob willigte ein und ließ sich nur kurze Zeit später auf dem Beifahrersitz des roten MG nieder. Während der Zweite den Motor startete und in Richtung Küste abbog, lehnte Bob seinen Kopf ans Fenster und als er an all die wundersamen Dinge dachte, die an diesem Tag noch zwischen ihnen passieren konnten, fing es in seinem Bauch wohlig zu kribbeln an. Auf sein Gesicht schlich sich ein breites Grinsen, während die Welt hinter der Fensterscheibe weiter an ihm vorbeizog. Schließlich stoppte Peter den Wagen und als Bob keine Anstalten machte, seinen Blick vom Fenster abzuwenden, meinte er: „Kommst du oder soll ich ohne dich schwimmen gehen?" Der Dritte konnte an seiner Stimme hören, dass er bei dem Satz lächelte.

Die drei Fragezeichen und der ganz normale WahnsinnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt